Faszikuläre ventrikuläre Tachykardie
Synonyme: Belhassen-Tachykardie, Verapamil-sensitive VT
Englisch: fascicular ventricular arrhythmia
Definition
Die faszikuläre ventrikuläre Tachykardie, kurz FVT, ist eine Unterform der ventrikulären Tachykardie, die von einem Reentry-Mechanismus an einem der Faszikel des linken Tawara-Schenkels ausgeht.
Ätiologie
Die faszikuläre ventrikuläre Tachykardie tritt begleitend bei strukturellen Herzerkrankungen, aber auch idiopathisch als IFVT bei herzgesunden, oftmals männlichen jungen Patienten auf.
Auslöser ist ein Reentry-Mechanismus innerhalb des linken Ventrikels, insbesondere am linken hinteren Faszikel des Tawara-Schenkels. Die Herzrhythmusstörung tritt normal in körperlicher Ruhe auf, jedoch können Sport, Stress, Beta-2-Sympathomimetika oder eine Infektion ebenfalls der Auslöser sein.
Klassifikation
Man unterscheidet nach der Lokalisation:
- hintere faszikuläre VT (90–95 % der Fälle): Morphologie eines Rechtsschenkelblocks (RSB) und Achsenabweichung nach links
- vordere faszikuläre VT (5–10 % der Fälle): RSB-Morphologie und Achsenabweichung nach rechts
- obere septale faszikuläre VT (selten): Normale oder RSB-Morphologie bei normaler Herzachse
Klinik
Die klinischen Symptome einer faszikulären ventrikulären Tachykardie sind vielfältig. Sie umfassen:
EKG-Merkmale
Die typischen EKG-Veränderung einer FVT sind:
- Monomorphe ventrikuläre Tachykardie
- RSB-QRS-Komplex
- Veränderung des Lagetyps bzw. Herzachsenabweichung je nach Reentry
- QRS-Komplex-Dauer von 100 bis 140 ms – kürzer als bei klassischen Formen der ventrikulären Tachykardie
- Kurzes RS-Intervall von 60 bis 80 ms – andere VT-Formen weisen normalerweise mehr als 100 ms auf
Die Diagnose wird dadurch erschwert, dass diese Herzrhythmusstörung leicht als supraventrikuläre Tachykardie mit Rechtsschenkelblock fehlinterpretiert wird.
Therapie
Die Therapie kann sich als schwierig erweisen, da die Rhythmusstörung oft nicht auf Lidocain/Amiodaron, vagale Manöver oder Adenosin reagiert. Die medikamentöse Therapie der Wahl sind Kalziumantagonisten vom Verapamil-Typ. Bei Versagen des konservativen Vorgehens kann interventionell eine Katheterablation erfolgen.
Quellen
- Idiopathic Ventricular Tachycardias for the EM Physician, abgerufen am 22.01.2022
- Kapa S et al.: Fascicular Ventricular Arrhythmias: Pathophysiologic Mechanisms, Anatomical Constructs, and Advances in Approaches to Management Circ Arrhythm Electrophysiol. 2017, abgerufen am 22.01.2022
- Eynon CA et al.: Case report: Fascicular tachycardia: uncommon or just unrecognised? Emergency Medicine Journal, Volume 19, Issue 5, abgerufen am 22.01.2022