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Adenosin

Handelsnamen: Adrekar®, Adenoscan®
Englisch: adenosine

1. Definition

Adenosin zählt zu den Nukleosiden. Es handelt sich um eine Verbindung aus Adenin und Ribose, die in fast allen Körperzellen vorkommt.

2. Biochemie

Adenosin ist ein Bestandteil der energiereichen Verbindungen Adenosintriphosphat (ATP) und Adenosindiphosphat (ADP). Die Summenformel von Adenosin lautet C10H13N5O4. Die Strukturformel sieht wie folgt aus.

3. Pharmakologie

Adenosin dient als Signalmolekül und wird als Arzneistoff verwendet. Die Wirkung von Adenosin wird durch die Bindung an G-Protein-gekoppelte Adenosinrezeptoren (A1-, A2A-, A2B- A3-Rezeptoren) vermittelt. Im Nervensystem wirkt es als Neuromodulator und blockiert die Ausschüttung aktivierender Neurotransmitter (u.a. Dopamin, Acetylcholin oder Noradrenalin). Diese Neurotransmitterblockade führt zur

Diese Effekte basieren auf der Aktivierung von G-Protein-modulierten Kaliumkanälen.

Adenosin übt über A1-Rezeptoren hemmende Effekte auf exzitatorische Neurone in Kerngebieten des basalen Vorderhirns aus, die mit der Schlaf-Wach-Regulation assoziiert sind. Es dient zusammen mit dem zirkadian sezernierten Hormon Melatonin der Regulation des homöostatischen Schlafs in Abhängigkeit von neuronaler Aktivität und Energiestoffwechsel.[1][2]

Extrazelluläres Adenosin bildet sich auf zwei Wegen: Zum einen wird Adenosin aus Nerven- und Gliazelle über membranständige Transportmoleküle freigesetzt. Zum anderen wird Adenosin im Extrazellularraum durch Dephosphorylierung von ATP zu Adenosin hydrolysiert. Je mehr ATP die Zellen verbrauchen, desto mehr Adenosin fällt als Abbauprodukt an. Mit steigender Adenosinkonzentration nimmt der Schlafdruck zu. Beim nächtlichen Schlafen wiederum wird Adenosin abgebaut und der Schlafdruck sinkt im Laufe der Nacht immer weiter ab.

Als Antagonist an den Adenosinrezeptoren wirken die Xanthine Koffein, Theobromin und Theophyllin sowie der Wirkstoff Istradefyllin. Die physiologische Halbwertszeit von Adenosin liegt im Bereich von Sekunden.

4. Indikation

Adenosin ist zur Beendigung einer AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT) und AVRT indiziert. Es blockiert die AV-Überleitung.

Die Anwendung sollte auf Patienten beschränkt werden, bei denen vagale Manöver nicht zum gewünschten Erfolg führen und andere antiarrhythmische Substanzen (z.B. Verapamil) nicht angezeigt sind.

5. Dosierung

Initial werden 3 mg als Bolus zügig i.v. gegeben (1 bis 2 s und möglichst proximal). Danach wird folgendermaßen vorgegangen:

  • Wenn innerhalb von 1 bis 2 min die Tachykardie nicht beendet ist: 2. Gabe mit 6 mg i.v.
  • Wenn innerhalb von 1 bis 2 min die Tachykardie nicht beendet ist: 3. Gabe mit 9 mg i.v.
  • Wenn innerhalb von 1 bis 2 min die Tachykardie nicht beendet ist: 4. Gabe mit 12 mg i.v.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

6. Nebenwirkungen

Folgende Nebenwirkungen treten häufig oder gelegentlich auf:

7. Kontraindikationen

Adenosin darf nicht bei Bronchospasmus, Asthma bronchiale sowie bei COPD-Patienten gegeben werden. Ebenfalls kontraindiziert ist es beim antidromen Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom) mit Breitkomplextachykardie. Durch die Blockierung der Überleitung am AV-Knoten kann es zu ventrikulären Tachykardien kommen. Beim orthodromen WPW-Syndrom, also einer supraventrikulären Schmalkomplextachykardie, kann es gegeben werden.

8. Anwendungshinweise

Adenosin darf nur unter intensivmedizinischer Überwachung und Reanimationsbereitschaft verabreicht werden. Eine kontinuierliche EKG-Überwachung ist zwingend notwendig, um eventuelle Arrhythmien sofort erkennen und gegebenenfalls intervenieren zu können.

Bei Patienten mit Vorhof- oder Kammertachykardien oder Tachykardien, die auf Vorhofflimmern oder -flattern zurückzuführen sind, hat sich Adenosin als wirkungslos erwiesen.

9. Quellen

  1. Borbély AA, A Two Process Model of Sleep Regulation. Human Neurobiol 1982; 1:195-204
  2. Borbély AA et al. The Two-Process Model of Sleep Regulation: A Reappraisal. J Sleep Res 2016; 25:131–143

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