Clearance
Definition
Die Clearance ist ein Maß für die Klär- bzw. Entgiftungsleistung der Nieren. Ihre Bestimmung dient der Überprüfung der Nierenfunktion. Sie entspricht dem rechnerischen Plasmavolumen pro Zeiteinheit, das von einem bestimmten Stoff geklärt wurde. Die Clearance wird in der Regel in ml/min angegeben.
Physiologie
Die renale Clearance gibt die Eliminierung (das "Clearing") eines Stoffes aus dem Blutplasma an. Sinkt die Clearance ab, d.h. nimmt die Leistung der Niere ab, spricht man von Niereninsuffizienz.
Die Bestimmung der Clearance für verschiedene Substanzen erlaubt je nach Substanz Aussagen über verschiedene Funktionsparameter der Niere:
Bestimmung
Grundlagen
Es gibt verschiedene Verfahren für die Messung der Clearance. Alle Solute, die zur Ermittlung der Clearance herangezogen werden, müssen die folgenden Eigenschaften aufweisen: Der Stoff darf im Tubulussystem und im Nierenmark
- weder synthetisiert noch metabolisiert und
- weder resorbiert noch sezerniert werden,
des Weiteren
- darf der Stoff die glomeruläre Filtrationsrate nicht beeinflussen und
- muss im Glomerulus frei filtriert werden.
Dies trifft auf das im Folgenden genannte Kreatinin zwar nicht zu, weil es zu einer geringen Rate im proximalen Tubulus sezerniert wird. Dadurch liegt die Kreatininkonzentration um 10% höher als das filtrierte Solut. Da aber die Kreatininkonzentrationsmessung im Blut der gleichen Fehlerquote unterliegt, gleichen sich beide Fehler aus. Dennoch muß diese methodische Schwäche berücksichtigt werden, da bei unterschiedlichem Ausfallen der beiden Fehler ein tatsächlicher Fehler der Clearance-Berechnung resultieren kann.
Verfahren
Folgende Verfahren werden angewandt:
- Die Inulin-Clearance misst das Filtrationsvermögen der Niere. Hierzu wird dem Patienten Inulin verabreicht und gemessen, wie viel vom verabreichten Stoff pro Zeit wieder ausgeschieden wird. Da Inulin zwar filtriert, nicht aber rückresorbiert wird, ist die Inulin-Clearance identisch mit der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Für den gesunden Jugendlichen liegt der Wert bei etwa 125 ml/min. Eine Abnahme des Wertes deutet auf eine Störung in der Nierenfunktion hin. Mit zunehmenden Alter nimmt die GFR physiologisch auf 60-65 ml/min ab. Dies ist bei der Dosierung von Arzneistoffen, die über die Niere ausgeschieden werden, wichtig, da bei älteren Patienten durch die geringere GFR oft eine Verringerung der Dosis vorgenommen werden muss. Da die intravenöse Dauerinfusion von Inulin aufwendig ist, findet sie nur noch selten Anwendung.
- Die Kreatinin-Clearance wird wegen ihrer einfacheren Durchführung in der Klinik der Inulin-Clearance vorgezogen. Sie erlaubt bereits eine Bestimmung der GFR in guter Näherung. Es wird die Ausscheidung von Kreatinin gemessen, die annähernd der von Inulin entspricht. Die Kreatinin-Plasmaspiegel schwanken nur wenig, was diese Messung überhaupt erst möglich macht. Vorteilhaft ist weiterhin, dass die Infusion, die bei der Messung der Inulin-Clearance erforderlich ist, entfällt.
- Die PAH-Clearance (Paraaminohippursäure-Clearance) dient der Bestimmung des renalen Plasmaflusses und des renalen Blutflusses.
Für spezielle Fragestellungen der Nierenfunktionsdiagnostik stehen in der Nuklearmedizin verschiedene Verfahren der Isotopen-Clearance zur Verfügung, die mit sehr hoher Genauigkeit arbeiten.
Spezielle Clearance-Formen
Die Freie Wasserclearance gibt Auskunft über das Urinvolumen, das über die zur osmotischen Clearance notwendige Urinmenge hinaus ausgeschieden wird.
ClX = VU x ( c(X)U / c(X)Plasma ) |
ClX : Clearance der Substanz X |