Immunglobulin G4
Synonym: IgG4-Antikörper
Englisch: immunoglobulin G4, immunoglobulin gamma 4
Definition
Immunglobulin G4, kurz IgG4, ist eine Subklasse des Immunglobulin G. Diese Antikörperklasse macht etwa 4 % des Gesamt-IgG im menschlichen Körper aus. IgG4 kann die IgE-Antwort blockieren und bei allergischen Erkrankungen erhöht sein.
Struktur
IgG4-Antikörper haben wie andere IgG-Antikörper eine Y-förmige Struktur, die aus zwei identischen schweren Ketten und zwei identischen leichten Ketten besteht. Jede schwere Kette besteht aus drei konstanten (C) und einer variablen (V) Domäne, während jede leichte Kette aus einer C- und einer V-Domäne besteht. Die variablen Domänen der schweren und leichten Ketten bilden die Antigenbindungsstelle (CDR), während die konstanten Domänen für die Effektorfunktionen des Antikörpers verantwortlich sind.
IgG4 besitzt eine Molekülmasse von 146 kDa und hat wie IgG1 zwei Disulfidbrücken zwischen den schweren Ketten.
Physiologie
Im Gegensatz zu anderen IgG-Unterklassen haben IgG4-Antikörper einen speziellen Wirkmechanismus. Sie sind als "blockierende" Antikörper bekannt, da sie die Bindung von Antigenen an andere Immunglobuline, wie IgE, verhindern können. Dies kann zu einer Reduktion allergischer Immunreaktionen führen. Darüber hinaus sind IgG4-Antikörper weniger wirksam bei der Aktivierung von Entzündungsreaktionen, da sie nur mit mittlerer Affinität an Fc-Rezeptoren binden und keine bzw. eine geringe Komplementaktivierung auslösen.
Immunglobulin G4 ist sowohl plazentagängig, als auch über die Muttermilch übertragbar. Seine Plasmahalbwertzeit beträgt etwa 21 Tage.
Klinik
Immunglobulin G4 spielt eine wichtige Rolle bei den so genannten IgG4-assoziierten Erkrankungen. Ihre gemeinsamen Merkmale sind ein erhöhter Serumspiegel von IgG4 und IgG4-positive Plasmazellen in der Biopsie.
Labormedizin
Der IgG4-Wert wird in der Labormedizin absolut oder als Anteil am Gesamt-IgG angegeben. Dafür ist eine IgG-Subklassenanalyse des Blutserums notwendig. Die Referenzbereiche sind alters- und methodenabhängig.
Ein erhöhter IgG4-Wert hat eine relativ geringe Spezifität, sodass seine diagnostische Aussagekraft beschränkt ist. Neben IgG4-assoziierten Erkrankungen kommen u.a. eine COPD, rheumatoide Arthritis, Mukoviszidose, Parasitose, eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis, atopische Dermatitis oder Leberzirrhose als Ursache einer Erhöhung in Frage.
Pharmakologie
Artifiziell hergestellte, monoklonale IgG4-Antikörper (ThAb) werden zur Therapie verschiedener Erkrankungen eingesetzt, u.a. bei:
- Autoimmunerkrankungen: rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, Psoriasis vulgaris
- chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
- atopischen Erkrankungen: allergisches Asthma, atopische Dermatitis
- Migräne
- eosinophiler Ösophagitis
- malignen Tumoren: Malignes Melanom, nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom, Nierenzellkarzinom, Hodgkin-Lymphom
Beispiele für diese Arzneistoffe aus der Klasse der Biologika sind: