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Geschätzte glomeruläre Filtrationsrate

Englisch: estimated glomerular filtration rate

1. Definition

Die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, kurz eGFR ("e" für "estimated"), dient der Abschätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) anhand des Serumkreatinins und weiterer Angaben zum Patienten (z.B. Alter und Geschlecht). Die aufwendige und mit Fehlern behaftete Sammlung des 24h-Sammelurins entfällt hierbei.

2. Berechnung

Es gibt verschiedene Formeln zur Berechnung der eGFRCrea. Beispiele sind:

Während ältere Rechner noch den Faktor "Hauttyp" (race) beinhalten, empfehlen die National Kidney Foundation und die American Society of Nephrology seit 2021 diese Variable bei der GFR-Berechnung zu entfernen.[1] Zum einen waren die wissenschaftlichen Grundlagen nicht ausreichend. Einige Studien haben zudem gezeigt, dass die Verwendung der ethnischen Zugehörigkeit zu einem überschätzten GFR-Wert und damit zu einer falschen Einschätzung des Schweregrads der Niereninsuffizienz führt.[2][3]

3. Bewertung

Die eGFR erhöht die Sensitivität zur Erfassung einer beginnenden Nierenkrankheit. Es ist kein Sammelurin erforderlich, sodass die Abschätzung der GFR direkt aus den Daten der Labor-EDV möglich ist. Allerdings liegen dem Labor meistens keine Informationen zu Körpergewicht oder Größe vor. Die Aussage kann durch Anwendung von Formeln, die diese Parameter mit einbeziehen, verbessert werden.

4. Einschränkungen und Alternativen

Die eGFR wird für einen fiktiven Idealpatienten mit einer KÖF von 1,73 m2 angegeben. Dies wird durch die mathematisch nicht korrekte Einheit ml/min/1,73 m2 verdeutlicht. Bei Patienten mit stark abweichenden Körpermassen muss dies berücksichtigt werden.

Die eGFR ist zudem nur im Bereich von 20 bis 60 ml/min/1,73 m2 hinlänglich genau und darf deshalb auch nur hier angewandt werden. Bei älteren Personen (> 75 Jahre) sowie bei Kindern und Schwangeren wurde die eGFR nicht untersucht und ist deshalb hier keine verlässliche Größe.

Weitere Fehlerquellen ergeben sich bei starkem Über- oder Untergewicht sowie extremer Muskelmasse im positiven (Bodybuilding) wie im negativen Sinne (Skelettmuskelerkrankungen, Lähmungen, Amputationen, Kachexie, Sarkopenie).

Insbesondere bei letzteren bietet sich die Messung von Cystatin C an, das nicht von der Muskelmasse abhängt und eine verlässlichere Schätzung der GFR erlaubt. Es sind allerdings andere Einflussfaktoren bekannt, welche die eGFR auf Basis von Cystatin C verfälschen, z.B. eine Therapie mit Glukokortikoiden. Auch für die eGFR-Cystatin sind verschiedene Schätzformeln entwickelt worden, empfohlen wird die Verwendung der CKD-EPICysC 2012.[4] Darüber hinaus gibt es Formeln, die sowohl Kreatinin als auch Cystatin C im Serum einbeziehen.

Wenn die eGFRCrea und die eGFRCysC parallel bestimmt werden, treten oft Diskrepanzen auf. Nach einer aktuellen Studie ist zumindest bei älteren Patienten davon auszugehen, dass in diesem Fall die niedrigere eGFR von beiden näher an der realen GFR ist.[5]

5. Quellen

6. Weblinks

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30.01.2025, 09:26
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