Lumasiran
Handelsnamen: Oxlumo®
Englisch: lumasiran
Definition
Lumasiran ist ein siRNA-Therapeutikum, das zu einen Silencing des Gens HAO1 führt, das für die Hydroxysäureoxidase 1 (Glykolatoxidase) codiert. Es ist ein Orphan Drug zur Behandlung bestimmter Formen der Hyperoxalurie.
Chemie
Bei Lumasiran handelt es sich um eine small interfering RNA (siRNA). Der Wirkstoff ist ein doppelsträngiges RNA-Molekül, das zur mRNA des Zielgens komplementär ist.
Wirkmechanismus
Lumasiran kann im Rahmen der RNA-Interferenz die Translation des Gens HAO1 ausschalten, das für die für die Hydroxysäureoxidase 1 codiert. Durch die daraus erfolgende Abnahme der Hydroxysäureoxidase-Spiegels wird weniger Glyoxylat gebildet.
Bei Patienten mit primärer Hyperoxalurie vom Typ 1 fehlt die Alanin-Glyoxylat-Aminotranserase (AGT), die Glyoxylat verstoffwechselt. Durch den Enzymdefekt wird Glyoxylat vermehrt in Oxalat umgewandelt, das sich z.B. in den Nieren ablagert und dort zu einem Nierenversagen führen kann. Durch eine Reduktion der Glyoxylat-Spiegel mithilfe von Lumasiran werden somit auch die Oxalat-Spiegel reduziert, da weniger Glyoxylat zur Verfügung steht, das zu Oxalat verstoffwechselt wird.
Pharmakokinetik
Die Halbwertszeit nach subkutaner Gabe von Lumasiran beträgt 4 Stunden. Die Plasmaproteinbindung liegt zwischen 77 und 85%, das Verteilungsvolumen bei 4,9 Litern. Die Biotransformation erfolgt hauptsächlich über Nukleasen und ohne Beteiligung des CYP450-Systems. Der Wirkstoff wird zum Großteil über die Leber eliminiert.
Indikation
- primäre Hyperoxalurie Typ 1 (PH1) in allen Altersgruppen[1]
Darreichungsform
Lumasiran ist als subkutane Injektionslösung erhältlich.
Dosierung
Die Dosierung für Personen mit einem Gewicht über 20 kg beträgt 3 mg/kgKG einmal monatlich für drei Monate. Für die Erhaltungstherapie werden 3 mg/kgKG alle drei Monate, also vierteljährlich, verabreicht.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen sind Lokalreaktionen an der Injektionsstelle (32 %) sowie Abdominalschmerzen (7,7 %). Eine weitere mögliche Nebenwirkung ist eine metabolische Azidose bei Patienten mit Niereninsuffizienz, da der Plasmaglykolatspiegel ansteigt.
Kontraindikationen
- schwere Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Komponenten des Arzneimittels
Eine Anwendung in der Schwangerschaft ist bei einer Nutzen-Risiko-Abwägung möglich. In tierexperimentellen Studien wurden keine Hinweise auf eine Embryotoxizität gefunden.
Wechselwirkungen
Da Lumasiran nicht über das CYP450-System verstoffwechselt wird, sind keine diesbezüglichen Wechselwirkungen zu erwarten.
Zulassung
Die Zulassung in Europa erfolgte im Januar 2021. In beiden Zulassungsstudien, ILLUMINATE-A und ILLUMINATE-B, wurde die Überlegenheit von Lumasiran gegenüber Placebo gezeigt. Die Oxalat-Ausscheidung wurde signifikant verringert. Komplikationen der PH1 wie eine Nephrokalzinose wurden gebessert.
Literatur
Lumasiran (gelbe Liste), gelbe Liste online, aufgerufen am 13.02.2021
Fachinfo zu Oxlumo 94,5 mg/0,5 ml Injektionslösung, aufgerufen am 13.02.2021
Pharmazeutische Zeitung online: Lumasiran reduziert Oxalatüberschuss. Kerstin A. Gräfe, 04.02.2021; aufgerufen am 13.02.2021
Quellen
- ↑ Kang C. Lumasiran: A Review in Primary Hyperoxaluria Type 1. Drugs. 2024