Lorazepam
Handelsnamen: Tavor® (D), Tolid® (D), Lorazepam dura® (D), Temesta® (AT, CH), u.v.m
Englisch: lorazepam
Definition
Bei Lorazepam handelt sich um ein Medikament aus der Gruppe der Benzodiazepine. Es wird zur Behandlung von schweren Angststörungen, Muskelzuckungen, Krämpfen, Epilepsie und als Beruhigungsmittel eingesetzt. Ferner hat es die Eigenschaft, epileptische Potenziale im ZNS zu vermindern, weswegen es notfallmedizinisch zur Unterbrechung eines Status epilepticus intravenös eingesetzt wird.
Chemie
Lorazepam hat die Summenformel C15H10Cl2N2O2 und eine molare Masse von 321,16 g·mol−1.
Wirkungsmechanismus
Lorazepam bindet als Wirkstoff aus der Gruppe der Benzodiazepine an spezifische Rezeptoren im Gehirn. Vorher passiert es die von Endothelzellen gebildete Blut-Hirn-Schranke. Die Bindung an den Membranrezeptor verursacht eine Verstärkung des hemmenden Transmitters GABA. Damit wird der gesamte Erregungszustand des Nervensystems herabgesetzt.
Pharmakokinetik
Lorazepam besitzt eine mittellange Halbwertszeit, weswegen es gerade für die Behandlung von Panikstörungen sehr geeignet ist, da die Wirkung ganztägig anhält.
Anwendungsgebiete
Lorazepam kann sowohl intravenös, als auch intramuskulär, oral oder bukkal gegeben werden. Der schnellste Wirkungseintritt (wenige Minuten) wird bei intravenöser Injektion erreicht. Seine Anwendung findet das Präparat wie folgt:
- Behandlung von schweren Angst- und Panikstörungen
- zeitweise Gabe bei stress- und unruhebedingten Schlafstörungen
- akutes Delirium (in Kombination mit Neuroleptika wie Haloperidol®)
- Notfallbehandlung bei Status epilepticus
- teilweise Einsatz bei ständig wiederkehrender Übelkeit mit Erbrechen (z. B. bei Chemotherapie)
- sehr starken Faszikulationen (z. B. im Rahmen von neurodegenerativen Erkrankungen)
- Behandlung von Formen der Epilepsie, die gegen sonstige Antiepileptika (z. B. Oxcarbazepin®) resistent sind
- Einsatz in der Suchttherapie
- als Prämedikation vor einigen Eingriffen
- im Rahmen einer intensivmedizinischen Maßnahme bei akuter Katatonie
- Zur Anxiolyse bei Herzrhythmusstörungen
Anwendung
Die Tagesdosis ist von Patient zu Patient und je nach Beschwerdebild sehr unterschiedlich und schwankt im Bereich von 0,2 mg bis 8 mg. Es ist bei diesem Arzneimittel besonders wichtig, die Dosierung ganz exakt dem Patienten (Alter, Gewicht, Allgemeinzustand) und der zu behandelnden Krankheit anzupassen, da es sonst sehr leicht zu mitunter sehr gefährlichen Überdosierungen führen kann.
Wie bereits erwähnt, besteht die Möglichkeit einer intravenösen-, intramuskulären-, sublingualen und oralen Gabe von Lorazepam. Gelegentlich wird es auch im Rahmen der Palliativmedizin angewendet; es soll den schwerstkranken Menschen helfen, etwas Abstand zu Ihrer Situation zu bekommen und Ängste zu vermindern.
Wechselwirkungen
Es kann zu einer deutlichen Wirkungssteigerung kommen bei der gleichzeitigen Einnahme von:
- Schlaf- und Beruhigungsmitteln
- Antidepressiva (insbesondere Lithiumpräparate gegen manische Depressionen)
- Neuroleptika
- Antiepileptika
- AT1-Rezeptor-Antagonisten
- Morphium-Präparate (beschleunigen eine mögliche Abhängigkeitsentwicklung zu Lorazepam)
- H2-Rezeptorenblocker
- Protonenpumpenhemmer (Omeprazol®)
- orale Kontrazeptiva („Pille“)
- Erythromycin®
- Muskelrelaxantien
- Alkohol (beeinträchtigt die ohnehin schon fragwürdige Fahrtauglichkeit unter der Medikation mit Lorazepam)
- Blutdrucksenker
- Antikoagulantien (Gerinnungshemmer)
- Clozapin®
- Valproinsäure
Nebenwirkungen
Wie bei jedem Medikament kann jede Art der unerwünschten Nebenwirkungen von Mensch zu Mensch vollkommen unterschiedlich sein. Im Folgenden sind die wichtigsten Nebenwirkungen aufgelistet, die über lange Zeiträume beobachtet werden konnten. Häufig kommt es bei der Einnahme von Lorazepam zu:
- starker Müdigkeit
- Schläfrigkeit
- eingeschränktem Reaktionsvermögen
Selten wurden beobachtet:
- Absinken der sexuellen Appetenz (Libidoverlust)
- Muskelschwäche
- Hypotonie
- Mundtrockenheit
- Hautreaktionen
Weiterhin wurden vereinzelt beobachtet:
- Verwirrtheit
- Psychosen
- Gangunsicherheit
- Muskelkrämpfe
- Lichtempfindlichkeit
- Sehstörungen
- Erhöhung der Leberwerte
- Konzentrationsstörungen
- gegensätzliche Reaktionen (Wut, Aggressivität)
- ADH-Mangel
- Abfall des Hämoglobins
- Agranulozytose
- Impotenz
- Anorgasmie
- Selbstmordgedanken
Die Behandlung mit Lorazepam sollte niemals abrupt beendet werden, da es dann zu Zittern, Schweißausbrüchen, Herzrasen und Exzitationszuständen bis hin zu einem lebensbedrohlichen Krampfanfall kommen kann.
Wie bei allen Benzodiazepinen besteht auch bei Lorazepam die Gefahr einer Abhängigkeit, weswegen es nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden sollte!
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