MDRD-Formel
Englisch: MDRD study equation
1. Definition
Die MDRD-Formel ist eine Näherungsformel zur Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Dafür müssen das Serumkreatinin, das Alter und das Geschlecht des Patienten bekannt sein.
Internationale Fachgesellschaften und Leitlinien empfehlen die Verwendung der CKD-EPI-Formel statt der MDRD-Formel aufgrund der höheren Genauigkeit und besseren klinischen Anwendbarkeit.
siehe auch: CKD-EPI-Formel
2. Terminologie
Das Akronym MDRD steht für "Modification of Diet in Renal Disease" (engl. für: Änderung der Ernährung bei Nierenerkrankungen) und geht auf die gleichnamige Studie zurück, die 1999 erstmals eine Berechnungsformel für die GFR auf Basis von Serumkreatinin etablierte.
3. Hintergrund
Eine Nierenfunktionsstörung bzw. eine chronische Nierenschädigung wird in der Regel durch Messung des Serumkreatinins und/oder der Albumin-Ausscheidung über die Niere (Mikroalbuminurie) bestimmt. Optimal wäre es, die exakte Nierenfunktionsleistung (Clearance) anhand exogener Marker zu messen, z.B. durch die Iohexol- oder Inulin-Clearance und nuklearmedizinische Untersuchungen. Diese Methoden sind jedoch zeitaufwendig und teuer und daher im klinischen Alltag nicht praktikabel.
Daher wurden Näherungsformeln entwickelt, die – basierend auf Serumparametern (v.a. Serumkreatinin) – die Nierenfunktion abschätzen. Der Kreatininwert ist allerdings nicht linear, sondern hyperbol mit der Nierenfunktion korreliert, sodass geringgradige Nierenfunktionssveränderungen häufig nur unzureichend erkannt werden (kreatininblinder Bereich).
siehe auch: Geschätzte glomeruläre Filtrationsrate, Cockcroft-Gault-Formel
4. Varianten
Die MDRD-Formel begegnet einem in mehreren Varianten (1–4), von denen heute meist nur die unten aufgeführte, vereinfachte Variante 4 verwendet wird. Die anderen 3 Formeln beziehen zusätzliche Laborwerte wie Harnstoff in Serum/Urin, Serumeiweiß und Serumalbumin ein, um die Genauigkeit zu erhöhen.
5. Berechnung
Dem Rechner liegt folgende Formel zugrunde:[1]
wobei:
- SKr = Serumkreatinin [mg/dl]
- A = Alter [Jahre]
Bei Frauen wird der Wert zusätzlich mit 0,742 multipliziert, bei schwarzer Hautfarbe mit 1,212.
Der von der MDRD-Formel errechnete GFR-Wert richtet sich danach, ob das Serumkreatinin im Labor mithilfe einer massenspektrometrischen Isotopenverdünnungsanalyse (IDMS) bestimmt wurde, oder nicht. Die IDMS ergibt geringere Werte für Serumkreatinin als ältere Analysemethoden, wenn das Serumkreatinin niedrig ist. Die IDMS-Methode würde deshalb in bestimmten Fällen zu einer Überschätzung der GFR führen. Bei einer IDMS-Bestimmung wird deshalb in der MDRD-Formel mit einem geringeren Faktor (175) multipliziert, als ohne IDMS (186). Manchmal werden diese Werte als MDRD175 oder MDRD-IDMS bzw. MDRD186 gekennzeichnet.
Seit 2021 empfehlen die National Kidney Foundation und die American Society of Nephrology den Faktor "Hauttyp" (race) bei der GFR-Berechnung zu entfernen,[2] da keine ausreichenden wissenschaftlichen Grundlagen für die Variable existieren. Einige Studien haben zudem gezeigt, dass die Verwendung der ethnischen Zugehörigkeit zu einem überschätzten GFR-Wert und damit zu einer falschen Einschätzung des Schweregrads der Niereninsuffizienz führt.
6. Limitationen
Bei Kindern und Jugendlichen darf die MDRD-Formel nicht angewendet werden, da sie auf der mittleren Körperoberfläche eines Erwachsenen von 1,73 m2 basiert. Für die Pädiatrie gibt es eigene Formeln zur Berechnung der glomerulären Filtrationsrate, wie z.B. die Counahan-Barratt-Formel.