Freie Wasserclearance
Synonyme: Freiwasserclearance, ClH2O
Englisch: free water clearance
Definition
Unter der freien Wasserclearance, kurz ClH2O, versteht man das Urinvolumen, das über die zur osmotischen Clearance notwendige Urinmenge hinaus ausgeschieden wird.
Hintergrund
Zieht man von der Urinstromstärke die Clearance von osmotisch wirksamen Teilchen ab, so erhält man die "Freie Wasserclearance". Vereinfacht gesprochen gibt sie an, welche Menge von Wasser aus dem Urin entfernt bzw. zum Urin hinzugegeben werden müsste, um ihn isoosmolal mit dem Blutplasma zu machen.
Berechnung
Die Berechnung erfolgt durch Subtraktion der osmotischen Clearance vom Urinvolumen:
- ClH2O = VUrin (1 – OsmUrin / OsmPlasma)
mit VUrin = Urinstromstärke [ml/min]
Interpretation
Die freie Wasser-Clearance ist ein Indikator für den Wasserhaushalt des Körpers bzw. den Diuresezustand der Nieren:
- ClH2O = 0: Die Nieren produzieren durch osmotische Diurese Urin, der im Vergleich zum Blutplasma isoosmolal bzw. isoton ist. Eine osmotische Diurese liegt auch beim Diabetes mellitus vor, wenn die Blutzuckerkonzentration die Nierenschwelle (10 mmol/l bzw. 200 mg/dl) überschreitet und Glucose als osmotisch wirksames Teilchen in den Urin übertritt.
- ClH2O > 0: Die Nieren produzieren durch die Ausscheidung freien Wassers verdünnten, hypotonen Urin. Es wurde mehr Wasser ausgeschieden, als es für einen plasmaisotonen Harn notwendig gewesen wäre. Positive Werte erhält man zum Beispiel bei Wasserdiurese, wenn große Mengen hypotoner Flüssigkeit (z.B. Leitungswasser) getrunken werden.
- ClH2O < 0: Es liegt eine Antidiurese vor, d.h. dass die Nieren Flüssigkeit zurückhalten (z.B. unter ADH-Einfluss). Das führt zur Produktion von hypertonem Urin.
Quellen
- Robert F. Schmidt (Hrsg.)/Florian Lang (Hrsg.): Physiologie des Menschen mit Pathophysiologie, Heidelberg (Springer) 2007 (30. Auflage), S. 716ff.