Rechtsschenkelblock
Abkürzung: RSB
Englisch: right bundle branch block, RBBB
Definition
Ein Rechtsschenkelblock, kurz RSB, ist ein Schenkelblock, bei dem die Erregungsleitung des rechten Tawara-Schenkels unterbrochen oder verzögert ist. Entsprechend unterscheidet man einen kompletten und einen inkompletten Rechtsschenkelblock.
siehe auch: Erregungsleitungssystem des Herzens
Kompletter Rechtsschenkelblock
Pathophysiologie
Als kompletten Rechtsschenkelblock bezeichnet man eine vollständige Leitungsunterbrechung des rechten Kammerschenkels. Septum und linker Ventrikel werden zunächst regelrecht erregt. Anschließend wird der rechte Ventrikel sekundär über Impulse des linken Tawaraschenkels erregt, die inhomogen und langsam über Arbeitsmyokard und Purkinjefasern nach rechts geleitet werden.
EKG-Morphologie
Der komplette RSB ist am besten in den Brustwandableitungen zu erkennen. Kennzeichen im EKG sind:
- eine über 0,12 s betragende QRS-Zeit
- ein anfänglich regelrechter Kammerkomplex (normale Septum- und LV-Erregung) mit anschließender, charakteristischer Deformierung und Verbreiterung
- leichte ST-Strecken- und T-Diskordanz in den rechtspräkordialen Ableitungen
Inkompletter Rechtsschenkelblock
Pathophysiologie
Der inkompletten Rechtsschenkelblock (iRSB) wird auch als Rechtsverspätung bezeichnet. Er ist durch eine verlangsamte Ausbreitung der Erregung über den rechten Tawara-Schenkel gekennzeichnet. In der Mehrzahl der Fälle ist ein iRSB nicht pathologisch und wird bei sonst Herzgesunden in der Regel als Normvariante angesehen. Besonders häufig tritt sie bei Leistungssportlern auf. Man vermutet, dass die sportlich bedingte Vergrößerung der kardialen Muskelmasse zu einer Verlängerung der Reizleitung führt.
EKG-Morphologie
- Verzögerung des rechtsventrikulären Erregungshöhepunktes, erkennbar durch eine Verzögerung des oberen Umschlagpunkt ("OUS", Punkt vor der letzten Negativitätsbewegung im Kammerkomplex), wobei der Abstand Beginn Kammerkomplex - OUS in V1 bei > 30 ms liegt
- Verbreiterung des Kammerkomplexes auf über 0,10 s, aber unter 0,12 s
- typischerweise aufgesplittetes R in V1 (rSr'-Konfiguration)
- teilweise verbreitertes S in V5-6 und I
Ätiologie
Kompletter Rechtsschenkelblock
Häufig ist ein Rechtsschenkelblock Hinweis auf eine Rechtsherzbelastung, beispielsweise bei Lungenembolien oder Herzfehlern mit Rechtsbelastung. Insbesondere ein neu aufgetretener Rechtsschenkelblock mit Rechtstyp (s. elektrische Herzachse) und SI/QIII-Konfiguration kann ein diagnostischer Hinweis auf eine frische Lungenembolie sein.
Weitere gängige Ursachen eines Rechtsschenkelblocks sind koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Myokarditis, Short-QT-Syndrom und Kardiomyopathien.
Das bei Vorhofflimmern auftretende Ashman-Phänomen hat ebenfalls die Morphologie eines Rechtsschenkelblocks.
Inkompletter Rechtsschenkelblock
Der inkomplette Rechtsschenkelblock kann physiologisch bei Kindern, Jugendlichen, Sportlern und Vagotonikern auftreten. Auch ein schweres Pectus excavatum kann ursächlich sein.
Seltener ist die Rechtsverspätung Ausdruck einer rechtsventrikulären Hypertrophie, einer KHK oder eines Z.n. Myokarditis.
Literatur
- Albrecht Ohly, Marion Kiening: "Kurzlehrbuch EKG - endlich verständlich", Kapitel 11.1 "Schenkelblockierungen" 2. Auflage, Elsevier Verlag München, 2015.
- Dr. Hans-Hermann Börger: "EKG-Information" 4. Auflage, Steinkopff Verlag, 1983.
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