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Krampfanfall

Englisch: seizure

1. Definition

Als Krampfanfall werden im Allgemeinen unwillkürlich ausgelöste Ereignisse bezeichnet, die mit krampfartigen oder zuckenden Bewegungen einhergehen. Krampfanfälle können ein Hinweis auf eine vorliegende Epilepsie sein, aber auch andere Ursachen haben.

2. Ätiologie

Die infrage kommenden Ursachen eines Krampfanfalls sind vielfältig. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einem epileptischen Anfall und einem nichtepileptischen Anfall, wobei die Einteilung z.T. willkürlich ist und Überschneidungen aufweist.

2.1. Epileptischer Anfall

Ein epileptischer Anfall ist Ausdruck einer Epilepsie. Diese tritt i.d.R. ohne erkennbare Ursache auf (idiopathisch). In einigen Fällen existiert jedoch eine Erkrankung oder eine Situation, die eine erhöhte Epileptogenität erklärt. Hierbei spricht man von einem provozierten Anfall bzw. von einer symptomatischen Epilepsie, z.B. bei:

2.2. Nichtepileptische Anfälle

Krampfanfälle ohne zugrundeliegende erhöhte Epileptogenität werden als nichtepileptische Anfälle bezeichnet. Dabei unterscheidet man:

2.3. Reflexanfälle

Eine Sonderstellung unter den Krampfanfällen nehmen die Anfälle bei den sogenannten Reflexepilepsien ein. Dazu zählt z.B. die photosensitive Epilepsie. Bei diesen Formen der Epilepsie ereignen sich Krampfanfälle bei gegebener Anfälligkeit nur bei Kontakt mit speziellen auslösenden Faktoren, darunter:

  • flackerndes Licht oder andere visuelle Eindrücke (z.B. Muster, Farben)
  • intensives Nachdenken, Grübeln
  • Lesen
  • sensible Affektionen (z.B. bestimmte Hautberührungen)
  • Essen
  • heißes Wasser bzw. Getränke
  • akustische Eindrücke (z.B. bestimmte Musik oder Rhythmen)
  • schreckhafte Momente

3. Differentialdiagnostik

Bei einem Krampfanfall muss differentialdiagnostisch abgewogen werden, ob es sich um einen epileptischen Anfall oder z.B. um einen akut-symptomatischen Anfall handelt. Neben einer ausführlichen Anamnese sind je nach Situation bildgebende Verfahren (CT, MRT), EEG und EKG sowie ggf. weiterführende Untersuchungen notwendig.[1]

Anfallsform Charakteristika
epileptischer Anfall
  • Augen: offen, starr, leer oder verdreht
  • Dauer: < 2 Minuten
  • postiktal meist verzögerte Reorientierung
  • Anfallsphänomene individuell meist konstant von Anfall zu Anfall
  • Muskelzuckungen zeitgleich mit Bewusstseinsverlust
  • Automatismen (z.B. Schmatzen)
  • lateraler Zungenbiss
  • ggf. vorherige Aura
  • Auffälligkeiten im EEG
psychogener Anfall
  • Augen: meist geschlossen
  • Dauer: oft > 2 Minuten
  • partielle Reagibilität auf Außenreize
  • dramatischer Ablauf oder Stupor
  • verzögerte Reorientierung mit Amnesie für das Ereignis
konvulsive Synkope  
  • Augen: offen, nach oben verdreht
  • asynchrone Myoklonien, variable Abläufe
  • oft Armbeugung, Beinstreckung
  • meist rasche Reorientierung (< 1 Minute)
REM-Schlaf-Verhaltensstörung
  • Augen: geschlossen
  • typischerweise zweite Nachthälte, meist jede Nacht
  • Unruhe, komplexe Handlungen und Bewegungen
  • nach dem Wecken unmittelbar Traumerinnerung
Non-REM-Schlaf-Verhaltensstörung
  • aus dem Tiefschlaf
  • keine Traumerinnerung, sonst wie REM-Verhaltensstörung
Transiente globale Amnesie  
  • akut einsetzend, mehrere Stunden anhaltend
  • anterograde und retrograde Amnesie
  • repetitive Fragen, Unruhe, Ratlosigkeit
  • Störung aller biographischen Gedächtnisinhalte während des Ereignisses (außer Orientierung zur eigenen Person)
paroxysmale Bewegungsstörung
  • dyston anmutende Bewegungen
  • z.T. durch Bewegungen oder Anstrengung ausgelöst
  • keine Bewusstseinsstörungen
  • Attackendauer bis zu mehreren Stunden

4. Therapie

Grundsätzlich sollte falls möglich ein Krampfanfall kausal behandelt werden. Während des Krampfanfalls ist darauf zu achten, dass der Betroffene davor geschützt wird, sich zu verletzen. Umstehende Möbel sollten daher aus dem Weg geschafft werden, der Körper und vor allem der Kopf des Krampfenden sollten abgepolstert werden.

Durch Überwachung der Vitalparameter (v.a. mittels Pulsoxymetrie) und ggf. weitergehende Maßnahmen (z.B. Atemwegssicherung) muss der Patient stabilisiert werden. In einigen Fällen kann eine Anfallsunterbrechung notwendig sein. Hierzu dienen in erster Linie Benzodiazepine (z.B. Lorazepam i.v.). Hält der Krampfanfall mehr als 10 Minuten an, sind Phenytoin, Levetiracetam, Valproat oder Phenobarbital indiziert. Bei einem anhaltenden Status epilepticus über 30 Minuten ist eine intensivmedizinische Therapie mit Gabe von Narkotika (z.B. Thiopental, Propofol) notwendig.

Liegt eine chronische Anfallsdisposition vor, kann eine antikonvulsive Prophylaxe die Anfallsfrequenz senken.

5. Quellen

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