Synonym: Chaotische atriale Tachykardie, CAT
Die multifokale atriale Tachykardie, kurz MAT, ist eine supraventrikuläre Tachyarrhythmie und eine Sonderform der fokalen atrialen Tachykardie.
Eine MAT ist sehr selten und kann prinzipiell in jedem Lebensalter auftreten. Bei Neugeborenen ist sie am häufigsten vorzufinden.
Im Säuglingsalter findet sich bei der Mehrzahl der Patienten keine strukturelle Herzerkrankung, selten kann sie jedoch mit Herzfehlern (z.B. Fallot-Tetralogie) oder nach kürzlich erfolgter Herzoperation auftreten. Sehr selten ist sie Teil eines Syndroms (z.B. Costello-Syndrom).
Bei älteren Patienten besteht häufig eine Assoziation mit pulmonalen Erkrankungen, die zu einer Vorhofbelastung führen:
Weitere Ursachen einer MAT sind:
Die MAT basiert vermutlich auf getriggerten Spätpotenzialen (Automatie) in mindestens drei unterschiedlichen ektopen Reizbildungszentren im rechten und/oder linken Vorhof.
Betroffene Säuglinge sind wegen eines linksventrikulären Pumpversagens oft schwer krank und ggf. beatmungspflichtig. Im Gegensatz dazu sind die meisten erwachsenen Patienten asymptomatisch, abhängig von der Frequenz kann es jedoch zu Dyspnoe, Palpitationen oder Schwindel kommen.
Bei lange bestehender Tachykardie kann sich eine tachykardie-induzierte Kardiomyopathie mit Symptomen einer Herzinsuffizienz manifestieren.
Die Diagnose einer MAT basiert auf dem elektrokardiografischen Befund. Zur Abklärung der Ursache können laborchemische Untersuchungen und eine Echokardiographie sinnvoll sein.
Typischerweise zeigen sich mindestens drei unterschiedlich konfigurierte P-Wellen (v.a. in den Ableitungen II, III und V1) mit variablem PP- und RR-Abstand sowie variabler PQ-Zeit. Eine isoelektrische Linie ist durchgehend erkennbar. Die Vorhoffrequenz ist variabel und liegt meist zwischen 100 und 300/min.
Aufgrund einer variablen AV-Überleitung kommt es zu Blockierungen aller Grade sowie zu intraventrikulären Reizleitungsverzögerungen mit variabel deformierten QRS-Komplexen ("chaotisches" EKG-Bild).
Der Ort der abnormen Erregungsbildung im Vorhof lässt sich anhand der Konfiguration der P-Welle ermitteln:
Die Therapie einer MAT basiert auf der Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung und Korrektur evtl. vorliegender metabolischer Abweichungen. Adenosin oder eine elektrische Kardioversion sind i.d.R. wirkungslos.
Unter Beachtung der Nebenwirkungen und Kontraindikationen werden zur symptomatischen Therapie Magnesium, Digitalis, Amiodaron, Propafenon, Verapamil, Diltiazem und/oder Betablocker eingesetzt.
Die Spontanremissionsrate wird mit 50 bis 80 % angegeben.
Fachgebiete: Kardiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 28. Oktober 2019 um 19:47 Uhr bearbeitet.
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