Synonym: chronisches Nierenversagen
Englisch: chronic renal insufficiency (CRI)
Als chronische Niereninsuffizienz wird eine über längere Zeit bestehende, progrediente, meist irreversible Einschränkung der Nierenfunktion bezeichnet, die letztendlich zu einem terminalen Nierenversagen mit Urämie führt. Die Filtrationsfunktion der Nieren ist bei diesem Krankheitsbild stark gestört.
Im engeren Sinn definieren die aktuellen Leitlinien den Begriff chronische Niereninsuffizienz als das Terminalstadium einer chronischen Nierenerkrankung. Dieses Terminalstadium ist durch eine Nierenleistung von 15 % der Norm (GFR < 15 ml/min/1,73 m²) oder weniger gekennzeichnet, wobei die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie (Dialyse oder Nierentransplantation) besteht.
N18 | Chronische Niereninsuffizienz |
N18.5 | Terminale Niereninsuffizienz |
N18.8_ | Sonstige chronische Niereninsuffizienz |
N18.9 | Chronische Niereninsuffizienz, nicht näher bezeichnet |
Die Niere versagt als Filtersystem des Blutes und es kommt zur Ansammlung von Abbauprodukten des Proteinstoffwechsels im Blut, die in hoher Konzentration für den Körper toxisch sind. Diese Substanzen sind in erster Linie:
Darüber hinaus spielen Phenole, Guanidine und Amine eine Rolle.
Neben der Harnbildung ist die Niere unter anderem noch für den Wasser- und Elektrolythaushalt zuständig. Elektrolyte sind für den Körper wichtige Salze wie
Im fortgeschrittenen Stadium geht auch die Fähigkeit der Niere verloren, den Elektrolyt-, Wasser- und Säure-Basen-Haushalt zu regulieren. Die Niere bildet außerdem im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System die Hormone, die den Blutdruck regulieren. Die eingeschränkte Nierenfunktion führt daher zu Bluthochdruck.
In Deutschland beträgt die Prävalenz der chronischen Niereninsuffizienz etwa 1.050 Fälle pro Million Einwohner. Seit 1995 ist die Zahl der Dialysepatienten um mehr als 50 % gestiegen, die der Nierentransplantierten um mehr als 70 %. Die steigenden Fallzahlen rekrutieren sich ausschließlich aus der Altersklasse der über 65jährigen. In den jüngeren Jahrgängen sind die Inzidenz und Prävalenz der chronischen Niereninsuffizienz weitgehend stabil geblieben.
Die chronische Niereninsuffizienz kann durch ganz verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Dazu zählen unter anderem:
Seit 1994 werden in Deutschland durch das Projekt QuaSi-Niere (Qualitätssicherung in der Nierenersatztherapie) statistische Daten von dialysepflichtigen oder transplantierten Patienten erhoben. Dabei lässt sich in den letzten Jahren ein deutlicher Trend hin zum Diabetes mellitus und zur Hypertonie als Hauptursachen einer chronischen Niereninsuffizienz ablesen.
Anhand der glomerulären Filtrationsrate (GFR) kann man die Niereninsuffizienz in fünf Schweregrade einteilen:
Stadium | GFR | ICD10-Code | Nierenerkrankung... |
---|---|---|---|
1 | > 90 | N18.1 | ...mit normaler Nierenfunktion |
2 | 60-89 | N18.2 | ...mit milder Funktionseinschränkung |
3 | 30-59 | N18.3 | ...mit moderater Funktionseinschränkung |
4 | 15-29 | N18.4 | ...mit schwerer Funktionseinschränkung |
5 | < 15 | N18.5 | Chronisches Nierenversagen |
Anhand der Retentionswerte kann man die Niereninsuffizienz in vier Schweregrade einteilen:
Stadium 1: Kompensiertes Dauerstadium: Kreatinin-Clearance ist eingeschränkt. Kreatininspiegel im Plasma befindet sich im Normbereich. Keine klinischen Symptome erkennbar |
Stadium 2: Kompensierte Retention: Kreatinin ist im Plasma erhöht, keine klinischen Symptome erkennbar |
Stadium 3: Dekompensierte Retention: klinische Symptome sind durch fortgeschrittenen Funktionsverlust der Nieren erkennbar |
Stadium 4: Terminale Niereninsuffizienz (Urämie): Nierenversagen, welches eine Behandlung durch Dialyse oder Nierentransplantation notwendig macht |
Symptome der chronischen Niereninsuffizienz sind:
Je länger die chronische Niereninsuffizienz bereits andauert, desto schwieriger ist es, die eigentliche Ursache für das Auftreten dieser Erkrankung zu diagnostizieren. Es werden folgende Maßnahmen durchgeführt:
Anhand der Veränderung der Beschaffenheit des Nierengewebes kann man die Ursache der Erkrankung identifizieren.
Um ein chronisches Nierenversagen (Niereninsuffizienz) festzustellen, werden zunächst Blut und Urin untersucht. Der Arzt bestimmt die Urinmenge und überprüft, wie gut die Niere funktioniert (Kreatinin-Clearance). Meistens sind die Nierenwerte bei einer Nierenschwäche erhöht (Kreatinin und Harnstoff - beides sind Abbauprodukte des Eiweißes).
Vorweg wird die Erkrankung behandelt, die die chronische Niereninsuffizienz verursacht hat. Der Patient bekommt eine eiweiß- und salzarme Diät, um die Flüssigkeitsansammlungen zu hemmen.
Unterstützend werden Diuretika verabreicht, die zu einer steigenden Flüssigkeitsausscheidung führen. Die Flüssigkeitszufuhr des Patienten wird kontrolliert und dokumentiert. Ist die Schädigung der Niere schon zu weit fortgeschritten und Führen diese Maßnahmen nicht zur Besserung, wird die dauerhafte Dialysebehandlung eingesetzt. Alternativ kommt bei Eignung des Patienten und Verfügbarkeit eines Spenderorgans auch eine Nierentransplantation in Betracht.
Fachgebiete: Nephrologie
Diese Seite wurde zuletzt am 15. Februar 2019 um 10:41 Uhr bearbeitet.
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