Lymphknoten
Synonyme: Nodus lymphoideus, Nodus lymphaticus, Lymphonodus, "Lymphdrüse"
Englisch: lymph node
Definition
Die Lymphknoten, kurz LK, sind sekundäre lymphatische Organe und gehören zum lymphatischen System des Körpers. Sie spielen als Filterstationen für Antigene eine wichtige Rolle im Immunsystem.
Terminologie
Als lateinische Bezeichnung für Lymphknoten dient nach neuerer Nomenklatur der Begriff "Nodus lymphoideus". Dieser Terminus hat sich im allgemeinen medizinischen Sprachgebrauch jedoch noch nicht gegenüber dem älteren "Nodus lymphaticus" durchsetzen können. Als weiteres Synonym wird die Bezeichnung "Lymphonodus" (Plural "Lymphonodi" bzw. "Lnn.") verwendet.
Anatomie
Bei den Lymphknoten handelt es sich um rundliche bis ovale, spindel- oder bohnenförmige Gebilde von etwa 2-25 mm Durchmesser. Sie sind meistens in lockeres Fett- oder Bindegewebe eingelagert. Lymphknoten kommen einzeln, in Gruppen oder als Knotenketten entlang der Lymphgefäße vor. Ihre Gesamtzahl beim Menschen wird zwischen 400 und 700 angegeben.
Ein Lymphknoten wird von mehreren zuführenden Lymphbahnen mit Lymphe gespeist. Die Lymphflüssigkeit wird im Knoten "gefiltert" und verlässt ihn durch ein oder mehrere abführende Lymphgefäße wieder.
Diagramm eines Lymphknotens, Autor: Cancer Research UK 2014 CC BY-SA 4.0
Topografie
Die Lymphknoten werden nach den verschiedenen Körperregionen benannt, in denen sie vorkommen, oder nach ihren Nachbarstrukturen. Wichtige Lymphknotenregionen bzw. -gruppen sind:
- Lymphknoten des Kopfbereichs
- Zervikale Lymphknoten (Halslymphknoten)
- Axilläre Lymphknoten (Achsellymphknoten)
- Lymphknoten des Brustraums
- Lymphknoten des Bauch- und Beckenraums
Histologie
Die Lymphknoten sind aus lymphporetikulärem Bindegewebe aufgebaut, das ein dreidimensionales Maschenwerk bildet. Außen wird dieses Maschenwerk von einer Kapsel aus straffem geflechtartigen Bindegewebe umgeben. Von ihr aus strahlen Trabekel mit Kollagenfasern in das Innere des Lymphknotens ein, um die Histoarchitektur zu festigen. Dieser innere Teil lässt sich histologisch grob in drei Regionen unterteilen:
- Cortex: Direkt unterhalb der Kapsel des Lymphknotens gelegener Bereich, der auch B-Zone genannt wird. Hier findet man die primären und sekundären Lymphfollikel, in den B-Lymphozyten proliferieren und sich differenzieren.
- Paracortex: Eine auch als T-Zone bezeichnete Zwischenzone, die von Rinde und Mark eingefasst wird. Die histologischen Charakteristika dieser Zone sind Hochendothelvenolen (HEV) und interdigitierende dendritische Zellen. Sie wird von T-Lymphozyten besiedelt, die in diesem Bereich aktiviert werden.
- Medulla: Das in der Nähe des Lymphknotenhilus gelegene Mark des Lymphknotens. Typisch sind Markstränge, die aus linear angeordneten Retikulumzellen sowie kurzlebigen Plasmazellen und Makrophagen aufgebaut sind. Diese Region ist für die antigenabhängige Affinitätsreifung der B-Lymphozyten wichtig.
Die Lymphe tritt nicht am Hilus, sondern auf der konvexen Seiten des Lymphknotens aus mehreren Lymphgefäßen in den Lymphknoten ein. Diese Vasa afferentia durchbrechen die Organkapsel und speisen die Lymphe in das Sinussystem des Lymphknotens ein, das aus folgenden Komponenten besteht:
- Randsinus: Unterhalb der Lymphknotenkapsel (subkapsulär) gelegener Lymphraum
- Intermediärsinus: Radiär verlaufender, parallel zu den Trabekeln gelegener Lymphraum zwischen Rinde und Parakortex bzw. Mark
- Marksinus: Lymphraum, der sich durch die Vereinigung der Intermediärsinus im Mark des Lymphknoten bildet.
Aus dem Marksinus fließt die Lymphe schließlich über das Vas efferens ab.
Präparat
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Physiologie
Die Lymphknoten sind Teil des menschlichen Immunsystems und übernehmen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Infektionen.
Da Lymphknoten jeweils eine bestimmte anatomische Region bedienen, werden sie in Bezug auf diese Region auch regionäre Lymphknoten genannt. Das Gewebeareal, dessen Lymphe einen bestimmten, regionären Lymphknoten durchfließt, heißt "Einzugsgebiet" oder "tributäres Gebiet".
"Lymph nodes are like Rick’s Café in Casablanca. Good guys, bad guys, reporters and soldiers, macrophages, dendritic cells, T and B cells, and even diseased cells, everyone goes to Rick’s." |
Die Lymphe, die aus dem tributären Gebiet des Lymphknotens stammt, nennt man Primärlymphe. Nachdem sie die Kapsel und das Sinussystem durchströmt hat, wird sie zur Sekundärlymphe. Wenn sich Antigene in der Primärlymphe befinden, regen sie im Lymphknoten die Differenzierung der Lymphozyten an. Dabei entstehen ausdifferenzierte T-Zellen, Plasmazellen und Gedächtniszellen, die mit der Sekundärlymphe den Lymphknoten verlassen.
Diagnostik
Die Untersuchung der Lymphknoten ist eine Routinemaßnahme der klinischen Diagnostik. Oberflächlich gelegene Lymphknoten kann man im Rahmen der körperlichen Untersuchung mit den Fingern palpieren. Damit lassen sich Lymphknotenschwellungen feststellen. Tiefer gelegene Lymphknoten stellt man mithilfe bildgebender Verfahren (Sonografie, CT, MRT) dar. Spezielle Verfahren wie die Lymphografie oder Lymphknotenszintigrafie ermöglichen zusätzliche Aussagen über Funktion, Lokalisation und das tributäre Gebiet von Lymphknoten.
Lymphknotensonografie
Bei der Lymphknotensonografie wird u.a. die Größe, Form, Binnenstruktur, Kontur und Abgrenzbarkeit von Lymphknoten untersucht. Im Normalfall nehmen Lymphknoten eine längsovale Form (S/L-Achse < 0,5) an. Sie zeigen einen echoarmen Cortex, einen echoreichen Hilus und eine hiläre Vaskularisation in der Sonographie. Entzündliche oder maligne Vorgänge führen zu charakteristischen Veränderungen. Die Lymphknoten nehmen eine runde Form an (S/L-Achse > 0,5). Maligne veränderte Lymphknoten zeigen darüber hinaus häufig eine periphere Vaskularisation und ein fehlendes Hiluszeichen. Bei den Halslymphknoten kann dieses Echozeichen allerdings physiologischer Weise fehlen.
Lymphknotenbiopsie
Verdächtige Befunde in der Bildgebung werden durch eine Lymphknotenbiopsie mit anschließender histopathologischer Untersuchung abgeklärt. Bei bestimmten Tumorformen ist die so genannte Sentinel-Lymphknotenbiopsie (SNLB) Teil der Routinediagnostik.
Malignitätszeichen
Bestimmte diagnostische Zeichen deuten auf ein malignes Geschehen hin. Dazu gehören vor allem:
- ungewöhnliche Lokalisation: supraklavikulär (!), axillär, zervikal dorsal des Musculus sternocleidomastoideus
- Größe > 1,5 cm bzw. > 2 cm im Kieferwinkel oder der Leiste
- derbe Konsistenz
- schlechte Verschieblichkeit
- progredientes Wachstum
- verdächtige Sonographie (s.o.)
Pathologie
Eine nicht näher charakterisierte Erkrankung der Lymphknoten nennt man Lymphadenopathie. Die häufigste Form der Lymphadenopathie ist die Lymphadenitis, die Entzündung eines Lymphknotens.
Im Rahmen maligner Erkrankungen kommt es zur Bildung von Lymphknotenmetastasen oder Lymphomen. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem ersten Lymphknoten eines tributären Gebiets zu, dem so genannten Wächterlymphknoten.
Die chirurgische Entfernung eines oder mehrerer Lymphknoten nennt man Lymphadenektomie.
Podcast
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: © NIAID / flickr
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