Geschätzte glomeruläre Filtrationsrate
Englisch: estimated glomerular filtration rate
Definition
Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, kurz eGFR ("e" für "estimated"), dient der Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) anhand des Serumkreatinins und den Angaben von Alter, Geschlecht und Hautfarbe des Patienten. Die aufwendige und mit Fehlern behaftete Sammlung des 24h-Sammelurins entfällt hierbei.
Anwendungsbereich
Die eGFR ist nur im Bereich von 20 bis 60 ml/min/1,73 m2 hinlänglich genau und darf deshalb auch nur hier angewandt werden. Bei Erwachsenen > 75 Jahre und bei Kindern sowie Schwangeren wurde die eGFR nicht untersucht und ist deshalb hier keine verlässliche Größe. Weitere Fehlerquellen ergeben sich bei starkem Über- oder Untergewicht sowie extremer Muskelmasse im positiven (Bodybuilding) wie im negativen Sinne (Skelettmuskelerkrankungen, Lähmungen, Amputationen, Kachexie, Sarkopenie).
Insbesondere bei letzteren bietet sich die Messung von Cystatin C an, das nicht von der Muskelmasse abhängt und eine verlässlichere Schätzung der GFR erlaubt. Es sind allerdings andere Einflussfaktoren bekannt, die die eGFR auf Basis von Cystatin C verfälschen, z.B. eine Therapie mit Glukokortikoiden. Auch für die eGFR-Cystatin sind verschiedene Schätzformeln entwickelt worden, empfohlen wird die Verwendung der CKD-EPICysC 2012.[1]
Darüber hinaus gibt es Formeln, die sowohl Kreatinin als auch Cystatin C im Serum einbeziehen.
Berechnung
Es gibt verschiedene Formeln zur Berechnung der eGFRCrea. Beispiele sind:
Nicht vergessen werden sollte, dass die eGFR für einen fiktiven Idealpatienten mit einer KÖF von 1,73 m2 angegeben wird. Dies wird durch die mathematisch nicht korrekte Einheit ml/min/1,73 m2 verdeutlicht. Bei Patienten mit stark abweichenden Körpermassen muss dies berücksichtigt werden.
Bewertung
Die eGFR erhöht die Sensitivität zur Erfassung einer beginnenden Nierenkrankheit. Es ist kein Sammelurin erforderlich, sodass die Abschätzung der GFR direkt aus den Daten der Labor-EDV möglich ist. Allerdings liegen dem Labor meistens keine Informationen zu Körpergewicht oder Größe vor. Die Aussage kann durch Anwendung von Formeln, die diese Parameter mit einbeziehen, verbessert werden.
Wenn die eGFRCrea und die eGFRCysC parallel bestimmt werden, treten oft Diskrepanzen auf. Nach einer aktuellen Studie (2024) ist zumindest bei älteren Patienten davon auszugehen, dass in diesem Fall die niedrigere eGFR von beiden näher an der realen GFR ist.[2]
Quellen
- ↑ Inker LA et al: Estimating Glomerular Filtration Rate from Serum Creatinine and Cystatin C. N Engl J Med 2012; 367: 20-29, open access
- ↑ Potok OA et al: Estimated GFR Accuracy When Cystatin C– and Creatinine-Based Estimates Are Discrepant in Older Adults.] Kidney Med. 5(5):100628, open access
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