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Englisch: coagulation factor
Die Gerinnungsfaktoren sind üblicherweise Proteine, die unter bestimmten Bedingungen proteolytisch gespalten und damit aktiviert werden können. Dies führt über die Gerinnungskaskade zur Fibrin- und Gerinnselbildung. Sie sind die Grundlage der plasmatischen Blutgerinnung (sekundäre Hämostase).
Dieser Artikel behandelt nur die prokoagulatorischen Gerinnungsfaktoren, die auch meistens gemeint sind, wenn man von "Gerinnungsfaktor" spricht. In einer erweiterten Definition umfasst der Begriff auch die antikoagulatorischen Gerinnungsfaktoren, also unter anderem Antithrombin, Protein C und Protein S.
Für die Gerinnungsfaktoren existiert eine weitgehend anerkannte, einheitliche Nomenklatur, von der Ausnahmen allerdings die Regel sind:
Die Gerinnungsfaktoren I bis XIII sind im Folgenden aufgeführt:
Die Faktoren IX, X, II und VII sind Vitamin K-abhängig (Merkhilfe: "1972") und somit durch Cumarin-Derivate hemmbar.
Gerinnungsfaktoren werden üblicherweise mit zwei Messmethoden bestimmt, einerseits durch Immunoassays, andererseits funktionell. Um dies in Laborbefunden zu verdeutlichen, wird ein Zusatz angefügt, z.B. "Faktor VIII:Ag" für die immunologische Messung als Antigen und "Faktor VIII:C" für die funktionelle Messung als "Clotting-Test".
Aktivierte Faktoren können praktisch nicht gemessen werden, da sie Plasmahalbwertszeiten im Sekunden- oder Minutenbereich haben, daher gibt es keinen "Faktor VIIIa:C".
Fibrin kommt in zwei Formen vor, als noch lösliches Aggregat und unlöslich quervernetzt durch die Wirkung von Faktor XIII. Wenn dies unterschieden werden soll, kommen die Bezeichnungen Fibrins (soluble) und Fibrini (insoluble) zum Einsatz.
In der medizinischen Umgangssprache kursieren zwei bekannte Fehlbenennungen:
Beides ist irreführend und fehlerträchtig. Ein hämostaseologisches Labor bestimmt bei der Anforderung "Faktor V" die Aktivität des Faktor V und nicht die wahrscheinlich gemeinte APC-Resistenz.
Bei einem, z.B. genetisch bedingten, Mangel an Gerinnungsfaktoren kommt es zu Gerinnungsstörungen. Am häufigsten ist das von Willebrand-Syndrom, am bekanntesten die Hämophilie A. Diese Faktorenmängel können durch die Gabe von Gerinnungsfaktorenkonzentraten behandelt werden. Hierfür stehen sowohl aus humanem Plasma gewonnene als auch gentechnologisch hergestellte, rekombinante Gerinnungsfaktoren zur Verfügung.
Fachgebiete: Hämostaseologie, Labormedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 13. März 2019 um 10:14 Uhr bearbeitet.
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