Komorbidität
Englisch: comorbidity
Definition
Als Komorbidität bezeichnet man in der Medizin das Auftreten zusätzlicher Erkrankungen im Rahmen einer definierten Grunderkrankung. Die Zusatzerkrankung ist dabei ein eigenes, diagnostisch abgrenzbares Krankheitsbild, das jedoch nicht selten kausal mit der Grunderkrankung zusammenhängt.
Abgrenzung
Komorbidität ist von Multimorbidität abzugrenzen. Während bei Komorbidität eine Indexerkrankung im Vordergrund steht und weitere Erkrankungen hinzukommen, beschreibt Multimorbidität das gleichzeitige Vorliegen mehrerer gleichwertiger Erkrankungen ohne Hierarchie.
Einteilung
Komorbiditäten lassen sich unter anderem unterscheiden in:[1]
- konkordante Komorbiditäten: Erkrankungen, die pathogenetisch, therapeutisch oder prognostisch miteinander verbunden sind (z.B. Diabetes mellitus Typ 2 und typisch Folgekrankheiten wie Retinopathie, Nephropathie, Neuropathie und arterielle Hypertonie).
- diskordante Komorbiditäten: Erkrankungen ohne direkten pathogenetischen Zusammenhang (z.B. Diabetes mellitus Typ 2 und Depression).
Komorbiditäten können auch als Folge der Behandlung der Grunderkrankung auftreten (z.B. Osteoporose unter Kortikosteroidtherapie).
Epidemiologie
Komorbiditäten und Multimorbidität nehmen mit dem Alter deutlich zu. In Deutschland leiden mehr als 50 % der Menschen über 65 Jahre an zwei oder mehr chronischen Erkrankungen.[2] Neben dem Alter beeinflussen auch Geschlecht und Sozialstatus das Muster von Komorbiditäten. Männer zeigen häufiger kardiovaskuläre Komorbiditäten, während Frauen vermehrt an depressiven und muskuloskelettalen Komorbiditäten leiden.
Klinische Relevanz
Komorbiditäten haben wichtige Auswirkungen auf:
- Therapieplanung: erhöhte Gefahr von Interaktionen und Nebenwirkungen (Polypharmazie)
- Prognose: Komorbidität ist ein unabhängiger Risikofaktor für Mortalität und Morbidität bei zahlreichen Erkrankungen.
- Versorgungsbedarf: Patienten mit Komorbiditäten benötigen häufig komplexe, interdisziplinäre Betreuung.
Komorbiditäts-Scores
Komorbiditäten müssen bei der Beurteilung der Prognose eines Patienten berücksichtigt werden. Die wichtigsten Scoringsysteme sind der Charlson-Komorbiditätsindex (CCI) und der Elixhauser Comorbidity Score.
Psychosoziale Dimension
Komorbiditäten wirken sich oft stark auf die Lebensqualität und psychische Gesundheit aus. Patienten mit mehreren Erkrankungen zeigen ein erhöhtes Risiko für depressive Störungen, funktionelle Einschränkungen und soziale Isolation.
Quellen
- ↑ Eilat-Tsanani et al., Occurrence of comorbidities in newly diagnosed type 2 diabetes patients and their impact after 11 years’ follow-up, Scientific Reports, 2021
- ↑ Scheidt-Nave et al., Herausforderungen an die Gesundheitsforschung für eine alternde Gesellschaft am Beispiel „Multimorbidität“, Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 2010unter: