Panikstörung
Synonym: Episodisch paroxysmale Angst
Englisch: panic disorder
Definition
Unter der Panikstörung versteht man eine Form der Angststörung, die durch rezidivierende Panikattacken gekennzeichnet ist und häufig in Kombination mit einer Agoraphobie auftritt.
ICD-10: F41.0
Epidemiologie
Die Lebenszeitprävalenz der Panikstörung beträgt ungefähr 2,4%, es ist also in etwa 1:40 Personen in ihrem Leben von einer Panikstörung betroffen.[1] Eine Panikstörung mit Agoraphobie wird bei Frauen etwa doppelt so häufig beobachtet wie bei Männern, während das Verhältnis bei der reinen Panikstörung ohne Agoraphobie ausgeglichen ist.
Ätiopathogenese
Es wird davon ausgegangen, dass eine genetische Komponente eine Rolle bei der Entwicklung der Panikstörung spielt, da betroffene Patienten häufig eine positive Familienanamnese aufweisen. In der Amygdala, dem Hippocampus, dem Locus coeruleus und den Raphekernen lassen sich bei Menschen mit Panikstörungen Anomalien feststellen.
Man vermutet, dass Störungen im noradrenergen, GABAergen und serotonergen Neurotransmittersystem sowie Störungen in der Regulation der Stresshormone Cortisol, ACTH und CRH an der Pathogenese beteiligt sind.
Psychoanalytiker gehen davon aus, dass eine misslungene Lösung eines neurotischen Konflikts zum Auftreten einer Panikstörung führt.
Klinik
Nach der ICD-10 imponiert eine Panikstörung durch das wiederholte Auftreten von Panikattacken. Diese sind nicht vorhersagbar und treten relativ unspezifisch in verschiedenen Situationen und unter verschiedenen Umständen auf.
Die betroffenen Patienten beklagen psychische und körperliche Symptome. Zu den häufigsten körperlichen Symptomen gehören thorakale Schmerzen, Palpitationen, Hitzewallungen, Schwitzen, eine Tachypnoe und auch Schwindel.
Es entwickelt sich eine Angst zu sterben und wahnsinnig zu werden.
Die Dauer einer Panikattacke ist sehr unterschiedlich und liegt in den meisten Fällen zwischen zehn und dreißig Minuten. Bei einigen Menschen hält die Attacke auch nur für wenige Minuten an, während sie bei anderen Menschen über mehrere Stunden besteht.
Bei vielen Patienten entwickelt sich im Laufe der Zeit eine große Angst vor der nächsten Attacke, was auch als Erwartungsangst bezeichnet wird. Die Erwartungsangst führt häufig dazu, dass sich ein Patient aus seinem sozialen Umfeld zurückzieht.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sollte an eine depressive Störung, an einen Drogenabusus, eine schizophrene Psychose und an eine Zwangserkrankung gedacht werden. Außerdem ist es notwendig, körperliche Erkrankungen auszuschließen, die zu ähnlichen Panikattacken führen können. Hierzu zählen vor allem:
- endokrine Störungen, z.B. Phäochromozytom, Insulinom mit Hypoglykämien
- Herzerkrankungen, z.B. Angina pectoris, hochfrequentes paroxysmales Vorhofflimmern, Wolff-Parkinson-White-Syndrom
- Erkrankungen mit anfallsweiser Dyspnoe, z.B. Asthma bronchiale
- epileptische Anfälle mit psychischer Aura
Diagnostik
Grundlegend für die Diagnostik ist eine ausführliche Anamnese mit einer Erhebung des psychopathologischen Befundes. Häufig werden auch psychologische Tests eingesetzt.
Therapie
Die Panikstörung wird pharmakologisch und nicht-pharmakologisch behandelt.
Bei der pharmakologischen Therapie steht die Gabe von SSRI wie z.B. Fluoxetin oder Paroxetin im Vordergrund. Zusätzlich können kurzfristig Benzodiazepine verordnet werden, wobei aufgrund des hohen Abhängigkeitsrisikos auf eine längerfristige Verordnung verzichtet werden sollte.
Zu den nicht-pharmakologischen Behandlungsverfahren gehören kognitive Verfahren, eine Entspannungstherapie sowie ggf. auch tiefenpsychologische Verfahren.