REM-Schlaf-Verhaltensstörung
Synonym: REM-Verhaltensstörung, Schenck-Syndrom
Englisch: REM behavior disorder, rapid eye movement sleep behavior disorder, RBD
Definition
Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung, kurz RBD, ist eine Form der Parasomnie, bei der eine abnorme körperliche oder psychische Aktivität speziell in den REM-Schlaf-Phasen auftritt.
Epidemiologie
Bisher (2020) gibt es noch keine genauen Daten zur Prävalenz dieser Störung. Es wird jedoch vermutet, dass sie unter 1% beträgt. Dabei sind überwiegend Männer betroffen, der Krankheitsbeginn liegt mit großer Streubreite um das 60. Lebensjahr.
Pathophysiologie
Physiologischerweise tritt in der REM-Schlaf-Phase eine spezielle Muskellähmung ein, die sogenannte REM-Paralyse oder REM-Atonie. Diese entsteht durch eine Aktivierung des medullären Nucleus reticularis magnocellularis, der seinerseits durch andere Hirnstammkerne und indirekt über den Nucleus subthalamicus und den Globus pallidus erregt bzw. gehemmt werden kann.
Kommt es nun zu degenerativen Prozessen oder auch andersartigen Läsionen in diesem Netzwerk, kann die Entstehung der REM-Atonie beeinträchtigt werden und es unterbleibt die physiologische Muskellähmung. Es kommt zu Bewegungen während des REM-Schlafes und zur Entstehung der REM-Schlaf-Verhaltensstörung.
Vorkommen
RBDs stellen häufig die Erstmanifestation von verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen dar.
Sie finden sich dabei vor allem bei Erkrankungen des Parkinson-Spektrums. Sie ist v.a. bei folgenden Erkrankungen zu finden:
Die Parasomnie manifestiert sich dabei oft Jahre vor Ausbruch der eigentlichen Erkrankung. Mittlerweile wird sogar angenommen, dass etwa 80% aller Betroffenen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung in den nächsten 1,5 Jahren an einer alpha-Synukleinopathie erkranken werden.
Gehäuft findet sich die REM-Schlaf-Verhaltensstörung auch bei Narkoleptikern.
Klinik
Klinisch äußert sich die REM-Schlaf-Verhaltensstörung durch gelegentlich während des Schlafes auftretende, ausschlagende Bewegungen der Extremitäten, oft kombiniert mit Schreien oder Sprachäußerungen. Dabei kann es zum Sturz aus dem Bett oder zu einem kurzem Herumlaufen kommen. Der Patient wirkt während solcher Episoden erregt, die Augen sind jedoch geschlossen. Auch kann der Patient durch heftige Armbewegungen sich selbst oder den Bettpartner verletzen. Nach dem Aufwecken wird oft von angstbesetzten Trauminhalten berichtet.
Diagnostik
Bei Verdacht auf eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung sollte der Patient einer Diagnostik im Schlaflabor zugeführt werden. Das dort abgeleitete EMG zeigt häufig, selbst wenn in der Ableitenacht keine typischen Symptome auftreten, eine intermittierende oder durchgehend reduzierte REM-Atonie.
Weiterhin spielt die Polysomnographie (PSG) eine wichtige Rolle. Zur Diagnose einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung müssen dort eine oder beide der folgenden Phänomene beobachtet werden:
- Tonische Muskelaktivität in REM: charakterisiert durch eine in mindestens 50% der Epoche auftretende EMG-Aktivität, die über der niedrigsten Amplitude in Non-REM liegt.
- Exzessive transiente (phasische) Muskelaktivität (ETM) während der REM-Phasen im submentalen oder tibialen EMG.
Differenzialdiagnosen
Therapie
Ziel der medikamentösen Therapie ist es, die Lebens- und Schlafqualität der Patienten zu verbessern. Die Gabe von Clonazepam (0,5–2 mg abends) reduziert den pathologischen Muskeltonus im REM-Schlaf. Alternativ können Melatonin oder der Acetylcholinesterasehemmer Donepezil eingesetzt werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Stuck, Maurer, Schredl, Weeß: Praxis der Schlafmedizin; 2. Auflage; 2013; Springer Verlag.
- Berlit: Klinische Neurologie; 3. Auflage; 2011; Springer Verlag.
- DGN: 80% aller Betroffenen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung entwickeln eine Parkinson-Krankheit [1] letzter Zugriff am 17.12.2020.
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