(Weitergeleitet von Asthma)
Synonym: Asthma
Englisch: Bronchial asthma
Das Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch bronchiale Hyperreaktivität und eine variable Atemwegsobstruktion gekennzeichnet ist.
Asthma bronchiale beginnt in der Regel schon im Kindesalter und ist die häufigste chronische Erkrankung dieses Lebensabschnitts. Zur Prävalenz des Asthma bronchiale in Deutschland gibt es divergierende Aussagen. Einige Autoren geben 2-4%, andere Quellen sogar 6-10% an. Die Zahl der asthmabedingten Todesfälle in Deutschland beträgt ca. 5.000/Jahr.
Die Entstehung des Asthma bronchiale ist ein multikausaler Prozess, an dem neben exogenen Faktoren (Umweltfaktoren) auch genetische Anlagen beteiligt sind. Der Verlauf der Erkrankung kann zusätzlich durch Klimaveränderungen und psychische Faktoren beeinflusst werden. Wichtige exogene Auslöser sind:
Patienten mit allergischem Asthma oder anderen atopischen Erkrankungen weisen eine polygen vererbte Anlage zur überschießenden Immunglobulin E-Bildung auf. Leiden beide Elternteile an einer Atopie, haben die Kinder in 40-50% der Fälle ebenfalls eine atopische Erkrankung. Diese Patienten weisen in ihrer Anamnese häufig eine Rhinitis allergica auf, die dann im Sinne eines Etagenwechsels auf die unteren Atemwege übergreift.
Bei der Mehrzahl der Asthmaanfälle handelt es sich um Mischformen. Wird Asthma durch psychische Faktoren ausgelöst, spricht man von einem psychogenen Asthma.
Die Symptomatik lässt sich gemäß den Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga in folgende Schweregrade einteilen.
Schweregrad Erwachsene | Kennzeichnung vor Behandlung Symptomatik | Lungenfunktion |
---|---|---|
I Intermittierend |
Intermittierende Symptome am Tag (< 1 x/Woche) Kurze Exazerbationen (von einigen Stunden bis zu einigen Tagen) |
FEV1 ≥ 80 % des Sollwertes PEF ≥ 80 % des PBW |
II Geringgradig persistierend |
1 x/Woche < Symptome am Tag < 1 x/Tag Nächtliche Symptomatik > 2 x/Monat |
FEV1 ≥ 80 % des Sollwertes PEF ≥ 80 % des PBW |
III Mittelgradig persistierend |
Tägliche Symptome Nächtliche Asthmasymptome > 1 x/Woche |
FEV1 > 60% - < 80% des Sollwertes PEF 60-80 % des PBW |
IV Schwergradig persistierend |
Anhaltende Symptomatik hoher Intensität und Variabilität Häufig nächtliche Asthmasymptome Einschränkung der körperlichen Aktivität |
FEV1 ≤ 60 % des Sollwertes oder PEF ≤ 60 % des PBW |
Schweregrad Kinder und Jugendliche | Kennzeichnung vor Behandlung Symptomatik | Lungenfunktion |
---|---|---|
I Intermittierend (intermittierende, rezidivierende, bronchiale Obstruktion) |
Intermittierender Husten, leichte Atemnot, symptomfreies Intervall > 2 Monate | Nur intermittierend obstruktiv; Lungenfunktion oft noch normal: FEV1 > 80 % des Sollwertes
MEF 25-75 bzw. MEF 50 > 65 % |
II Geringgradig persistierend (episodisch symptomatisches Asthma) |
Intervall zwischen Episoden < 2 Monate | Nur episodisch obstruktiv, Lungenfunktion dann pathologisch: FEV1 < 80 % des Sollwertes und / oder MEF 25-75 bzw. MEF 50 < 65 % PEF-Tagesvariabilität 20- 30 % |
III Mittelgradig persistierend |
An mehreren Tagen/Woche und auch nächtliche Symptome | Auch im Intervall obstruktiv; FEV1 < 80 % des Sollwertes u./o. MEF 25-75 bzw. MEF 50 < 65 % |
IV Schwergradig persistierend |
Anhaltende Symptome am Tag, häufig auch nachts | FEV1 < 60 % des Sollwertes oder PEF < 60 % PBW |
(Alle Prozentangaben beziehen sich auf die entsprechenden Sollwerte.)
Nach den aktuellen Leitlinien der GINA wird nicht mehr nach klinischen Schweregraden unterschieden, sondern das Asthma bronchiale nach seiner therapeutischen Kontrollierbarkeit in folgende Kategorien unterteilt:
Dabei fließen zur Beurteilung neben den bisherigen Symptomen tagsüber und nachts, die Lungenfunktion (Einteilung vereinfacht, Grenze FEV1 < 80%) sowie zusätzlich die Einschränkung der körperlichen Aktivität, die Anwendungshäufigkeit von inhalativen, kurzwirksamen Bronchodilatatoren ("Reliever") und die Frequenz der Exazerbationen mit ein.
Genetische Disposition und exogene Noxen sind die Auslöser für drei pathophysiologische Abläufe, die für das Asthma bronchiale charakteristisch sind:
Allergene oder Infekte lösen eine Entzündungsreaktion der Bronchialschleimhaut aus. Beim allergischen Asthma kommt es unmittelbar nach Inhalation des Allergens zu einer IgE-vermittelten Reaktion vom Soforttyp (Typ-1-Reaktion). Die in der Schleimhaut befindlichen Mastzellen degranulieren und setzen dabei Entzündungsmediatoren wie Histamin, ECF-A, Bradykinin und Leukotriene frei ("immediate reaction"). Neben dieser Sofortreaktion gibt es auch ein IgG-vermittelte Spätreaktion ("late reaction") nach 6-12 Stunden oder eine Kombination beider Reaktionstypen ("dual reaction").
Das auslösende Allergen ist in der Regel nur im Frühstadium der Erkrankung identifizierbar. Im Laufe der Jahre kommt es häufig zu einer Ausweitung des Allergenspektrums, so dass die Allergenvermeidung für den Patienten immer schwieriger oder sogar unmöglich wird.
Bei nahezu allen Asthmatikern lässt sich eine unspezifische bronchiale Hyperreagibilität nachweisen. Die Hyperreagibilität äußert sich durch eine zu starke Verengung der Bronchialwege bei Inhalation von Reizsubstanzen, die sich mit Hilfe des Methacholintests, des Histamintests oder der Kälteprovokation objektivieren lässt.
Die endobronchiale Obstruktion ist sozusagen das erste klinisch wahrnehmbare "Endprodukt" der pathophysiologischen Abläufe des Asthma bronchiale. Sie entsteht durch Verlegung des Lumens der Bronchialwege infolge von Schleimhautödemen, vermehrter bzw. gestörter Sekretion von Bronchialschleim (Hyperkrinie bzw. Dyskrinie) und Bronchospasmen (Bronchokonstriktion).
Die drei Faktoren Bronchospasmus, Schleimhautödem und Hypersekretion, die ursächlich für die Atemnot sind, werden auch als Asthma-Trias bezeichnet.
Die Symptome des Asthma bronchiale können sporadisch, saisonal oder ganzjährig auftreten. Die Leitsymptome sind:
Beim Asthmaanfall sitzt der Patient typischerweise schwer atmend (dyspnoisch) auf einem Stuhl oder auf dem Bett und stützt dabei die Arme auf, um auch die Atemhilfsmuskulatur in Anspruch zu nehmen. Diese Haltung wird auch als Kutschersitz bezeichnet. Dabei ist die Ausatmungsphase (Exspiration) deutlich verlängert. Bei Erschöpfung des Patienten kann es zusätzlich zum so genannten respiratorischen Alternans kommen.
Als weitere Symptome können bei einem schweren Asthmaanfall ("Status asthmaticus") auch noch folgende Krankheitszeichen auftreten:
Die Diagnose "Asthma bronchiale" kann man häufig schon aus der typischen Symptomatik ableiten. Die diagnostischen Maßnahmen umfassen unter anderem:
Bei schwerer Atemnot (v.a. im Kindesalter) sieht man thorakale Einziehungen, v.a. im Bereich des Jugulum, der Interkostalräume und epigastrisch.
Die Lungenfunktionsdiagnostik umfasst typischerweise:
Allergien stellen die häufigste Ursache des Asthmas im Kindes- und Jugendalter dar und sind auch im Erwachsenenalter häufig. Deshalb soll in allen Altersgruppen bei allen Asthmapatienten mit positiver Anamnese eine allergologische Stufendiagnostik durchgeführt werden. Die allergologische Stufendiagnostik besteht bei Asthma aus:
Die laufende Überprüfung der Lungenfunktion kann anhand des PEF-Wertes auch durch den Patienten selbst mit Hilfe eines Peak-Flow-Meters erfolgen.
Neben der Allergenkarenz, die aber nur selten praktisch durchführbar ist, umfasst die Behandlung des Asthma bronchiale vor allem medikamentöse Maßnahmen. Während früher die Bronchodilatation der wichtigste Fokus war, ist heute das primäre Ziel, die Entzündungsreaktion so zu minimieren, dass die pathophysiologischen Umbauvorgänge in der Lunge verzögert werden. Als Medikamente kommen zum Einsatz:
In den leichteren Krankheitsstadien werden die Medikamente meist in Form von Dosieraerosolen appliziert. In späteren Stadien der Erkrankung ist oft zusätzlich die orale Gabe oder - vor allem im Asthmaanfall - die i.v.-Applikation notwendig.
siehe auch: Asthma-Stufentherapie, Asthma bronchiale bei Kindern
Tags: Allergie, Asthma, Asthma bronchiale, Bronchien
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Pneumologie
Diese Seite wurde zuletzt am 11. Juli 2020 um 18:35 Uhr bearbeitet.
Um diesen Artikel zu kommentieren, melde Dich bitte an.