Eklampsie
von altgriechisch: ἐκλάμπειν ("eklampein") - hervorstrahlen
Synonyme: eklamptischer Anfall, Schwangerschaftskrampf
Englisch: eclampsia
Definition
Als Eklampsie bezeichnet man tonisch-klonische Krampfanfälle, die im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten und keiner anderen spezifischen Ursache zugeordnet werden können. Die Eklampsie gehört zu den Gestosen.
Hintergrund
Die Eklampsie ist eine akute Komplikation der schweren Präeklampsie (Gestationshypertonie und Proteinurie), wobei nur in etwa 50% der Fälle eine hochgradige Hypertonie vorliegt. In 14-34% der Fälle ist sogar ein Auftreten ohne Hypertonie oder Proteinurie möglich.
ICD-10-Codes
- O15.-: Eklampsie
- O15.0: Eklampsie während der Schwangerschaft
- O15.1: Eklampsie unter der Geburt
- O15.2: Eklampsie im Wochenbett
- O15.9: Eklampsie, bei der der zeitliche Bezug nicht angegeben ist
Epidemiologie
Eine Eklampsie tritt in 0,1 bis 0,3% aller Schwangerschaften auf. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle (ca. 80%) handelt es sich dabei um Erstschwangerschaften. Etwa jede 10. Patientin mit Präeklampsie entwickelt eine Eklampsie.
Risikofaktoren
Pathogenese
Die Pathogenese ist zur Zeit (2019) noch nicht abschließend geklärt - vor allem, wie sich die einzelnen Faktoren der Präeklampsie gegenseitig beeinflussen. Der wesentliche Kausalzusammenhang ist wahrscheinlich eine gestörte Entwicklung des plazentaren Gefäßsystems, wobei die Spiralarterien nicht ausreichend in das Myometrium einwachsen und das Remodeling der kleinen Spiralarterien zu großlumigen Gefäßen unterbleibt. Insgesamt wird dadurch der uteroplazentare Gefäßwiderstand erhöht.
Die akute Eklampsie entsteht dann - unter dem Einfluss vasoaktiver Substanzen - durch lokale Gefäßverengungen (Spastik) und Störungen der Endothelfunktion. Diese Störungen führen zur Bildung von Stasen, Ödemen und Fibrinablagerungen. Als Folge können hämorrhagische Infarkte bis hin zur Plazentainsuffizienz auftreten.
Histopathologie
Symptome
In der Regel entwickelt sich die Eklampsie aus einer Präeklampsie, die durch Hypertonie, periphere Ödeme und Proteinurie gekennzeichnet ist. Diese Symptome können aber auch fehlen. Rund 20% der Patientinnen sind in der Woche vor der Eklampsie asymptomatisch.[1]
Leitsymptom der Eklampsie sind tonisch-klonische Krämpfe, die mit oder ohne Bewusstseinsverlust auftreten. Im Vorfeld können Nausea und Erbrechen, ein deutlicher Blutdruckanstieg, starke Kopfschmerzen, Sehstörungen, Verwirrtheit sowie andere neurologische Symptome auftreten.
Zeitpunkt
In der Mehrzahl der Fälle (> 80%) fällt eine Eklampsie in das letzte Schwangerschaftsdrittel. Ein Auftreten unter der Geburt oder im Wochenbett ist möglich, aber selten.
Diagnostik
Klinische Diagnostik
Labordiagnostik
- 24-Stunden-Sammelurin: Gesamteiweiß im Urin ↑
- Retentionswerte: erhöht
- Blutbild: Hämatokrit ↑, Thrombozyten ↓
- Leberwerte: GOT, GPT und Bilirubin sind erhöht
- Hämolyseparameter: Haptoglobin ↓, LDH ↑
- Gerinnungsfaktoren: AT-III ↓, Fibrinogen ↓, Quick-Wert ↓, PTT ↑ und D-Dimere ↑
- Gesamteiweiß im Serum ↓
Komplikationen
Bei etwa 30% der Eklampsie-Patientinnen entwickelt sich zusätzlich ein HELLP-Syndrom, das mit Leberruptur, Gehirnblutung, akutem Nierenversagen (ANV), vorzeitiger Plazentalösung (Abruptio placentae), disseminierter intravasale Gerinnung (DIC), Lungenödem und Netzhautablösung einhergehen kann.
Therapie
Die adäquate Therapie der Eklampsie erfordert ein intensivmedizinisches Setting unter kontinuierlichem Monitoring der Vitalparameter und wichtiger Laborwerte. Notwendige Allgemeinmaßnahmen sind u.a. Legen eines venösen Zugangs, Freihalten der Atemwege, CTG des Kindes und Flüssigkeitsbilanzierung sowie ggf. Sauerstoffgabe.
Die langsame intravenöse Gabe von Magnesiumsulfat ist das Mittel der ersten Wahl. Es wirkt antihypertensiv und antikonvulsiv. Initial erfolgt die Gabe von 4-6 g über 15 bis 20 Minuten, danach eine Erhaltungstherapie mit 1-2 g/Stunde.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Man muss bei der Dosierung vorsichtig sein, da eine zu schnelle Anflutung bzw. zu hohe Dosis zu Bradykardie, Atemstillstand und Areflexie führen kann. Zur Vermeidung dieser Komplikationen sollte während der Gabe der Patellarsehnenreflex (PSR) überprüft werden.
Weiterhin werden zur Behandlung der Krampfanfälle Antikonvulsiva verabreicht, z.B.:
Nach Stabilisierung der Patientin ist eine baldige Entbindung, in der Regel eine Schnittentbindung, anzustreben.
Prognose
Die mütterliche Letalität liegt zwischen 3 und 5%. Die Letalität des Kindes zwischen 30 und 50%.
Quellen
Literatur
- Laborlexikon.de; abgerufen am 08.06.2021