Neuropeptid Y
Englisch: neuropeptide Y
Definition
Neuropeptid Y, kurz NPY, ist ein Polypeptid, das zu den Neurotransmittern zählt.
Genetik
NPY wird durch das gleichnamige Gen auf Chromosom 7 an Genlokus 7p15.3 kodiert.
Biochemie
Neuropeptid Y ist aus 36 Aminosäuren aufgebaut. Es bindet an den Neuropeptid-Y-Rezeptor, einen metabotropen Rezeptor, der zur Familie der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren gehört. Strukturell ist Neuropeptid Y mit dem pankreatischen Polypeptid (PP) und dem Peptid YY verwandt.
Vorkommen
Neuropeptid Y findet sich vor allem in den Nervenzellen des Gehirns, wo es in relativ hohen Konzentrationen vorkommt. Darüber hinaus ist es ein Transmitter des autonomen Nervensystems – insbesondere der noradrenergen Neurone. Auch im Magen wird die Substanz in relevanten Mengen sezerniert. Es wird vermutet, dass es in geringeren Konzentrationen in fast allen Geweben exprimiert wird.
Funktion
Neuropeptid Y hat eine Vielzahl von Funktionen, die zur Zeit (2024) nur zum Teil erforscht sind bzw. verstanden werden. Neuropeptid Y spielt – zusammen mit Leptin und anderen Hormonen – eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Hungergefühls und des Fetthaushalts. Neuropeptid Y wirkt orexigen und steigert somit den Appetit und die Nahrungsaufnahme. Leptin führt zu einer verminderten Neuropeptid-Y-Bildung und Ausschüttung im Hypothalamus.
Weiterhin wird eine Beteiligung von Neuropeptid Y bei folgenden physiologischen Prozessen diskutiert:
- Steuerung des zirkadianen Rhythmus
- Steuerung der Stress- und Angstreaktion
- Steuerung der Motilität des Gastrointestinaltrakts
- Regulation des Gefäßwiderstands
- Sexualfunktion
Darüber hinaus scheint es eine Rolle bei der Regulation der Zellproliferation und Immunantwort zu spielen.
In Tierexperimenten kam es durch Blockierung des NPY-Gens zu einem erhöhten Auftreten von Krampfänfallen. Deshalb wird vermutet, dass Neuropeptid Y Krampfanfälle kontrolliert und damit die Bereitschaft zu Krampfanfällen herabsetzt.
Klinik
Das Expressionsmuster von Neuropeptid Y ist bei verschiedenen Hauterkrankungen wie Neurodermitis, kutanem Melanom, Psoriasis und Vitiligo erhöht. Auch bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Chorea Huntington wurden veränderte Neuropeptid-Konzentrationen im Gehirn und im Plasma nachgewiesen.
Quellen
- GeneCards – NPY Gene, abgerufen am 04.06.2024
- Anderson et al. Current Insights Into the Role of Neuropeptide Y in Skin Physiology and Pathology. Front Endocrinol (Lausanne). 13:838434. 2022
- Pain et al. Neuroprotective Effects of Neuropeptide Y against Neurodegenerative Disease. Curr Neuropharmacol. 20(9): 1717-1725. 2022