Handelsnamen: Isoptin®, Falicard®, Veranorm® u.v.a.
Englisch: Verapamil
Verapamil ist ein Wirkstoff, der als Antiarrhythmikum weit verbreitet ist (z.B. Isoptin). Er zählt zur Gruppe der Kalziumantagonisten (Untergruppe: Phenylalkylamine = Substanzen vom "Verapamil-Typ").
Verapamil hat die Summenformel C27H38N2O4 und eine molare Masse von 454,60 g/mol.
Verapamil ist Mittel der Wahl bei supraventrikulären Tachyarrhythmien. Desweiteren wird es auch zur Therapie der koronaren Herzkrankheit (KHK und Angina pectoris), Bluthochdruck (Hypertonie) und hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie (HOCM) angewendet.
Verapamil ist zudem Mittel der Wahl zur Prophylaxe des episodischen Clusterkopfschmerzes.[1]
Verapamil wird zu über 90% resorbiert; die Bioverfügbarkeit liegt bei 10-20%, bei Dauergabe bis zu 40%, hoher first-pass-Effekt. Die Halbwertszeit beträgt 3-7h. Die Elimination und Ausscheidung des aktiven und passiven Metaboliten findet renal und biliär statt.
Verapamil wirkt negativ auf die Erregungsbildung im Herzen (negativ chronotrop), senkt die Erregungsleitung (stark negativ dromotrop), senkt die Kontraktion des Myokards (negativ inotrop) und bewirkt zudem eine geringe arterielle Gefäßerweiterung (gering arteriell vasodilatativ).
Zu den Nebenwirkungen zählen Bradykardie, AV-Blockierungen (bis hin zum AV-Block III. Grades), zu starke negative Inotropie, Hypotension, Obstipation, Kopfschmerzen und Schwindel.
Die Kombination von Verapamil mit Betablockern ist aufgrund der verstärkten negativen Inotropie zu vermeiden. Bei der Kombination mit anderen Antiarrhythmika der Klassen I bis IV drohen Bradykardie, AV-Block und Kardiodepression. Der gleiche unerwünschte Effekt kann bei Kombination von Verapamil mit Inhalationsanästhetika auftreten. Verapamil in Kombination mit Antihypertensiva und Narkotika bewirkt eine verstärkte Blutdrucksenkung. Nicht steroidale antientzündliche Substanzen (NSAID) führen dagegen (durch eine Hemmung der Prostaglandinsynthese sowie erhöhte Natrium und Wasserretention) zu einer abgeschwächten blutdrucksenkenden Wirkung.
Verapamil bewirkt wie andere Kalziumantagonisten eine Inhibition des Leberenzyms CYP3A4. Dadurch können manche andere gleichzeitig verabreichte Medikamente, die durch CYP3A4 umgebaut werden (z.B. Theophyllin, Carbamazepin, etc.) nicht mehr so gut metabolisiert werden und reichern sich im Blut an (erhöhte Konzentration der jeweiligen Substanzen im Serum messbar). Umgekehrt können andere CYP3A4 Inhibitoren auch den Abbau von Verapamil hemmen, so dass die Blutkonzentration steigt und die blutdrucksenkende Wirkung verstärkt wird.
Außerdem ist Verapamil ein Hemmstoff von P-Glykoproteinen.
Verapamil darf nicht eingenommen werden bei dekompensierte Herzinsuffizienz, AV-Block höher als Grad I, Vorhofflattern und Vorhofflimmern mit Präexzitationssyndrom, Sick-Sinus-Syndrom, kardiogenem Schock der auf eine andere Ursache als Arrhythmie zurückzuführen ist.
Fachgebiete: Innere Medizin
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Dr. med. Benjamin Frank Fischbein
14.06.2007