Karotissinussyndrom
Synonyme: hypersensitives Carotissinussyndrom (HCSS), Syndrom des hypersensitiven Karotissinus
Englisch: carotid sinus syndrome
Definition
Als Karotissinussyndrom bezeichnet man die Hyperreagibilität des Pressorezeptorenreflexes in Folge einer arteriosklerotisch oder tumorbedingten Gefäßstenose im Bereich des Sinus caroticus.
- ICD10-Code: G90.0
Physiologie
Der Karotissinus enthält zahlreiche Barorezeptoren, die bei der Blutdruckregulation eine wichtige Rolle spielen. Seine viszerosensible Innervation erfolgt durch einen Ast des Nervus glossopharyngeus, dessen Afferenzen im Nucleus tractus solitarii (NTS) in der Medulla oblongata verschaltet werden. Der NTS wiederum moduliert indirekt (via Hypothalamus) die Aktivität sympathischer und parasympathischer Neuronen in der Medulla oblongata und im Pons - und beeinflusst damit die Kontrolle des vegetativen Nervensystems über das kardiovaskuläre System.
Klinik
Bereits geringe Druckeinwirkungen auf die Karotisgabel, z.B. durch eine Krawatte oder ein Hemdkragen oder Bewegungen des Kopfes induzieren eine durch die Pressorezeptoren hervorgerufene Steigerung des Vagotonus, die sich symptomatisch
- als arterielle Hypotonie und/oder
- Bradykardie bis hin zur kurzfristigen Asystolie mit synkopalen Beschwerden äußert.
Diagnostik
Die Symptome sind iatrogen mittels Karotisdruckversuch induzierbar. Die Ursachenabklärung erfolgt mittels sonographischer (Dopplersonographie, Duplexsonographie) Darstellung des Sinus caroticus. Differentialdiagnostisch gilt die erweiterte Ursachenabklärung der Synkope.
Therapie
In Abhängigkeit der Auftretenshäufigkeit synkopaler Beschwerden ist die Implantation eines Herzschrittmachers indiziert.