Synonym: Creatinin-Clearance, endogene Kreatinin-Clearance
Die Kreatinin-Clearance ist das gebräuchlichste klinische Clearance-Verfahren zur Beurteilung der Nierenfunktion. Sie erlaubt unter Berücksichtigung möglicher Verfälschungen einen relativ genauen Rückschluss auf die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), den wichtigsten Parameter zur Beurteilung der Nierenfunktion. Die Kreatinin-Clearance ist neben der Bestimmung der Retentionswerte ein wichtiges diagnostisches Werkzeug zur Erfassung einer Niereninsuffizienz.
Die Bestimmung der Kreatinin-Clearance ist bei einer Reihe von Funktionsuntersuchungen der Niere indiziert, unter anderem unter den folgenden Indikationsstellungen:
Zur Berechnung der Kreatinin-Clearance werden folgende Parameter benötigt:
Die Sammelzeit wird üblicherweise mit 24 h angenommen, bei verkürzter Sammelperiode muss das Ergebnis entsprechend korrigiert werden. Während dieser Zeit sollte eine ausreichende Trinkmenge gewährleistet sein (1,5–2 l pro Tag).
Bei Vorliegen dieser Parameter kann mit Hilfe einer Formel die Kreatinin-Clearance berechnet werden.
Berechnung der Kreatinin-Clearance |
---|
* ClKr = VU x c(Cr)U / c(Cr)Plasma x F |
ClKr entspricht der Kreatinin-Clearance in ml/min VU entspricht dem Harnzeitvolumen |
Das führt dann zu der folgenden Formel:[1] |
* ClKr = VU x [c(Cr)U x 1,73] / [c(Cr)Plasma x SD x KO] |
ClKr entspricht der Kreatinin-Clearance in ml/min VU entspricht dem Harnzeitvolumen in ml |
Die Kreatinin-Clearance ist eine intensive Größe, obwohl die traditionell verwendete Maßeinheit (ml/min) suggeriert, als handele es sich um eine extensive Größe. Eigentlich ist die Berechnung auf eine Körperoberfläche von 1,73 m2 kalibriert. Es ist daher korrekter, die Clearance in "ml/min bei 1,73 m2" anzugeben, falls man nicht, wie in der obigen Formel, die tatsächliche Körperoberfläche als Korrekturfaktor mit einbezieht.
Der Referenzbereich für die Kreatinin-Clearance ist unter anderem abhängig vom Geschlecht, vom Lebensalter und von der Körperoberfläche. Die folgenden Angaben beziehen sich auf eine Körperoberfläche von 1,73 m2.
Geschlecht | Alter | Referenzbereich (ml/min) |
---|---|---|
Männer | 25 | 95-140 |
50 | 70-115 | |
75 | 50-80 | |
Frauen | 25 | 70-110 |
50 | 50-100 | |
75 | 35-60 |
Alter | Referenzbereich (ml/min) |
---|---|
1-2 Wochen | 25-35 |
3-8 Wochen | 25-55 |
3-12 Monate | 35-80 |
ab 12 Monate | >90 |
Die Kreatinin-Clearance erfasst die Clearance des im Organismus selbst gebildeten Kreatinins, daher auch die Bezeichnung "endogene Kreatinin-Clearance". Die Menge des Kreatinins ist aber Schwankungen unterworfen. Eine hohe Proteinzufuhr, ein Abbau von Muskelmasse oder ein unausgeglichener Wasserhaushalt können die Ergebnisse der Kreatinin-Clearance verfälschen.
In solchen Fällen ist es erforderlich, die aufwändigere aber dafür auch genauere Inulin-Clearance zu bestimmen. Als neuere Methode steht die Iohexol-Clearance zur Verfügung. Iohexol ist eigentlich ein Röntgenkontrastmittel.
Eine wesentliche Fehlerquelle der endogenen Kreatinin-Clearance ist die Urinsammlung. Es gibt deshalb Vorschläge, statt dieses Parameters besser andere Schätzgleichungen heranzuziehen, zum Beispiel die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) auf Basis von Cystatin C. Diese kann auch mit der eGFR auf Basis des Serumkreatinins kombiniert werden.
Tags: Formel, GFR, Kreatinin, Niere, Nierenfunktion, Urindiagnostik
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Labormedizin, Nephrologie
Diese Seite wurde zuletzt am 25. Januar 2022 um 10:58 Uhr bearbeitet.
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