Hyperreflexie
Englisch: hyperreflexia
Definition
Als Hyperreflexie bezeichnet man eine gesteigerte Reflexbereitschaft. Sie drückt sich durch eine ungewöhnlich starke Reflexantwort bzw. eine leichtere Auslösbarkeit der Reflexe (Übererregbarkeit) aus.
- ICD10-Code: R29.2
Ursachen
Eine Hyperreflexie kann sehr unterschiedliche Ursachen haben, z.B.:
- Neurologische Störungen (Läsion des ersten Motoneurons incl. Pyramidenbahn):
- Querschnittsyndrom
- Syringomyelie
- Brown-Séquard-Syndrom
- Amyotrophe Lateralsklerose
- Neurodegeneration mit Eisenablagerung im Gehirn
- Multisystematrophie
- Hereditäre spastische Spinalparalyse
- Marchiafava-Bignami-Syndrom
- Urämische Enzephalopathie
- Hepatische Enzephalopathie
- Funikuläre Myelose (Ausnahme: Maskierung durch gleichzeitig vorliegende Polyneuropathie)
- Medikamente:
- Stoffwechselstörungen:
- hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (z.B. Eklampsie)
- Lokaler Tetanus
Klinik
Eine Hyperreflexie äußert sich u.a. durch eine Verbreiterung der Reflexzone: In diesem Fall kann z.B. der Patellarsehnenreflex nicht nur durch einen Schlag auf die Patellarsehne, sondern auch durch einen auf das Schienbein ausgelöst werden. Außerdem zeigt sich eine Hyperreflexie durch eine leichte Auslösbarkeit von normalerweise kaum sichtbaren Muskeleigenreflexen (z.B. Trömner-Reflex).
Bei einer Läsion des ersten Motoneurons finden sich neben einer Hyperreflexie weitere neurologische Zeichen, z.B.:
- spastische Tonuserhöhung
- Beeinträchtigung der Feinmotorik
- Massenbewegungen
- Kloni
- Pyramidenbahnzeichen (z.B. Babinski-Reflex)
Diagnostik
Muskeleigenreflexe sind individuell unterschiedlich stark auslösbar. Um eine Hyperreflexie zu beurteilen, vergleicht man die Reflexe der beiden Körperseiten miteinander, die Reflexe der unteren mit denen der oberen Extremität sowie alle mit dem Masseterreflex. Letzterer zeigt das grundsätzliche Reflexniveau des Patienten an.