Fokale atriale Tachykardie
Englisch: focal atrial tachycardia
Definition
Die fokale atriale Tachykardie, kurz FAT, ist eine Form der supraventrikulären Tachykardie, bei der die Erregung von einem kleinen ektopen Fokus im Vorhof ausgeht. Dieser befindet sich außerhalb des Sinusknotens. Eine Sonderform ist die multifokale atriale Tachykardie (MAT).
Pathophysiologie
Die pathophysiologische Ursache ist eine ektope Sinusknoten-unabhängige Vorhofdepolarisation. Mögliche Mechanismen sind:
Die fokale atriale Tachykardie macht ca. 10 bis 15 % der supraventrikulären Tachykardien aus und kann paroxysmal oder persistierend verlaufen. Eine häufig auftretende atriale Tachykardie kann unabhängig vom Vorhandensein eines strukturellen Herzfehlers zu einer Kardiomyopathie führen.
Ursachen
Die Ursachen einer fokalen atrialen Tachykardie sind vielfältig, einschließlich:
Die FAT kann darüber hinaus idiopathisch auftreten.
Klinik
Klinische Zeichen einer atrialen Tachykardie sind u.a.:
EKG
Merkmale
Die fokale atriale Tachykardie hat folgende EKG-Merkmale:
- Es besteht eine regelmäßige Vorhoffrequenz > 100 /min.
- Meist wird die Erregung 1:1 auf die Ventrikel übergeleitet, es ist aber auch eine stabile 1:2 (Mobitz-Typ) oder wechselnde (Wenckebach-Typ) Überleitung möglich.
- Die P-Wellen sind unifokal und identisch (im Unterschied zur MAT). Sie haben aufgrund ihrer ektopen Herkunft aber eine abnorme Morphologie und Achse, z.B. bei inferioren Ableitungen invertiert.
- Die Basislinie ist isoelektrisch – im Gegensatz zum Vorhofflattern
- Die QRS-Morphologie ist normal. Die QRS-Komplexe sind schmal, bei höherer Frequenz oder kardialer Fehlbelastung ist auch eine schenkelblockartige Deformation möglich.
- Häufig kommt es zu einem Frequenzanstieg zu Beginn und zu einer Frequenzabnahme am Ende (sogenanntes warming-up und cooling-down).
Beispiel
Therapie
Die Behandlung erfolgt kausal (z.B. Therapie einer Digitalisintoxikation) oder symptomatisch. Meist werden Betablocker oder Calciumkanalblocker (Verapamil) eingesetzt, die zu einer verzögerten AV-Überleitung führen. Alternativ können auch Antiarrhythmika der Klasse Ic (Propafenon, Flecainid) oder Klasse III (Amiodaron) verwendet werden.
Bei Anzeichen einer hämodynamischen Instabilität sollte notfallmäßig eine elektrische Kardioversion durchgeführt werden.
Falls die Gefahr der Ausbildung einer tachykardie-induzierten Kardiomyopathie besteht bzw. bei ausbleibendem Therapieerfolg durch eine medikamentöse Behandlung kann man eine interventionelle Hochfrequenzablation durchführen. Die Erfolgsrate liegt in spezialisierten Zentren bei über > 80 %.
Quellen
- tellmed.ch - Ventrikuläre Rhythmusstörungen, abgerufen am 13.01.2022
- fokus-ekg.de - Atriale Tachykardien, abgerufen am 13.01.2022