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Tachykardie

von altgriechisch: ταχύς ("tachys") - schnell; καρδία ("kardia") - Herz
Synonyme: Herzjagen, Herzrasen
Englisch: tachycardia

1. Definition

Die Tachykardie ist eine Überschreitung der altersüblichen physiologischen Herzfrequenz (HF) von 100 Schlägen pro Minute beim Erwachsenen. Das Gegenteil der Tachykardie ist die Bradykardie. In Kombination mit einer unregelmäßigen Herzaktion (Arrhythmie) spricht man von Tachyarrhythmie.

2. Hintergrund

Der Grenzwert von 100/min sollte flexibel beurteilt werden, da z.B. bei Säuglingen oder Kindern andere Höchstwerte gelten. Ab einer Herzfrequenz von 150 Schlägen/min spricht man von einer ausgeprägten Tachykardie.

3. Physiologie

Eine Tachykardie bei körperlicher Belastung (z.B. Sport) ist innerhalb bestimmter Grenzen eine physiologische Reaktion, die der Steigerung des Herzzeitvolumens und damit der Verbesserung der peripheren Sauerstoffversorgung dient. Sie hat die Form einer Sinustachykardie und ist von den Leistungsreserven des Herzens gedeckt. Auslösend ist eine verstärkte Aktivität des Sympathikus, dessen Transmitter Noradrenalin positiv chronotrop wirkt.

Eine Tachykardie unter Ruhebedingungen weist dagegen auf pathologische Abläufe hin.

4. Ätiologie

Tachykardien können durch endogene oder exogene Ursachen ausgelöst werden. Die endogenen Ursachen lassen sich weiter in kardiale und nicht-kardiale Ursachen unterteilen.

4.1. Endogene Faktoren

4.1.1. Kardiale Ursachen

4.1.2. Nicht-kardiale Ursachen

4.2. Exogene Faktoren

Zu den exogenen Ursachen zählen Stress, Genuss- (Koffein) und Suchtmittel (Nikotin, illegale Drogen wie Amphetamine oder Kokain), frequenzsteigernde Arzneistoffe (z.B. Atropin u.a. Anticholinergika, Sympathomimetika, Theophyllin, Nitrate, Kalziumantagonisten) und Lebensmittelinhaltsstoffe. Beispielsweise können die in der Muskatnuss enthaltenen ätherischen Öle Myristicin und Elemicin bei missbräuchlicher Verwendung zu Tachykardie und Blutdruckschwankungen führen.

5. Pathophysiologie

Die bioelektrischen Abläufe bei Tachykardien variieren, die genaue Entstehung der unterschiedlichen Formen ist bis heute (2025) nicht vollständig verstanden. Die gängige Literatur gibt verschiedene Mechanismen an, z.B.

  • Pathologische Steigerung des Automatismus: Die unter physiologischen Bedingungen etwa siebzigmal pro Minute depolarisierenden Schrittmacherzellen des Sinusknoten geben aus bisher nicht geklärter Ursache einen schnellen Rhythmus vor.
  • Instabilität der elektrischen Reizgenerierung: Anstelle koordinierter Depolarisationen können sich einzelne oder größere Mengen von Herzmuskelzellen willkürlich und nicht zeitlich gekoppelt elektrisch entladen und damit einen pathologischen, deutlich zu schnellen Herzrhythmus generieren.
  • Reentry-Erregungen: Durch pathologische Faserverbindungen oder Schaltkreise der elektrischen Erregung findet während der physiologischen Ruhephase eine erneute Depolarisation statt, sodass das Herz zu oft erregt wird und sich damit kontrahiert.

6. Einteilung

Tachykardien lassen sich nach verschiedenen Aspekten einteilen. Die folgende Systematik hat keine allgemeine Gültigkeit, sondern dient nur der Übersicht.

6.1. ... nach Ort der Entstehung

Nach dem Ursprungsort eines zu schnellen Herzrhythmus unterscheidet man supraventrikuläre Tachykardien (SVT) und ventrikuläre Tachykardien (VT).

Supraventrikuläre Tachykardien entstehen oberhalb der Herzkammern, zum Beispiel im Sinusknoten, im AV-Knoten oder in den Vorhöfen. Zu den Unterformen zählen u.a.:

Ventrikuläre Tachykardien entstehen dagegen jenseits des His-Bündels, im Bereich der Tawara-Schenkel, den Purkinje-Fasern oder im Ventrikelmyokard. Unterformen sind zum Beispiel:

Die Lokalisation des Ortes der Reizbildung hilft bei der Unterscheidung zwischen orthotoper Tachykardie (Sinustachykardie) und heterotoper Tachykardie.

Anfallsweise Tachykardien ventrikulären oder supraventrikulären Ursprungs werden unter dem Begriff der paroxysmalen Tachykardie zusammengefasst.

6.2. ... nach Ätiologie

6.3. ... nach typischen EKG-Veränderungen

7. Klinische Unterscheidung

  Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie (SVT) Ventrikuläre Tachykardie (VT)
Symptome Palpitationen

Diaphorese
Nausea
Dyspnoe
verstärkte Diurese
selten Synkope

Palpitationen

Diaphorese
Nausea
Dyspnoe

häufig bei Synkope

Strukturelle Herzerkrankung selten häufig
Hereditäre Ursachen kaum gelegentlich
Adenosin und vagale Stimulation beendet häufig (oder demaskiert Vorhofarrhythmie) beendet selten
QRS-Vektor ähnliche Achse wie Sinusrhythmus andere Achse als Sinusrhythmus
Q-Zacken während Tachykardie selten häufig bei KHK und Infarkt
QRS-Breite schmal wie Sinusrhythmus
selten Aberration
meist > 140 ms
selten schmaler

(septale KT)

Fusionsschläge nie wenn vorhanden, beweisend
AV-Synchronie fast immer fakultativ

8. Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Ursache und der genauen Form der Tachykardie. Allgemeine Maßnahmen sind stationäre Überwachung mit Sauerstoffgabe, Legen eines Zugangs, EKG-Monitoring, Blutdruckkontrolle und Pulsoxymetrie.

9. ICD-10-Codes

  • I47.1 – Supraventrikuläre Tachykardie
  • I47.2 – Ventrikuläre Tachykardie

10. Quelle

Dr. Frank Antwerpes
Peer reviewed am 23.01.2025 von Dr. Frank Antwerpes

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