Thiopental
Handelsnamen: Trapanal®, Pentothal®
Synonyme: 5-Ethyl-5-(1-methylbutyl)-2-Thiobarbitursäure
Englisch: thiopental, sodium thiopental
1. Definition
Thiopental ist ein kurz wirksames Hypnotikum aus der Wirkstoffklasse der Barbiturate, das vor allem in der Narkoseeinleitung genutzt wird.
2. Chemie
Thiopental ist strukturell eng verwandt mit Pentobarbital. Es unterscheidet sich nur durch die funktionelle Gruppe am C2-Atom. Anstelle einer Carbonylgruppe trägt das Thiopental dort eine Thiocarbonylgruppe. Die Summenformel lautet C11H17N2O2.
3. Wirkmechanismus
Wie alle Barbiturate wirkt Thiopental über die Bindung und Aktivierung der inhibitorisch wirkenden GABAA-Rezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS).
Dies geschieht durch die Bindung des Thiopentals an eine Untereinheit der ligandenaktivierten GABAA-Rezeptoren und der folgenden Öffnung von Ionenkanälen.
4. Pharmakokinetik
Thiopental ist ein schnellwirkendes Hypnotikum mit einem sehr raschen Wirkeintritt (10 bis 40 Sek.) und einer kurzen Wirkdauer von 5 bis 15 Minuten. Die kurze Wirkdauer ist weniger durch rasche Metabolisierung, als vielmehr durch die schnelle Umverteilung des Stoffes aus der Blutbahn in die Fett- und Muskelkompartimente des Menschens bedingt. Der eigentliche Abbau findet in der Leber statt.
Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 5 bis 10 Stunden, die Verteilungshalbwertszeit etwa 8,5 Minuten.
5. Indikationen
Thiopental findet seine Anwendung durch die schnelle hypnotische Wirkung vor allem in der Narkoseeinleitung bei unkomplizierten Patienten als Alternative zu Propofol.
In der Intensivmedizin wird es zur Senkung des Hirndrucks eingesetzt.
6. Nebenwirkungen
Die höchste klinische Relevanz besitzt der atemdepressive Effekt des Thiopentals durch die verminderte Sensibilität der CO2-Rezeptoren. Hierdurch verbleiben als Atemantrieb nur noch die wesentlich weniger sensiblen O2-Rezeptoren.
Weitere Nebenwirkungen sind:
- Negative Inotropie
- Kardiovaskuläre Depression mit Blutdruckabfall und Verminderung des Herzzeitvolumens
- Husten
- Laryngospasmus
- Bronchospasmus
- Histaminfreisetzung
- Reflextachykardie
- Enzyminduktion
- Nekrosen bei paravenöser Injektion
- Arterienthrombosierung bei akzidenteller arterieller Injektion
7. Abhängigkeitspotential
Thiopental kann, wie andere Barbiturate auch, schon nach kurzem regelmäßigem Gebrauch zu einer starken körperlichen und psychischen Abhängigkeit führen.
8. Kontraindikationen
Eine Kontraindikation zur Gabe von Thiopental liegt bei folgenden Erkrankungen vor:
- Schwere Herzinsuffizienz
- Mitralstenose
- Stoffwechselerkrankungen wie Porphyrie
- schwere obstruktive Lungenerkrankungen (Asthma, COPD)
Thiopental stimuliert die Hämsynthese in der Leber. Durch die vermehrte Produktion von Häm-Vorstufen (Porphyrinen) und eine gestörte Verarbeitung dieser Vorstufen kann bei Patienten mit Porphyrie eine akute Krankheitskrise ausgelöst werden.
9. Intoxikation
Als Barbiturat besitzt Thiopental eine enge therapeutische Breite. Hierdurch ist der Grat zwischen wirksamer Dosis und toxischer Dosis sehr schmal. Es gibt kein Antidot im Falle einer absichtlichen (suizidalen) oder unbeabsichtigten Überdosierung.
Bei einer Überdosierung ist die Gabe von Sauerstoff aufgrund der Wirkung des Thiopentals auf die CO2-Rezeptoren kontraindiziert, da durch den Sauerstoff auch noch die O2-Rezeptoren als Atemantrieb ausfallen.
10. Trivia
Thiopental wurde in den USA bis 2011 bei der Hinrichtung durch die Giftspritze verwendet. Historisch fand Thiopental auch als Wahrheitsserum Einsatz.