Traum
Synonym: Traumbericht
Englisch: dream
Definition
Ein Traum ist die Erinnerung an die unwillkürlich ablaufende Sequenz von Sinneseindrücken und Emotionen, die während des Schlafes autonom vom ZNS produziert wird. Die Inhalte eines Traums können real erlebte Situationen referenzieren oder frei imaginierten Charakter haben.
Nomenklatur
Das ganzheitliche Erleben wie im Wachzustand wird als Träumen bezeichnet. Die Erinnerung an diese psychische Aktivität während des Schlafs stellt den Traum dar.
Traumformen
Man geht derzeit davon aus, dass während der ganzen Schlafzeit geträumt wird, wobei unterschiedliche Traumformen unterschieden werden:
- REM-Träume: Rückerinnerung an psychische Aktivität während des REM-Schlafes
- Non-REM-Träume: während Non-REM-Schlaf; meist kürzer, weniger intensiv und eher gedankenartig als REM-Träume. Ungefähr 25 % lassen sich von der Form oder vom Inhalt her nicht von REM-Träumen unterscheiden
- Einschlafträume: während Non-REM-Schlafstadium 1; werden i.d.R. vergessen, meist Fortsetzung der Gedanken beim Einschlafen, z.T. bizarrer Charakter.
- Luzide Träume: REM-Träume, in denen das Bewusstsein vorliegt, dass gerade geträumt wird
Auch in anderen Bewusstseinszuständen werden traumartige Vorstellungen erlebt, z.B. in Narkose oder bei Nahtod-Erlebnissen. Entsprechende Phänomene im Wachzustand werden als Tagträume bezeichnet.
Traumerinnerung
Obwohl davon auszugehen ist, dass jeder Mensch jede Nacht träumt, ist die Erinnerung sehr unterschiedlich. Zugrundeliegende Faktoren, die die Traumerinnerung beeinflussen, sind nur ansatzweise geklärt:
- Frauen weisen eine höhere Traumerinnerung auf, vermutlich aufgrund der geschlechtsspezifischen Sozialisation (Frauen werden eher ermutigt, über ihre Träume zu sprechen).
- Personen mit schlechter Schlafqualität, die nachts häufiger aufwachen, erinnern sich auch vermehrt an ihre Träume.
- Persönlichkeitsfaktoren (z.B. Extraversion, Ängstlichkeit): spielen nur eine untergeordnete Rolle
Diese Befunde werden durch das Arousal-Retrieval-Modell erklärt: Zur Traumerinnerung sind zwei Schritte notwendig:
- Man muss nach der Traumerfahrung wach sein, damit diese ins Langzeitgedächtnis gespeichert werden kann.
- Der Aufwachprozess muss möglichst wenige Störungen und der Traum eine gewisse Wichtigkeit aufweisen.
Die Traumerinnerung kann mit einfachen Mitteln (z.B. regelmäßiges Aufschreiben nach dem Aufwachen) trainiert und gesteigert werden.
Trauminhalte
Bei über 90 % der Träume ist das Traum-Ich am Traumgeschehen beteiligt, nur sehr selten stellt das Traum-Ich einen passiven Zuschauer dar. Häufig wird davon ausgegangen, dass die meisten Träume einen bizarren Realitätscharakter aufweisen. Diese Annahme beruht jedoch vermutlich darauf, dass nur über ungewöhnliche Träume berichtet wird. Analysen zeigen, dass nur ungefähr 30 % der Träume tatsächlich Aspekte enthalten, die im Wachleben nicht möglich sind, wobei je nach Studie auch Inkonsistenzen oder Szenensprünge als bizarr gewertet werden.
Alle Träume enthalten visuelle Eindrücke, außer bei Personen, die vor dem 7. Lebensjahr erblindet sind. Die auditive Wahrnehmung und Erfahrungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Das taktile Erleben sowie Geschmack, Geruch und Schmerzen treten selten auf.
Das Wachleben spiegelt sich weitestgehend im Traum wider (Kontinuitätshypothese), wobei Studien aus methodischen Gründen nur schwer durchführbar sind. Bei bedeutsamen Lebensereignissen (z.B. Scheidung, Schwangerschaft) und v.a. bei Trauma (z.B. sexuellem Missbrauch, Gewalterlebnissen, Naturkatastrophen) wird die Beeinflussung des Traumlebens deutlich.
Funktion
Ob dem Träumen eine Funktion zukommt, die über die des Schlafes hinausgeht, ist derzeit (2020) ungeklärt. Mögliche positive Effekte können dabei auch durch das Erzählen und Nachdenken über den Traum zustande kommen und somit nicht die Auswirkungen des Traumes widerspiegeln. Heute wird vermutet, dass dem Träumen eine Problemlösefunktion zukommt, da Gedächtnisinhalte mit neuen Eindrücken gemischt werden; sozusagen als eine Art "Brainstorming". Um diese Hypothese zu bestätigen, ist jedoch weitere Forschung notwendig.
Klinik
Zu den Parasomnien zählen folgende Traumphänomene:
- Albträume: REM-Träume, bei denen der starke negative Affekt im Gegensatz zu "schlechten" Träumen zum Erwachen führt.
- Pavor nocturnus: Aufschrecken mit Angst aus dem Tiefschlaf. Jedoch erwacht die Person nicht richtig und kann sich nicht an den Vorfall erinnern.
- posttraumatische Wiederholungen: REM- oder Non-REM-Träume, die eine realistische Wiederholung eines Traumas darstellen. Treten sie tagsüber auf, werden sie als Flashbacks bezeichnet.
um diese Funktion zu nutzen.