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Hypervitaminose D

Synonyme: Vitamin-D-Hypervitaminose, D-Hypervitaminose

1. Definition

Als Hypervitaminose D bezeichnet man eine Überversorgung des Körpers mit Vitamin D. Sie muss nicht zwingend mit einer Intoxikation einhergehen. Die Hypervitaminose D ist das Gegenteil eines Vitamin-D-Mangels mit ebenfalls charakteristischen Symptomen.

2. Ätiologie

Eine Hypervitaminose D entsteht meist durch eine Überdosierung von Vitamin D-Präparaten, z.B. durch Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder zur Therapie eines sekundären Hyperparathyreoidismus. Eine alimentäre Hypervitaminose D ist nicht möglich.

Erhöhte Calcitriol-Spiegel können auch bei primärem Hyperparathyreoidismus oder bei einigen granulomatösen Erkrankungen (z.B. Sarkoidose, Tuberkulose) auftreten.

3. Pathophysiologie

Die Symptome einer Hypervitaminose D entstehen durch die erhöhte Wirkung von Calcitriol (1,25-Dihydroxycholecalciferol), dem aktiven Metaboliten von Vitamin D3. Er induziert eine vermehrte intestinale und renale Kalziumresorption. Nach Bindung an den Vitamin-D-Rezeptor führt Calcitriol zu einer vermehrten Transkription entsprechender Zielgene. Dadurch wird z.B. die Expression von Calbindin und der basolateralen Kalzium-ATPase (PMCA1b) der Enterozyten erhöht. Darüber hinaus stimuliert Calcitriol die Phosphatresorption im Gastrointestinaltrakt. Hierbei spielt die gesteigerte Expression eines Natrium-Phophat-Cotransporters eine wichtige Rolle. Außerdem kommt es durch Stimulation der Osteoklasten zur Kalziummobilisierung aus dem Knochen. Die Folge ist eine Knochenentkalkung bzw. langfristig eine Osteoporose. Das freigesetzte Kalzium muss renal ausgeschieden werden. Nach Versagen einer kompensatorischen Hyperkalzurie und Polyurie entsteht eine Hyperkalzämie. Langfristig kann es zur Ausfällung von Kalziumphosphat und zur Nephrokalzinose mit Nierenversagen führen. Kalzifikationen sind auch in anderen Organen möglich (Blutgefäße, Herz, Lunge, Knochen)

Die inaktiven Vorstufen von Calcitriol (Cholecalciferol und Calcidiol) können ebenfalls zu den gleichen Pathomechanismen führen, jedoch sind zur Stimulation des Vitamin-D-Rezeptors deutlich höhere Dosierungen erforderlich.

4. Grenzwerte

Eine Überversorgung mit Vitamin D wird definiert durch einen Calcidiol-Serumspiegel von über 400 nmol/l bzw. 160 ng/ml.

Die Überdosierung kann akut oder chronisch erfolgen. Akut tritt sie bei Einzelgabe beim Erwachsenen ab etwa 50 mg, entsprechend 2.000.000 IE ein.

Angaben zur maximalen Dosis, die bei chronischer Einnahme zu einer Intoxikation führt, variieren in der Literatur. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die täglich tolerierbare Gesamtzufuhrmenge wie folgt festgelegt:[1]

  • Kinder im ersten Lebensjahr: 1.000 IE/d (25 µg/d)
  • Kinder bis zum 10. Lebensjahr: 2.000 IE/d (50 µg/d)
  • ab dem 10. Lebensjahr: 4.000 IE/d (100 µg/d)

Diese tolerierbaren Gesamtzufuhrmengen pro Tag beziehen sich auf die Vitamin-D-Zufuhr aus allen Lebensmitteln (einschließlich Vitamin-D-Präparate und angereicherte Lebensmittel). Vermutlich ist eine Intoxikation jedoch erst bei deutlich höheren Dosen zu erwarten.

5. Symptome

Die Symptome der akuten Hypervitaminose D sind in erster Linie durch die erhöhte Kalziumkonzentration im Blut bedingt. Zu ihnen gehören zunächst:

Eine chronische Vitamin D-Intoxikation führt weiterhin zu:

6. Diagnostik

Labordiagnostisch finden sich i.d.R. folgende Veränderungen:

  • Hyperkalzurie
  • erniedrigter Parathormon-Spiegel
  • Hyperkalzämie
  • Calcidiol-, Calcitriol- oder Pharmakon-Konzentration stark erhöht

7. Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Schwere der Symptome. Basismaßnahmen bei Hypervitaminose D bzw. leichter Intoxikation sind

  • Unterbrechung der Vitamin-D-Zufuhr und kalziumarme Diät
  • Korrektur einer Dehydratation und Erhöhung der Trinkmenge
  • ggf. Gabe von kalziumsparenden Diuretika

Eine schwere Hyperkalzämie (> 3,5 mmol/l) erfordert eine sofortige stationäre Aufnahme mit:

8. Prophylaxe

Zur Vermeidung von Hyperkalzämien müssen bei der Einleitung einer Behandlung mit Vitamin D oder seinen Derivaten stets Kontrollen des Serumkalziums durchgeführt werden.

9. Literatur

10. Quellen

  1. EFSA [1], abgerufen am 28.04.2020

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