Renale Osteopathie
Synonym: Renale Osteodystrophie
Englisch: renal osteopathy
Definition
Die renale Osteopathie ist eine Osteomalazie der Knochen, die im Rahmen einer chronischen Nierenerkrankung infolge eines sekundären Hyperparathyreoidismus entsteht.
Pathophysiologie
Bei chronischer Niereninsuffizienz besteht ein Mangel an 1,25-Dihydroxycholecalciferol, auch Calcitriol genannt. Hierbei handelt es sich um die stoffwechselaktive Form des Vitamin D (Cholecalciferol). Cholecalciferol wird zunächst in der Leber hydroxyliert und danach durch eine zweite Hydroxylierung in der Niere in die biologisch aktive Form überführt.
Calcitriol ist verantwortlich für die Calcium- und Phosphatrückresorption aus dem Gastrointestinaltrakt und der Niere und ist entscheidend für die Mineralisation des Knochenmaterials. Fehlt Calcitriol, kommt es zu einer Hypokalzämie. Durch den fallenden Serumcalciumspiegel wird in den Nebenschilddrüsen die Sekretion von Parathormon (PTH) angeregt. Parathormon führt zu einer Osteoklastenaktivierung, um Calcium aus dem Knochen zu mobilisieren, was im Verlauf zu einer Osteomalazie bzw. Osteodystrophie führt.
Darüber hinaus kommt es durch die verminderte Ausscheidungsleistung der Nieren zu einer Hyperphosphatämie und konsekutiv zu einem erhöhten Blutspiegel von FGF23. Dieser Pathomechanismus führt unabhängig von Calcitriol ebenfalls zu einer Osteomalazie.
Symptome
Klinische Symptome sind u. a. Knochen- und Gelenkschmerzen, sowie Schwellungen und Deformationen. Sie treten häufig zusammen mit einer proximal betonten Muskelschwäche auf.
Diagnose
Bildgebung
Im Röntgenbild zeigen sich als Ausdruck des sekundären Hyperparathyreoidismus u. a. folgende Befunde:
- subperiostale Knochenresorptionen
- fleckige Osteosklerose
- kortikale Auflockerungen
Zusätzlich kann es zu Knochendeformationen und extraossären Kalzifikationen kommen.
Laborbefunde
- Erhöhte Retentionswerte (Serumkreatinin, Harnstoff)
- Hyperphosphatämie
- Normales bis erniedrigtes Serumcalcium
- Parathormon im Serum erhöht
- Alkalische Phosphatase erhöht (gesteigerter Knochenumsatz)
Therapie
Die Behandlung zielt auf die Korrektur der gestörten Mineralstoffbalance und umfasst u. a.:
- Substitution von Calcitriol zur Förderung der intestinalen Calciumaufnahme
- Gabe von Calcium (z. B. Calciumcarbonat)
- Phosphatbinder, um die Hyperphosphatämie zu kontrollieren
In fortgeschrittenen Fällen kann eine chirurgische Parathyreoidektomie notwendig sein, wenn der Hyperparathyreoidismus nicht mehr beherrschbar ist.
Quelle
- kdigo.org - 2017 KDIGO CKD-MBD Guideline Update, abgerufen am 10.12.2025