Psychologie
von altgriechisch: ψυχή ("psychē") - Seele, Atem, Gemüt; λόγος ("lógos") - Lehre, Wort, Vernunft
Englisch: psychology
Definition
Psychologie ist die Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen. Sie untersucht, wie Menschen denken, fühlen und handeln – und welche inneren sowie äußeren Bedingungen dieses Verhalten bestimmen. Neben beobachtbaren Reaktionen befasst sich die Psychologie auch mit nicht direkt messbaren Prozessen wie Wahrnehmung, Motivation, Emotion, Kognition und Bewusstsein. Sie verbindet naturwissenschaftliche, geisteswissenschaftliche und sozialwissenschaftliche Ansätze und zählt daher zu den sogenannten Integrationswissenschaften.
Geschichte
Fragen nach der Natur des Geistes und des Verhaltens beschäftigten Philosophen bereits in der Antike. Aristoteles formulierte in seiner Schrift De Anima erste Überlegungen über die Seele und geistige Prozesse. Als eigenständige Wissenschaft etablierte sich die Psychologie jedoch erst im späten 19. Jahrhundert, als Wilhelm Wundt 1879 in Leipzig das erste psychologische Labor gründete und damit die experimentelle Psychologie begründete. In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich verschiedene theoretische Schulen, etwa der Behaviorismus, der die Beobachtung von Verhalten in den Vordergrund stellte, die Psychoanalyse mit ihrem Fokus auf unbewusste Prozesse oder die Kognitionspsychologie, die das menschliche Denken als Informationsverarbeitung verstand. Moderne Psychologie integriert heute viele dieser Ansätze in einem biopsychosozialen Rahmenmodell.
Gegenstandsbereich
Die Psychologie untersucht das Verhalten und Erleben des Menschen in all seinen Facetten. Dazu zählen Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Lernen, Gedächtnis, Denken, Motivation, Emotion, Sprache, Entwicklung und soziale Interaktion. "Erleben" bezeichnet die subjektive Innenwelt eines Menschen – seine Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen. Verhalten meint die objektiv beobachtbaren Handlungen, Bewegungen und sprachlichen Äußerungen. Beide Ebenen stehen in wechselseitigem Zusammenhang und werden in der Psychologie stets im Kontext biologischer, psychischer und sozialer Einflussfaktoren betrachtet. Auf dieser Grundlage werden Modelle entwickelt, mit denen Verhalten vorhergesagt und durch gezielte Interventionen beeinflusst werden kann – beispielsweise in Therapie, Pädagogik oder Arbeitswelt.
Methodik
Die Psychologie bedient sich einer Vielzahl empirischer Methoden. In der Grundlagenforschung kommen häufig experimentelle Designs zum Einsatz, die Ursache-Wirkungs-Beziehungen unter kontrollierten Bedingungen untersuchen. Korrelative und quasi-experimentelle Verfahren dienen der Erforschung natürlicher Zusammenhänge. In der angewandten Forschung werden standardisierte Tests, Fragebögen, Interviews und Beobachtungsverfahren verwendet. Ergänzend gewinnen biologische und bildgebende Methoden, etwa EEG und fMRT, zunehmend an Bedeutung, um psychische Prozesse mit neuronalen Aktivitäten zu verknüpfen. Qualitative Ansätze wie Fallstudien oder Tiefeninterviews ergänzen das methodische Spektrum, wenn subjektive Sinnzusammenhänge im Vordergrund stehen.
Anwendungsbereiche in der Medizin
Im medizinischen Kontext spielt die Psychologie eine wesentliche Rolle bei der Erfassung und Behandlung psychischer Störungen, der Rehabilitation sowie der Gesundheitsförderung. Die klinische Psychologie und Psychotherapie beschäftigen sich mit Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen. Die Neuropsychologie untersucht die Zusammenhänge zwischen Hirnprozessen und Verhalten, insbesondere nach Läsionen oder bei degenerativen Erkrankungen. Die Gesundheitspsychologie widmet sich dem Einfluss psychischer Faktoren auf Krankheitsverlauf, Prävention und Adhärenz.
Literatur
- Zimbardo, P. G., & Gerrig, R. J. (2018). Psychologie (21. Auflage). München: Pearson Studium. Verfügbar unter https://www.lehmanns.de/shop/geisteswissenschaften/44152486-9783868943238-psychologie