Faktor XII
Synonym: Hageman-Faktor
Englisch: Hageman factor, glass contact factor
Definition
Der Faktor XII ist eine Serinprotease und ein wichtiger Faktor in der Blutgerinnung (Gerinnungsfaktor).
Aufbau und Synthese
Faktor XII ist ein Globulin und liegt im Plasma als Monomer mit einem Molekulargewicht von 80 kDa vor. Synthetisiert wird er hauptsächlich in den Hepatozyten und nach Abspaltung des Propeptids wird er in seiner inaktiven Form in das Blut abgegeben.
Funktion
Um den Faktor in seine aktivierte Form umzuwandeln (Faktor XIIa) muss er in Kontakt mit benetzbaren Oberflächen kommen. Dies kann auf zwei Arten passieren. Aktivierte Thrombozyten setzen Polyphosphate frei, die bei Kontakt Faktor XII aktivieren. Die andere Möglichkeit ist, dass der Faktor direkt mit subendothelialen Strukturen, wie zum Beispiel Kollagen, in Kontakt kommt und dadurch voraktiviert wird. Diese voraktivierte Form aktiviert nun Kallikrein, welches Kininogen zu Kinin umwandelt. Kallikrein und Kinin aktivieren nun wiederum den Faktor XII vollständig. Der aktivierte Faktor XII ist der Startpunkt des intrinsinschen Systems der Blutgerinnung und aktiviert nun wiederum Faktor XI, was über mehrere Zwischenschritte zur Fibrinbildung führt. Faktor XII wirkt auch in gegenläufiger Richtung und kann Plasminogen zu Plasmin aktivieren, welches die Fibrinolyse vorantreibt. Dies soll einer überschießenden Fibrinbildung entgegen wirken.
Pathologie
Ein angeborener Faktor-XII-Mangel, das Hageman-Syndrom, wird in der Regel autosomal-rezessiv vererbt und ist eine seltene Gerinnungsstörung. Es kommt hier jedoch nicht zu einer vermehrten Blutungsneigung, da für die Hämostase in den Gefäßen die Thrombozyten die Hauptrolle spielen.
Im Rahmen von Synthesestörungen der Leber kann auch ein erworbener Faktor-XII-Mangel auftreten.
Geschichte
Der alte Name Hageman-Faktor geht auf den Indexpatienten zurück, bei dem zum ersten Mal ein Fehlen dieses Faktors entdeckt wurde. Da John Hageman an einer Lungenembolie starb, wurde lange Zeit angenommen, der Faktor XII-Mangel sei ein Risikofaktor für Thromboembolien. Dies gilt inzwischen als überholt, ebenso wie die Theorie einer Blutungsneigung.
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