Injektionslösung
Definition
Eine Injektionslösung ist eine Darreichungsform eines Arzneimittels zur Injektion in ein Gewebe oder Blutgefäß. Der Arzneistoff ist in der Flüssigkeit bereits gebrauchsfertig gelöst oder liegt als Trockensubstanz vor und wird kurz vor Injektion mit Flüssigkeit vermischt.
Hintergrund
Nach Arzneibuch sind Injektionslösungen mit einem Volumen bis 20 ml als small volume parenteralia (SVP) von den large volume parenteralia (LVP) ab 100 ml abzugrenzen. Letztere werden als Infusionslösung bezeichnet.
Injektionslösungen werden in der Regel in Ampullen oder Injektionsflaschen, vorzugsweise aus Glas aufbewahrt. Wird die Injektionslösung erst kurz vor der Gabe angemischt, kommen Durchstechflaschen zum Einsatz.
Die Injektionslösungen werden je nach Wirkstoff und Konzentration verdünnt oder unverdünnt injiziert. Neben Lösungen können auch Suspensionen und Emulsionen injiziert werden. Suspensionen dürfen nicht i.v., sondern nur i.m. oder s.c. verabreicht werden, damit es nicht zu einem Gefäßverschluss kommt. Die Partikel dürfen maximal 40 µm groß sein und die Suspension muss vor der Anwendung durch Schütteln homogenisiert werden.
Aus biopharmazeutischer Sicht wird nach einer intravenösen Injektion der gesamte injizierte Arzneistoff innerhalb von Sekunden bis Minuten gleichmäßig im Blut verteilt, sodass der Plasmaspiegel durch den Quotienten aus applizierter Arzneistoffmenge und Plasmavolumen beschrieben wird. Dies ist nicht der Fall, wenn sich der Arzneistoff schnell in die Gewebe verteilt.
Die Plasmaspiegelkurve einer extravasalen Applikation (z.B. intramuskuläre Injektion) ähnelt der nach peroraler Applikation (siehe Batemann-Funktion), da der Arzneistoff erst aus dem Gewebe resorbiert werden muss. Hierdurch entsteht ein Retardierungseffekt, der z.B. durch viskositätserhöhende Hilfsstoffe erhöht werden kann.
Anforderungen
Laut Arzneibuch müssen Injektionslösungen steril, pyrogen- und schwebstoffteilchenfrei sein. Geringe Abweichungen sind bei der Isotonizität, beim pH-Wert und bei der Konservierung erlaubt. Der pH-Wert kann in einem gewissen Rahmen vom physiologischen abweichen, sofern dies für die Stabilität des Arzneistoffs notwendig ist. Auf Konservierungsmittel kann verzichtet werden, wenn die Abfüllung steril erfolgt und die Lagerung gewährleistet, dass die Lösung steril bleibt.
Dass diese Anforderungen eingehalten werden, wird durch verschiedene vom Arzneibuch vorgeschriebene Prüfungen kontrolliert.
Herstellung
Die Herstellung von Injektionslösungen erfolgt wie bei Infusionslösungen mit verschiedenen Grundoperationen:
- Lösen: Der Arzneistoff und die Hilfsstoffe werden in Lösung gebracht
- Trennen: Die Lösung wird durch Filtration von ungelösten Bestandteilen und Schwebstoffteilchen befreit.
- Sterilisieren
- Abfüllen
- Etikettieren und Verpacken
Hilfsmittel, die für die Herstellung von Injektionslösungen verwendet werden, sind mit denen für Infusionslösungen identisch:
- Lösungsmittel (v.a. Wasser; hydrophile Alternative ist z.B. Glycerol). Lipophile Lösungsmittel dürfen nur bei extravasaler Applikation verwendet werden (v.a. Sesamöl)
- pH-Korrigentien, v.a. Puffersalze
- Antioxidanzien, v.a. Ascorbinsäure und Bisulfite; bei lipophilen Lösungsmitteln Butylhydroxytoluol
- Konservierungsmittel
- Isotonisierungsmittel
- viskositätserhöhende Mittel
- Tenside, v.a. bei Emulsionen
Beispiele
Häufig verwendete Flüssigkeitsgrundlagen für Injektionslösungen sind:
Literatur
Bauer, Frömmig, Führer: Pharmazeutische Technologie. Mit Einführung in die Biopharmazie. 10. Auflage, Stuttgart 2017