Leptin
von griechisch: λεπτός ("leptos") - dünn
Synonym: OB-Protein
Englisch: leptin
1. Definition
Leptin ist ein vom Fettgewebe produziertes Adipokin, das als Hormon an der Steuerung von Hunger- und Sättigungsgefühl beteiligt ist.
2. Struktur
Das zu den Peptidhormonen gehörende Signalmolekül (16 kDa) wird von reifen Adipozyten gebildet. Es besteht aus 167 Aminosäuren und wird auf Chromosom 7 an Genlokus 128.24 – 128.26 kodiert.
3. Homöostase
Die Synthese von Leptin erfolgt vor allem in Adipozyten. Es kann die Blut-Hirn-Schranke durchschreiten und entfaltet seine Wirkung insbesondere im Bereich des Hypothalamus. Die Konzentration von zirkulierendem Leptin im Blut ist direkt proportional zum Fettanteil des Körpers und spiegelt damit den Energiestatus wieder.
4. Wirkungen
Leptin bindet an Leptinrezeptoren von Zielzellen. Es bewirkt im Hypothalamus eine erhöhte Synthese von anorexigenen und eine reduzierte Synthese von orexigenen Hormonen (u.a. Neuropeptid Y). Dadurch kommt es zu einem verminderten Hunger- bzw. verstärkten Sättigungsgefühl. Es steht dabei in antagonistischer Redundanz zu Ghrelin. Darüber hinaus steigert Leptin im Hypothalamus die Synthese von TRH und GnRH.
Leptin scheint bei Entzündungsprozessen und der embryonalen Implantation ebenfalls eine Rolle zu spielen.
Im Rahmen der Wundheilung wird Leptin eine Förderung der Epithelialisierung und der Keratinozytenproliferation nachgesagt.
Auch konnte eine Beteiligung des Adipokins in der Pathogenese und Progression der nichtalkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) nachgewiesen werden. Über eine Erhöhung der Fettsäuresynthese, die Hemmung der Lipolyse in der Leber und einer Verminderung der Insulinsensitivität der Adipozyten führt dies zudem zu einer Insulinresistenz.[1]
5. Pathophysiologie
5.1. Leptinresistenz
Entgegen der anfänglichen Hoffnung wirkt die Gabe von Leptin und eine damit verbundene erhöhte Konzentration im Blut nicht appetitzügelnd. Tatsächlich ist bei vielen adipösen Menschen das Gegenteil der Fall: Obwohl bei den meisten Übergewichtigen das Hormon im Blut in hoher Konzentration vorliegt, wirkt es nicht wie bei Normalgewichtigen hemmend auf den Appetit: Betroffene empfinden trotz ausreichender Fettdepots ein ausgeprägtes Hungergefühl. Dieser Effekt wird auch als Leptinresistenz bezeichnet. Die Ursachen für die Resistenz sind weitgehend unklar. Da der Transport über die Blut-Hirn-Schranke nicht eingeschränkt zu sein scheint, wird die Ursache in den Neuronen selbst vermutet.[2]
5.2. Leptindefizienz
Der angeborene Leptinmangel ist eine sehr seltene Ursache der monogen hereditären Adipositas. Es handelt sich um eine autosomal-rezessiv vererbte Veränderung im Leptin-Gen. Leptin ist bei Betroffenen im Blut nicht nachweisbar. Bei noch normalem Geburtsgewicht kommt es aufgrund einer Hyperphagie zu einer ausgeprägten Gewichtszunahme. Auch lassen sich eine Immunschwäche, eine fortgeschrittene Knochenalterung, eine Insulinresistenz, ein hypogonadotroper Hypogonadismus und eine tertiäre (hypothalamische) Hypothyreose beobachten. Die Behandlung erfolgt durch die tägliche subkutanen Injektion von rekombinantem Leptin.[3]
6. Quellen
- ↑ Jiménez-Cortegana et al: Role of Leptin in Non-Alcoholic Fatty Liver Disease Biomedicines, 2021
- ↑ Harrison et al: Fluorescent blood–brain barrier tracing shows intact leptin transport in obese mice International Journal of Obesity, 2019
- ↑ Farooqi et al: Effects of Recombinant Leptin Therapy in a Child with Congenital Leptin Deficiency N Engl J Med, 1999