Knochenmetastase
Synonym: Skelettmetastase
Englisch: bone metastases
Definition
Knochenmetastasen sind sekundäre Tumoren des Knochens, die als Metastasen eines Primärtumors entstehen. Es sind die häufigsten Knochentumoren des Erwachsenenalters.
Ätiologie
Knochenmetastasen sind zum größten Teil Metastasen von Malignomen, die eine Metastasierung in den Knochen bevorzugen. So entfallen über 80 % der Knochenmetastasen auf folgende Primärtumoren:
Prinzipiell können jedoch alle malignen Neoplasien Knochenmetastasen setzen. Dabei kann die Knochenmetastase vor dem Primärtumor entdeckt werden.
In einigen Fällen gelingt es trotz intensiver Diagnostik nicht, den verantwortlichen Primärtumor zu lokalisieren. Man spricht von einem CUP-Syndrom (cancer of unknown primary). In einzelnen Fällen kann die histologische Diagnostik der Knochenmetastase dazu beitragen, den Primärtumor zu identifizieren.
Einteilung
Osteolytisch und Osteoplastisch
Knochenmetastasen werden nach ihrer Auswirkung auf die Knochenstabilität und -struktur in zwei große Gruppen eingeteilt - osteolytische und osteoplastische Knochenmetastasen.
Bevorzugt osteoplastische Metastasen setzt das Prostatakarzinom, jedoch sind auch häufiger osteoplastische Metastasen beim Mammakarzinom und Bronchialkarzinom beschrieben. Osteolystische Metastasen sind häufiger beim Nierenzellkarzinom, Bronchialkarzinom, Kolonkarzinom und dem cholangiozellulären Karzinom anzutreffen. Dennoch erlaubt die Unterscheidung in lytische und plastische Metastasen für sich keinesfalls eine Primärtumordiagnose.
Darüber hinaus können Knochenmetastasen zugleich osteoplastische und osteolytische Anteile aufweisen (gemischte Knochenmetastasen).
Lokalisation
Knochenmetastasen können nach dem Ort ihres Auftretens benannt werden. Häufige Lokalisationen von Knochenmetastasen sind das Achsenskelett und die langen Röhrenknochen.
Beispiele sind:
Klinik
Osteolytische Metastasen setzen die biomechanische Belastbarkeit des Knochens herab. So können spontan oder durch Bagatelltraumen ausgelöst pathologische Frakturen das erste Zeichen einer Knochenmetastase sein.
Metastasen ohne Frakturen bzw. osteoplastische Metastasen können durch verdrängendes Wachstum Schmerzen verursachen und zu neurologischen Ausfallserscheinungen führen.
Diagnostik
Das für ein Screening nach Knochenmetastasen am besten geeignete Verfahren ist die Skelettszintigraphie, die lokalisierte Unregelmäßigkeiten des Knochenstoffwechsels aufzeigt. Danach kann eine gezielte Röntgendiagnostik zur Einteilung der Knochenmetastase und zu Festlegung weiterer diagnostischer Schritte erfolgen.
Zur Beurteilung der neurologischen Ausfallserscheinungen und von lokalen Verdrängungseffekten kann insbesondere am Achsenskelett die MRT- und CT-Diagnostik erforderlich sein. Eine Biopsie der Knochenmetastase kann bei der Zuordnung zum Primärtumor beitragen.
Labordiagnostisch sind im Rahmen von Knochenmetastasen regelmäßig Erhöhungen der BSG, der Alkalischen Phosphatase und des Serumkalziums zu finden. Häufig besteht eine Tumoranämie.
Primärtumorsuche
Die Suche nach dem Primärtumor kann sich schwierig gestalten. Grundlage ist die ausführliche Anamnese und klinische Untersuchung mit Hinblick auf wegweisende Befunde. Neben Screening-Untersuchungen nach Häufigkeiten und Wahrscheinlichkeiten der Primärtumoren (CT Abdomen, Nierensonographie, CT Thorax, ggf. Endoskopie des Gastrointestinaltraktes), erfolgt die histologische und immunhistochemische Aufarbeitung eines Biopsats.
Therapie
Die Therapie von Knochenmetastasen ist interdisziplinär und multimodal. Therapieentscheidungen sind grundsätzlich immer auch im Hinblick auf die Gesamtprognose der Erkrankung zu treffen. Aggressive Therapieoptionen bleiben in der Regel potentiell kurativ behandelbaren Patienten vorbehalten.
Therapieziele sind:
- Verbesserung der Lebensqualität
- Reduktion und Kontrolle von Schmerzen
- Erhalt oder Wiederherstellung skelettaler und neurologischer Funktionen
- Verkleinerung bzw. Beseitigung der Metastasen
Medikamentöse Therapieoptionen umfassen die Gabe von Bisphosphonaten bei Osteolysen und Hyperkalzämie und die zytostasische Therapie. Bestrahlungen können zur Verkleinerung der Metastasen und somit zur Reduktion von Schmerzzuständen beitragen. Eine bedarfsgerechte medikamentöse Schmerztherapie ist begleitend fortzuführen. Bei hormonsensitiven Primärtumoren (z.B. Mamma-Ca, Prostata-Ca) kann vor einer zytostatischen Therapie oder begleitend zu ihr eine Hormontherapie indiziert sein.
Operative Maßnahmen umfassen Resektionen, Osteosynthesen zur biomechanischen Stabilisierung und die Implantation von Endoprothesen. In einigen Fällen kann operativ eine kurative Zielsetzung erfolgen, beispielsweise bei solitärer Knochenmetastase eines Nierenzellkarzinoms.