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Fettgewebe

Englisch: adipose tissue, body fat

1. Definition

Als Fettgewebe bezeichnet man ein spezialisiertes, metabolisch aktives Gewebe, das v.a. aus Fettzellen (Adipozyten) besteht.

2. Einteilung

2.1. ...nach Gewebeart

Histologisch unterscheidet man drei verschiedene Arten von Fettgewebe:

Spricht man vom Fettgewebe, ist i.d.R. das weiße Fettgewebe gemeint, da braunes Fettgewebe beim Erwachsenen nur an wenigen Körperstellen vorkommt.

2.2. ...nach Funktion

Nach der Funktion des weißen Fettgewebes unterscheidet man:

Das braune Fettgewebe kann durch Oxidation von Fettsäuren Wärme produzieren.

2.3. ...nach Lokalisation

Fettgewebe, das bestimmten anatomischen Positionen als Strukturelement auftritt, wird auch als Fettkörper (Corpus adiposum) bezeichnet. Dazu zählen unter anderem:

3. Embryologie

Fettgewebe entwickelt sich aus Mesenchymzellen insbesondere in der Umgebung von Blutgefäßen. Die ersten Adipozyten entstehen in der Embryonalperiode (4.-8. Woche), wobei überwiegend braunes Fettgewebe entsteht. Das weiße Fettgewebe entsteht in der Fetalperiode und postnatal bis in die Pubertät hinein. Postnatal verschwindet das braune Fettgewebe überwiegend und persistiert nur an ausgewählten Körperstellen (z.B. im Mediastinum, um die Aorta).

Fettzellen entstehen auch beim Erwachsenen permanent aus Präadipozyten. Ein entscheidender Transkriptionsfaktor für die adipogene Differenzierung ist PPAR-γ.

4. Histologie

Das Fettgewebe besteht aus Adipozyten, die in ein lockeres retikuläres Fasergerüst eingebaut sind. Ihr Zelldurchmesser beträgt bis zu 100 µm. Je nach Art des Fettgewebes weisen die Fettzellen eine große, mit Lipiden gefüllte oder mehrere, kleinere Vakuolen auf. Entsprechend differenziert man univakuoläre und plurivakuoläre Adipozyten. Die Fetttröpfchen liegen frei im Zytosol vor, d.h, sie sind nicht wie Sekretvesikel von einer Biomembran umgeben.

Der Zellkern wird durch die Vakuolen in die Peripherie verlagert und erscheint abgeflacht ("Siegelringzelle"), andere Zellorganellen sind nur spärlich zu erkennen.

5. Physiologie

Fettgewebe dient einer Fülle von Aufgaben innerhalb des Organismus:

Fettgewebe wird mittlerweile als eigenständiges endokrines Organ wahrgenommen, weil es eine Vielzahl von Signalmolekülen, auch Adipokine genannt, produziert und sezerniert. Dazu gehören Hormone wie Leptin oder Adiponektin, die an der Regulation des Hungergefühls und des Blutzuckerspiegels beteiligt sind. Viszeralfett hat eine besonders hohe endokrine Aktivität.

Die Verteilung des Fettgewebes im Körper, das sogenannte Fettverteilungsmuster, wird u.a. durch das Geschlecht determiniert. Man unterscheidet ein androides und ein gynoides Fettverteilungsmuster.

Im Alter lässt die Fähigkeit der Adipozyten, Lipide durch Verstoffwechselung zu eliminieren, nach. Die Lipidaufnahme bleibt hingegen weitgehend konstant. Dieser Effekt wird als eine Ursache für die leichtere Gewichtszunahme im Alter angesehen.[1]

6. Pathologie

Der Untergang von Fettgewebe wird als Fettgewebsnekrose bezeichnet. Ihr liegt eine Zerstörung (Nekrose) der Adipozyten zugrunde. Die Fettgewebsnekrose ist eine spezielle Form der Kolliquationsnekrose.

7. Klinik

Bei Überernährung kommt es zu einer krankhaften Vermehrung des Fettgewebes, die man als Adipositas bezeichnet. Eine Adipositas erhöht u.a. das Risiko für Stoffwechselerkrankungen (v.a. Diabetes mellitus), Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats.

8. Biotechnologie

Im Fettgewebe befinden sich zahlreiche mesenchymale Stammzellen. Diese Fettstammzellen ("adipose-derived stem cells", ADSC) lassen sich relativ leicht durch eine Liposuktion gewinnen und aufbereiten. Als multipotente Stammzellen können sie sich anschließend zu unterschiedlichen Zelltypen, z.B. Knorpel-, Knochen-, Nerven- und Muskelzellen differenzieren. Fettstammzellen werden im Rahmen der regenerativen Medizin und des Tissue Engineering eingesetzt.

9. Quellen

  1. Arner P. Et al.: Adipose lipid turnover and long-term changes in body weight Nature Medicine (2019) volume 25, pp. 1385–1389
Stichworte: Fett, Gewebe
Fachgebiete: Histologie

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