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Hyperoxalurie

Synonyme: Oxalurie, Oxalose
Englisch: hyperoxaluria, oxalosis, Bird's disease

1. Definition

Unter einer Hyperoxalurie versteht man einen erhöhten Gehalt an Oxalsäure im Urin bzw. eine erhöhte renale Oxalsäureausscheidung.

2. Einteilung

Man unterscheidet je nach Ätiologie zwischen primären und sekundären Formen:

2.1. Primäre Hyperoxalurie

Die seltene primäre Hyperoxalurie beruht auf genetisch bedingten Enzymdefekten. Man unterscheidet zwischen:

2.2. Sekundäre Hyperoxalurie

Sekundäre Hyperoxalurien entstehen meist im Rahmen einer langjährigen Dialyse, insbesondere bei zusätzlicher Einnahme von Ascorbinsäure als Nahrungsergänzungsmittel. Auch eine sekundäre Hyperoxalurie nach Dünndarmresektion ist beschrieben.

Weitere Risikofaktoren sind:

3. Pathophysiologie

Bei der primären Form führt die erhöhte Produktion von Oxalsäure zu einer Hyperoxalämie und Hyperoxalurie und folglich zur Ablagerung von Calciumoxalat-Kristallen in unterschiedlichen Geweben. Bei der sekundären Form wird Oxalat bei Urämie und durch die Dialyse nicht ausreichend ausgeschieden.

4. Klinik

Calciumoxalat-Kristalle lagern sich in Niere, Auge, Herzmuskel, Gefäßwänden, Haut, Knochen, Gelenkknorpel und im Nervengewebe ab. Die Folgen sind eine Oxalat-Nephropathie mit Nephrokalzinose, Nephrolithiasis bzw. Urolithiasis und ein terminales Nierenversagen.

Im Knochen führen die Kristallablagerungen zur Bildung von Fremdkörpergranulomen und Stimulation der Knochenneubildung. Kristallablagerungen im Gelenkknorpel und Synovialis im Sinne einer Kristallarthropathie sind eher selten.

5. Diagnostik

5.1. Labormedizin

Die Obergrenze einer normalen Oxalsäureausscheidung liegt bei 40 mg bzw. 440 µmol in 24 Stunden. Männer haben ernährungs- und konstitutionsbedingt leicht höhere Werte (43 mg/Tag) als Frauen (32 mg/Tag).

Die Calciumoxalat-Kristalle haben eine variable Form und eine variable Doppelbrechung im polarisierten Licht. Häufig sind Doppelpyramiden mit stark positiver Doppelbrechung zu erkennen.

Gelenkpunktate sind meist nicht-entzündlich (< 2.000 Leukozyten/µl).

5.2. Neugeborenenscreening

Im Rahmen der aktuellen Pilotstudie (2023) zur Aufnahme neuer Erkrankungen in das Neugeborenenscreening wird auch nach der primären Hyperoxalurie (Typ 1 und 3) gesucht. Voraussetzung ist die explizite Zustimmung der Eltern. Bisher ist sie noch nicht Bestandteil des regulären Screenings.

5.3. Bildgebung

Im Röntgen und CT finden sich u.a. folgende Zeichen:

6. Differenzialdiagnosen

7. Therapie

Eine kausale Therapie bei der primären Hyperoxalurie ist derzeit (2024) nicht möglich. Insgesamt wird die Erkrankung symptomatisch behandelt, wobei NSAR, Colchicin, intraartikuläre Glukokortikoidgaben und/oder erhöhte Dialysefrequenz nur wenig erfolgsversprechend sind. Bei der primären Oxalose kann eine Lebertransplantation die Symptome bessern.

Bei der primären Hyperoxalurie Typ 1 ist Lumasiran als Orphan Drug in Deutschland zugelassen.

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