Nivolumab
Handelsnamen: Opdivo®, Opdualag™
Synonyme: ONO-4538, BMS-936558, DX1106
Definition
Nivolumab ist ein monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der Checkpoint-Inhibitoren, der u.a. zur Behandlung von Melanomen und bestimmten Formen des Bronchialkarzinoms eingesetzt wird. Er bindet an den Rezeptor PD-1 von T-Zellen und bewirkt so eine Immunstimulation.
Chemie
Nivolumab ist ein IgG4-κ-Immunglobulin mit einem Molekulargewicht von rund 146 kDa.
Wirkmechanismus
PD-1 ist ein Oberflächenprotein aktivierter T-Zellen. Wenn die Proteine "programmed cell death 1 ligand 1" (PD-L1) oder "programmed cell death 1 ligand 2" (PD-L2) an PD-1 binden, wird die T-Zelle inaktiviert. Auf diese Weise steuert der Körper das zelluläre Immunsystem, um eine Überaktivierung zu verhindern. Allerdings produzieren auch manche Tumoren PD-L1, um sich vor T-Zellen zu schützen. Nivolumab hindert PD-L1 daran, an den PD-1-Rezeptor zu binden und ermöglicht es den T-Zellen so, den Tumor wieder zu attackieren.
Indikationen
- Malignes Melanom: Als Monotherapie oder in Kombination mit Ipilimumab bei fortgeschrittenem (nicht resezierbarem oder metastasiertem) Melanom. Bei niedriger PD-L1-Expression der Tumorzellen kann ein Kombinationspräparat mit Relatlimab eingesetzt werden.
- Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC): Monotherapie zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC nach vorhergehender Chemotherapie.
- Nierenzellkarzinom: Monotherapie zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms nach Vortherapie.
- Kopf-Hals-Tumore: Monotherapie zur Behandlung des Plattenepithelkarzinoms des Kopf-Hals-Bereichs bei Patienten mit einer Progression während oder nach einer platinbasierten Therapie.
- Urothelkarzinom
- Monotherapie zur Behandlung des lokal fortgeschrittenen nicht resezierbaren oder metastasierten Urothelkarzinoms nach Versagen einer vorherigen platinhaltigen Therapie
- Erstlinienbehandlung von erwachsenen Patienten mit inoperablem oder metastasiertem Urothelkarzinom in Kombination mit Cisplatin und Gemcitabin
- Hodgkin-Lymphom: Monotherapie zur Behandlung des rezidivierenden oder refraktären klassischen Hodgkin-Lymphoms nach autologer Stammzelltransplantation und Behandlung mit Brentuximab-Vedotin.
Nebenwirkungen
Zu den sehr häufigen oder häufigen Nebenwirkungen von Nivolumab zählen:
- Infektionen der oberen Atemwege, Pneumonitis, Dyspnoe, Husten
- infusionsbedingte Reaktionen, Hypersensibilität
- Hypo- und Hyperthyreose
- Appetitminderung, Gewichtsverlust
- periphere Neuropathie
- Kopfschmerzen, Schwindel
- Hypertonie
- Müdigkeit
- Hautausschlag, trockene Haut, Juckreiz, Erythem, Vitiligo, Alopezie
- Muskel- und Skelettschmerzen, Arthralgie
- Ödeme
- Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Bauchschmerzen, Kolitis, Stomatitis, trockener Mund
- Neutropenie, Lymphopenie, Leukopenie, Thrombozytopenie, Anämie
- Erhöhung der Leber-Transaminasen, der alkalischen Phosphatase und des Gesamtbilirubins
- Anstieg von Lipase und Amylase
- Elektrolytstörungen (Hypo- oder Hyperkalzämie, Hypo- oder Hyperkaliämie, Hypo- oder Hypermagnesiämie, Hypo- oder Hypernatriämie)
- Kreatinin-Erhöhung
- Hypo- und Hyperglykämie
Kontraindikationen
Kosten
Die Jahrestherapiekosten liegen bei rund 76.000 € pro Patient (Stand 2022), in Kombination mit Ipilimumab bei rund 163.000 €.
Nutzenbewertung
Das IQWiG kommt im Rahmen der Nutzenbewertung gegenüber einer zweckmäßigen Vergleichstherapie zu folgender Einschätzung:
- Plattenepithelkarzinom des Kopf-Hals-Bereich: beträchtlicher Zusatznutzen bei Erwachsenen mit einer frühen Progression während oder nach einer platinbasierten Therapie
- NSCLC: beträchtlicher Zusatznutzen bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC mit nicht-plattenepithelialer und plattenepithelialer Histologie nach vorherige Chemotherapie
- Nierenzellkarzinom:
- beträchtlicher Zusatznutzen bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom nach antiangiogenetischer Vortherapie (gegenüber Everolimus)
- beträchtlicher bzw. erheblicher Zusatznutzen in Kombination mit Ipilimumab bei nicht vorbehandelten Patienten (u.a. gegenüber Sunitinib)
- Malignes Melanom:
- Monotherapie: beträchtlicher Zusatznutzen bei nicht vorbehandelten Patienten mit BRAF-V600-wildtyp-Tumor (gegenüber Dacarbazin oder Ipilimumab)
- in Kombination mit Ipilimumab: geringer Zusatznutzen bei nicht vorbehandelten Erwachsenen mit fortgeschrittenem Melanom bei BRAF-V600-wildtyp-Tumor
- adjuvante Behandlung des Melanoms mit Lymphknotenbeteiligung oder Metastasierung nach vollständiger Resektion bei Erwachsenen: Zusatznutzen nicht belegt (gegenüber beobachtendes Abwarten)
- Urothelkarzinom: Zusatznutzen ist nicht belegt (gegenüber Vinflunin)
- Hodgkin-Lymphom: Zusatznutzen nicht belegt
um diese Funktion zu nutzen.