Garadacimab
Handelsname: Andembry®
Synonym: CSL312
Englisch: garadacimab
Definition
Garadacimab ist ein monoklonaler Antikörper zur Behandlung des hereditären Angioödems (HAE). Er richtet sich gegen den aktivierten Faktor XII (Faktor XIIa).
Biochemie
Garadacimab ist ein vollhumanisierter IgG4-Antikörper mit hoher Affinität für FXIIa. Die molekulare Masse liegt bei etwa 150 kDa. Die Substanz wird mittels rekombinanter DNA-Technologie in CHO-Zellen produziert.
Pharmakokinetik
Die Applikation von Garadacimab erfolgt durch subkutane Injektion (s.c.). Die Injektionstelle (Oberschenkel, Arm oder Abdomen) hat dabei keine Auswirkungen auf die Resorption des Arzneistoffs. Die mittlere absolute Bioverfügbarkeit von Garadacimab bei HAE-Patienten beträgt 39,5 %.
Die maximale Plasmakonzentration wird etwa 6 Tage nach der Injektion erreicht. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 17 bis 21 Tage. Nach wiederholter Gabe stellt sich innerhalb weniger Wochen ein stabiler Plasmaspiegel ein. Der Abbau des monoklonalen Antikörpers erfolgt durch Proteolyse, primär in der Leber sowie im retikuloendothelialen System.
Wirkmechanismus
Garadacimab bindet selektiv an die katalytische Domäne des aktivierten Faktors XII (FXIIa und βFXIIa) und blockiert dessen Aktivität. Dadurch wird die nachfolgende Aktivierung von Präkallikrein zu Kallikrein und die daraus resultierende Produktion von Bradykinin verhindert. Bradykinin ist der zentrale Entzündungsmediator der vasodilatatorischen Ödeme bei HAE.
Indikation
- Routineprophylaxe wiederkehrender Attacken des hereditären Angioödems bei erwachsenen und jugendlichen Patienten ab 12 Jahre
Darreichungsformen
Garadacimab liegt als Injektionslösung zur subkutanen Anwendung in Einzeldosis-Fertigspritzen á 1,2 ml mit einem Wirkstoffgehalt von 200 mg vor.
Dosierung
Zu Therapiebeginn wird eine Aufsättigungsdosis von 400 mg s.c. verabreicht. Danach beträgt die empfohlene Standarddosierung 200 mg s.c. alle 4 Wochen.
Bei Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz sowie bei Patienten ab 65 Jahren ist keine Dosisanpassung erforderlich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Häufige (≥ 1/100, < 1/10) Nebenwirkungen der Therapie mit Garadacimab sind:
- Lokalreaktionen an der Injektionsstelle (Erythem, Hämatom, Pruritus und/oder Urtikaria)
- Kopfschmerzen
- Abdominalschmerzen
Wechselwirkungen
Da Garadacimab ein monoklonaler Antikörper ist, sind Wechselwirkungen mit anderen Pharmaka unwahrscheinlich.
Aufgrund einer Wechselwirkung von Garadacimab mit dem aPTT-Assay kann sich bei der Bestimmung der Gerinnungsparameter die aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT) verlängern.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe
- Kinder unter 12 Jahren (keine Zulassung)
Eine Anwendung in der Schwangerschaft wird aufgrund einer unzureichenden Datenlage nicht empfohlen.
Kosten
Bei einem Preis von rund 23.000 € pro Fertigspritze betragen die kalkulatorischen Jahrestherapiekosten ohne Abzüge ggf. eingeräumter Rabatte etwa 276.000 € (Stand 2025).
Zulassung
Garadacimab wurde im Februar 2025 von der EMA in der EU zugelassen.