Kachexie
von altgriechisch: κακός ("kakos") - schlecht; ἕξις ("hexis") - Zustand
Synonym: Auszehrung
Englisch: cachexia
1. Definition
Mit dem Begriff Kachexie bezeichnet man einen pathologischen Gewichtsverlust. Er geht mit einem ausgeprägten Abbau von Fett- und Funktionsgewebe einher und führt zu allgemeiner körperlicher Schwäche und gesteigerter Infektanfälligkeit.
siehe auch: Anorexie-Kachexie-Syndrom
2. Grenzwerte
Eine Kachexie liegt vor, wenn
- der Körperfettanteil innerhalb von sechs Monaten um mehr als fünf Prozent zurückgeht,
- innerhalb dieser Zeit das Körpergewicht mehr als zwei Prozent abnimmt,
- der Body-Mass-Index (BMI) unter 20 kg/m2 sinkt,
- eine Sarkopenie vorliegt und der Gewichtsverlust mehr als zwei Prozent beträgt, ohne dass eine refraktäre Kachexie besteht.
3. Pathophysiologie
Kachexie ist das Ergebnis einer komplexen katabolen Stoffwechselsituation, die abhängig von den auslösenden Faktoren durch unterschiedliche Pathomechanismen unterhalten wird. Bei einer Tumorkachexie spielen beispielsweise Entzündungsmediatoren wie TNF-α und Interleukin-6 eine treibende Rolle.
Im Ergebnis kommt es neben einem vollständigen Abbau der Speicherfettdepots zu einer generalisierten Atrophie mit einem schrittweisen Funktionsausfall der Organe. Im Gegensatz zur Inanition werden dabei auch wichtige Strukturkomponenten wie das Baufett und die Muskulatur abgebaut.
4. Symptomatik
Eine Kachexie zeigt sich klinisch durch:
- Sichtbarwerden der Knochenkonturen
- Tiefliegende Augen (Schwund des retrobulbären Fettkörpers)
- Hohlwangigkeit (Schwund des Wangenfettkörpers)
Hinzu treten Störungen, die durch Funktionsausfälle lebenswichtiger Organe ausgelöst werden. So kann es z.B. zu einer atrophisch bedingten Herzinsuffizienz kommen. Das Knochenmark wandelt sich im Rahmen einer Kachexie in so genanntes Gallertmark um.
5. Ursachen
Die möglichen Ursachen einer Kachexie sind vielfältig und umfassen sowohl physische, als auch psychische Erkrankungen.
- fortgeschrittene Tumorerkrankungen
- Infektionskrankheiten (AIDS, Tuberkulose, Schlafkrankheit)
- Rheumatoide Arthritis
- chronische Nierenerkrankung (CKD)
- chronische Herzinsuffizienz
- chronische Lungenerkrankungen (COPD, Lungenemphysem)
- gastrointestinale Erkrankungen
- Enteritiden
- Pankreatitis
- fortgeschrittene Leberzirrhose
- Schwere Malabsorption bzw. Maldigestion
- Stoffwechselerkrankungen (Typ-I-Diabetes)
- Psychogene Essstörungen (Anorexia nervosa, Bulimie)
- Fehlernährung
- Alkoholabhängigkeit
- Chronische Quecksilberintoxikation
Darüber hinaus führt ein freiwilliger (z.B. Hungerstreik) oder unfreiwilliger Nahrungsentzug (z.B. durch Kriegsgefangenschaft) über einen längeren Zeitraum zur Kachexie.
Hohes Lebensalter kann selbst ebenfalls eine Kachexie auslösen und ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer Kachexie.
6. Unterformen
Klinisch relevante Unterformen der Kachexie sind:
- Tumorkachexie
- pulmonale Kachexie
- senile Kachexie
- rheumatoide Kachexie
- renale Kachexie
- kardiale Kachexie
7. Therapie
Die Therapie orientiert sich an der Grunderkrankung. Lässt sich die Ursache der Kachexie nicht beseitigen, ist als palliative Maßnahme ggf. eine parenterale Ernährung sinnvoll.