Psychotherapie
Definition
Unter Psychotherapie versteht man die Behandlung geistig-seelisch bedingter, dysfunktionaler Zustände und/oder Strukturen eines Patienten bzw. Klienten durch direktive oder non-direktive Verfahren, welche ihre Wurzeln im Wesentlichen in der Entwicklung der Psychologie als Wissenschaft im Laufe des vergangenen Jahrhunderts haben.
Formen
In der Psychotherapie entwickelten sich zunächst zwei Hauptrichtungen, welche auch heute noch zu den erstattungsfähigen Verfahren im Rahmen der kassenärztlichen Versorgung zählen:
- die Psychoanalyse (in erster Linie zunächst durch Sigmund Freud begründet) sowie
- die aus den behavioristischen Verhaltenstheorien heraus entwickelte Verhaltenstherapie.
Darüber hinaus finden noch folgende Verfahren Anwendung und sind erstattungsfähig:
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die sich aus der Psychoanalyse entwickelte und mit ihr zu den psychodynamischen Verfahren gehört
- Systemische Therapie, die vor allem der Tatsache Rechnung trägt, dass die Ursache und Behandlung psychischer Störungen den sozialen Kontext einbeziehen muss.
Grundlage der Psychoanalyse
Die Psychoanalyse basiert auf einem Entwicklungsmodell des so genanten "Ich" als steuernde Instanz zwischen dem so genannten "Es" und "Über-Ich" auf dem Boden eigener triebhafter Bedürfnisse.
Dabei können Konflikte zwischen dem entsprechenden "Lust-" und "Realitätsprinzip" entstehen, die oft zunächst mit Hilfe der so genannten "Abwehrmechanismen" aus dem Bewußtsein ins Unbewußte verdrängt werden. Gelingt es dem Ich jedoch aus Schwäche dauerhaft nicht, diese Konflikte auf optimale Weise zu lösen, kommt es zur Entwicklung einer sogenannten Neurose - als Form einer lediglich "unteroptimalen" Konfliktlösung, da die "Triebabfuhr" nicht mehr auf das ursprüngliche Ziel der Bedürfnisbefriedigung gerichtet ist.
Die Psychoanalyse versucht nun über Bewusstmachung und Wiedererleben des inzwischen unbewußten ursprünglichen Konflikts im Rahmen eines Übertragungsprozesses auf den Psychoanalytiker, eine "Nachreifung" des Ichs über die Entwicklung diesmal optimaler Konfliktlösungen zu erreichen.
Grundlage der Verhaltenstherapie
Nach dem behavioristischen Modell hingegen entspringen menschliche Verhaltensweisen konditionierten "Reiz-Reaktions-Schemata" in Folge von Lernprozessen, welche sich gewissermaßen "erfolgsorientiert" manifestieren, je nachdem ob das zugrundeliegende "Ziel" im Sinne einer Bedürfnisbefriedigung erreicht wird.
Sind diese erlernten Konditionierungen vorwiegend irrationaler Natur, kommt es jedoch zu "fehlerlernten" Emotionen oder Verhaltensweisen, die in der Folge oft zu einem Leidensdruck führen. Ziel einer Verhaltenstherapie ist nun, diese irrationalen Strukturen des Denkens, Fühlens und Handelns durch neu erlernte rationale Alternativen zu ersetzen und einzuüben.
Weitere Formen der Psychotherapie
In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden diese Richtungen einerseits weiterentwickelt, z.B. durch die Individualpsychologie nach Dr. Alfred Adler oder durch Aufnehmen kognitiver Elemente bei der Analyse und Veränderung von bewertungsrelevanten Inhalten bei der Verhaltenstherapie; andererseits entwickelten sich daneben auch weitere psychotherapeutische Richtungen, wie beispielsweise die Gesprächspsychotherapie oder die Gestalttherapie, welche eher auf humanistischen Persönlichkeitsmodellen beruhen. Denn sie betonen sowohl die Fähigkeit als auch das Recht auf Selbstbestimmung der Patienten/Klienten in Bezug auf ihre subjektive Wahrnehmung als auch auf eine Veränderung von Inhalten ihres persönlichen Bezugsrahmens oder ihres individuellen Selbstkonzeptes.
Psychotherapeuten
Die selbständige Ausübung von Psychotherapie in Deutschland ist fünf Berufsgruppen vorbehalten, wobei lediglich die ersten vier für die Abrechnung bei den gesetzlichen Krankenkassen zugelassen sind:
- Fachärzten für Psychosomatische Medizin oder Fachärzten für Psychiatrie und Psychotherapie
- ärztlichen Psychotherapeuten (sonstige Fachärzte mit der Zusatzbezeichnung Psychotherapie)
- psychologischen Psychotherapeuten (mit eigener Approbation nach dem PsychThG)
- Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (Psychologen, Sozialpädagogen oder Pädagogen mit Approbation nach dem PsychThG)
- Heilpraktiker oder Heilpraktiker für Psychotherapie (in Besitz der Heilkundeerlaubnis nach dem HPG)
Daneben findet man inzwischen Psychotherapie als fest integriertes Angebot vieler Kliniken, da durch die wachsende Anzahl psychischer und psychosomatischer Erkrankungen der Bedarf an zumindest begleitender Behandlung psychotherapeutischer Art mehr und mehr notwendig erscheint.
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