Dupilumab
Handelsname: Dupixent®
Synonyme: SAR-231893, REGN-668
Englisch: dupilumab
Definition
Dupilumab ist ein rekombinant hergestellter humaner, monoklonaler IgG4-Antikörper, der zur Immunmodulation eingesetzt wird.
Wirkmechanismus
Dupilumab wirkt entzündungshemmend. Der Antikörper richtet sich spezifisch gegen die IL-4Rα-Untereinheit der Interleukin-4-Rezeptoren vom Typ 1 und Typ 2 auf B- bzw. T-Zellen. Dadurch werden die Signalwege der Interleukine IL-4 und IL-13 blockiert und die Immunreaktion unterdrückt.[1]
Pharmakokinetik
Nach subkutaner Applikation beträgt die Bioverfügbarkeit etwa 64 %. Maximale Plasmaspiegel werden nach 3 bis 7 Tagen erreicht. Dupilumab hat ein Verteilungsvolumen von ca. 4,6 Litern (ca. 0,07 l/kgKG). Analog zu anderen Proteinen erfolgt die Biotransformation durch Proteolyse zu kleineren Peptiden und einzelnen Aminosäuren, die weiter metabolisiert werden. Die Eliminationshalbwertszeit beim Menschen ist nicht exakt bekannt. Im Tierexperiment wurde sie bei Ratten mit 5 bis 7 Tagen und bei Javaneraffen mit 12 bis 21 Tage bestimmt.[1][2]
Indikation
Dupilumab ist bei folgenden Indikationen zugelassen:[1]
- Atopische Dermatitis
- Behandlung der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren, die für eine systemische Therapie in Betracht kommen
- Behandlung der schweren atopischen Dermatitis bei Kindern ab 6 Monaten, die für eine systemische Therapie in Betracht kommen
Bei einer Komorbidität von atopischer Dermatitis und Asthma bronchiale darf die Behandlung des Asthmas nicht ohne ärztliche Anweisung anpasst oder abgesetzt werden.
- Asthma bronchiale
- Add-on-Erhaltungstherapie bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation
- Add-on-Erhaltungstherapie bei Kindern von 6 bis 11 Jahren mit schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation
- Asthma-COPD-Überlappungssyndrom (Off-Label-Use)[3]
- Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- Add-on-Erhaltungstherapie bei Patienten mit Eosinophilie trotz Kombinationstherapie mit inhalativem Kortikosteroid, LABA und LAMA
- Chronische Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP)
- Add-on-Therapie mit intranasalen Kortikosteroiden zur Behandlung von Erwachsenen mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP), die mit systemischen Kortikosteroiden und/oder einem chirurgischem Eingriff nicht ausreichend kontrolliert werden können
- Prurigo nodularis
- Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Prurigo nodularis, die für eine systemische Therapie in Betracht kommen
- Eosinophile Ösophagitis
- Behandlung der eosinophilen Ösophagitis bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg, die mit einer konventionellen medikamentösen Therapie unzureichend therapiert sind, diese nicht vertragen oder für die eine solche Therapie nicht in Betracht kommt
Darreichungsform
Dupilumab steht als Fertigspritze zur subkutanen Anwendung (s.c.) zur Verfügung.
Dosierung
Die Initialdosis beträgt 600 mg. Alle zwei Wochen erfolgt die weitere Applikation von 300 mg.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigste unerwünschte Nebenwirkung von Dupilumab sind Augenoberflächenerkrankungen (Konjunktivitis, Blepharitis, trockene Augen, Keratitis, Augenjuckreiz), die in bis zu 62 % der Fälle auftreten.[4] In den meisten Fällen sind diese Nebenwirkungen mild bis moderat ausgeprägt und können durch eine adäquate ophthalmologische Lokaltherapie beherrscht werden, sodass keine Dosireduktion oder ein Absetzen des Wirkstoffs notwendig sind. Es sind jedoch Einzelfälle von schwerwiegenden okulären Nebenwirkungen mit Beeinträchtigung der Sehkraft beschrieben. Dazu zählen Vernarbungen an der Augenoberfläche oder an den Lidern sowie Hornhautulzera bis hin zur Hornhautperforation.[4]
Weitere Nebenwirkungen sind:[1]
- Lokalreaktionen an der Injektionsstelle
- oraler Herpes
- Eosinophilie
- Kopfschmerzen
Da durch die Behandlung mit Dupilumab die Immunreaktion bei Helminthosen beeinträchtigt ist, muss eine vorbestehende Wurmerkrankung behandelt werden.
Aufgrund der immunmodulierenden Wirkung von Dupilumab besteht auch die Gefahr einer Reaktivierung entzündlicher Begleiterkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Multiple Sklerose, Psoriasis, rheumatoide Arthritis).[5]
Unter der Behandlung kann es zur Entwicklung einer Mycosis fungoides oder eines Sézary-Syndroms kommen – dabei handelt es sich um Formen eines kutanen T-Zell-Lymphoms. Ursächlich handelt es sich um eine Demaskierung eines subklinischen Lymphoms oder um eine fehldiagnostizierte atopische Dermatitis.[6]
Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Anwendung von Lebendimpfstoffen wurde nicht untersucht. In Bezug auf inaktivierte Impfstoffe oder Totimpfstoffe besteht keine Gefährdung. Es bestehen keine Interaktionen mit Cytochrom-P450-Isoenzymen.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Dupilumab oder sonstige Bestandteile des Arzneimittels
Schwangerschaft und Stillzeit
Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf reproduktionstoxische Wirkungen von Dupilumab. Bei einer Anwendung in der Schwangerschaft ist eine Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich.
Es ist nicht bekannt, ob Dupilumab in die Muttermilch übertritt. Ob das Stillen zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll, ist im Einzelfall zu entscheiden.
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Dupilumab vor. Es ist davon auszugehen, dass es zu stärkeren Nebenwirkungen kommen kann. Die weitere Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. Eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse ist nicht effektiv. Antikörper und Antigen-Antikörper-Komplexe lassen sich durch Plasmapherese oder Austauschtransfusion entfernen.
ATC-Code
- D11AH05 - Dermatika - Mittel zur Behandlung der atopischen Dermatitis, exkl. Corticosteroide
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Dupixent, EMA, abgerufen am 17.10.2024
- ↑ Assessment report Dupixent. EMA, abgerufen am 21.01.2024
- ↑ Jacques MR et al. Update on the pharmacological treatment of chronic obstructive pulmonary disease. Expert Opinion on Pharmacotherapy 2024
- ↑ 4,0 4,1 Woltsche, N., Aschauer, J., Boldin, I. et al. Okuläre Nebenwirkungen von Dupilumab – Übersichtsarbeit und Therapieempfehlung der „Kommission für Trockenes Auge und Oberflächenerkrankungen“ der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG). Spektrum Augenheilkd. 37, 131–137 (2023). https://doi.org/10.1007/s00717-023-00547-y
- ↑ AkdÄ „Aus der UAW-Datenbank“. Rezidiv eines Morbus Crohn nach Behandlung einer atopischen Dermatitis mit Dupilumab. Dtsch Ärztebl 2019
- ↑ Jfri A, Smith JS, Larocca C. Diagnosis of mycosis fungoides or Sézary syndrome after dupilumab use: A systematic review. J Am Acad Dermatol. 2023
Weblinks
- Drugbank - Dupilumab, abgerufen am 21.01.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Dupilumab, abgerufen am 21.01.2024
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Dupilumab, abgerufen am 21.01.2024
- PharmaWiki - Dupilumab, abgerufen am 21.01.2024
- PubChem: xxx - nicht festgelegt
- MeSH: C582203
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