Anorgasmie
Definition
Als Anorgasmie wird die Unfähigkeit zum Erleben eines Orgasmus bezeichnet. Zu differenzieren sind hierbei verschiedene Formen der Anorgasmie bei beiden Geschlechtern.
Formen der Anorgasmie bei der Frau
Nach Masters und Johnson werden primäre und sekundäre Anorgasmie unterschieden. Desweiteren sind die masturbatorische Anorgasmie und die koitale Anorgasmie zu unterscheiden.
Primäre Anorgasmie
Von der primären Anorgasmie spricht man, wenn eine Frau noch nie zu einem Orgasmus gekommen ist. Dabei ist der Orgasmusreflex derart gehemmt, dass sie auch auf intensivste Reize nicht anspricht. Es gibt aber auch Frauen, die noch nie genügend starke sexuelle Reizung erfahren haben, um einen Orgasmus zu erleben.
Die Ursachen der primären Anorgasmie liegen meist in der Kindheit, z.B. als Folge einer sexualfeindlichen Erziehung, zu der oft hohe Leistungsnormen und Funktionsdruck kommen. Dadurch entstehen Schamgefühle und Ängste. Falsche Informationen und unreflektierte Normen können ebenso beteiligt sein.
Frauen die unter primärer Anorgasmie leiden, haben schon als junge Mädchen gelernt, ihre Lustgefühle zu unterdrücken und zu kontrollieren. Das Lusterleben ist sehr stark gehemmt und der Orgasmus wird als Kontrollverlust erlebt. Auch wurden in der Kindheit Körperkontakte zwischen Eltern und Kindern vermieden. Auch das Thema Sexualität war in der Familie ein absolutes Tabuthema. Oft ist auch sexueller Missbrauch in der Kindheit Ursache einer solchen Störung. Durch diese Ursachen ist das sexuelle Erleben ernsthaft gestört und die Erfahrung eines Orgasmus blockiert.
Sekundäre Anorgasmie
Die sekundäre Anorgasmie, auch situative Anorgasmie genannt, ist eine Unfähigkeit zum Orgasmus, nachdem im Leben bereits mindestens ein Orgasmus erlebt wurde. Sie tritt auf, wenn die Frau Orgasmusstörungen hat, obwohl sie grundsätzlich schon in der Lage ist einen Orgasmus zu bekommen.
Diese Art der Störung ist meist an bestimmte Situationen gekoppelt. Die sekundäre Anorgasmie ist meist psychisch bedingt. Die Ursachen können verschiedenartig sein z.B. Erlebnisse durch Inzest, Vergewaltigung, ungünstige Erfahrungen mit dem Partner, neurotische Ängste oder mangelnde körperliche Akzeptanz.
Erworbene Anorgasmie
Eine erworbene Anorgasmie wird von Patientinnen beschrieben, die aufgrund einer spinalen Erkrankung (z.B. inkompletter Paraplegie) eine zuvor jahre- oder jahrzehntelang gegebene Orgasmusfähigkeit verloren haben. Die Erregbarkeit sekundärer Geschlechtsmerkmale ist ebenso wie die Sekretbildung ausreichend vorhanden, es ist aber kein Höhepunkt mit Reizableitung möglich (vergleichbar mit der Unfähigkeit zum Samenerguss beim Mann).
Masturbatorische Anorgasmie
Die masturbatorische Anorgasmie bezeichnet die Unfähigkeit zum Orgasmus bei der Masturbation, während ein Orgasmus beim Koitus erlebt wird.
Koitale Anorgasmie
Die koitale Anorgasmie bezeichnet den fehlenden Orgasmus beim Koitus bei Möglichkeit eines Orgasmus durch Masturbation.
Orgasmusstörungen des Mannes
Bei Männern gibt es drei Arten der Orgasmusstörung:
- vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox)
- gehemmter Samenerguss (Ejaculatio retarda)
- Unvermögen zum Samenerguss (Ejaculatio deficiens)
Der vorzeitige Samenerguss ist hierbei die häufigste Form von Orgasmusstörungen bei Männern.
Therapeutische Aspekte
Männliche Orgasmusstörungen lassen sich mit einer Kurzzeit-Sexualtherapie, die aus therapeutischen Gesprächen und „Hausaufgaben“ besteht, therapieren.
Bei den sogenannten Hausaufgaben müssen die Partner lernen einander auf eine nicht fordernden Art und Weise zu liebkosen. Der Sinn ist, dass die Partner lernen sollen, was beim Streicheln angenehm und als lustvoll empfunden wird. In den therapeutischen Gesprächen soll die Kommunikationsfähigkeit der beiden Partner verbessert werden.
Ebenfalls wird bei Ejakulationsstörungen die START-STOP-Technik angewandt, bei der die Frau den Mann, solange stimuliert, bis dieser das Gefühl hat kurz vorm Orgasmus zu sein. Dann wird die Stimulation gestoppt bis dieses Gefühl vorbei ist und „das Spiel“ beginnt von vorn, dadurch lernt der Mann allmählich seine Ejakulation und den Orgasmus selbst zu beherrschen.
um diese Funktion zu nutzen.