Sauerstofftherapie
Synonym: Sauerstoffgabe
Englisch: oxygen therapy
Definition
Unter Sauerstofftherapie versteht man die therapeutische Gabe von Sauerstoff – meist zur Aufhebung einer akuten oder chronischen Gewebshypoxie.
Ziel
Das Ziel der Sauerstoffgabe ist die bessere Oxygenierung des Gewebes.
Formen
- Normobare Sauerstofftherapie: Sauerstoffgabe bei normalem Umgebungsdruck
- Hyperbare Oxygenierung: Sauerstoffgabe mit erhöhtem Umgebungsdruck
- Sauerstoff-Langzeittherapie
- High-Flow-Sauerstofftherapie: Sauerstoffgabe mit erhöhtem Gasfluss (> 15 l/min)
- Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie (Alternativmedizin)
Physiologie
Eine Vielzahl von Parametern beeinflusst den Erfolg der Sauerstofftherapie. Hierzu gehören die Ventilation, die alveolokapilläre Diffusion, die pulmonale Perfusion, vorliegende Verteilungsstörungen, Herzerkrankungen, der Gewebekapillarfluss, die Sauerstofftransportkapazität (Hämoglobin) und die Gewebediffusion. Störungen in einem dieser Parameter führen unweigerlich zu Veränderungen und Anpassungsnotwendigkeiten bei der Sauerstofftherapie.
Die im Zuge der Sauerstofftherapie zu bewertenden physiologischen Parameter sind der arterielle Sauerstoffpartialdruck, die arterielle Sauerstoffkonzentration, die arterielle Sauerstofftransportrate, die Hüfner-Zahl als Ausdruck der Sauerstoffbindung an das Hämoglobin, die arterielle Sauerstoffsättigung und die alveoloarterielle Sauerstoffdifferenz.
Indikation
Kardiopulmonale Erkrankungen
- Akutes Lungenversagen
- Akute oder chronische Herzinsuffizienz
- Lungenembolie
- Ateminsuffizienz bei Atemwegserkrankungen und Lungenerkrankungen (z.B. COPD)
- Rechts-Links-Shunt
- Dyspnoe bei vorliegendem Cor pulmonale
- Herzinfarkt bzw. Angina pectoris (bei SpO2 < 90 %)
Andere Indikationen
- CO-Vergiftung
- Dyspnoe (Luftnot) bei Anämie
- Akute Atemnot bei allergischer Reaktion
- periinterventionell (z.B. bei Endoskopien oder Operationen unter leichter Sedierung)
- kontrollierte Beatmung (z.B. bei Vollnarkose)
- Intensivmedizinische Erkrankungen (zum Beispiel Elektrolytentgleisung und Delir)
Applikation
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Applikation von Sauerstoff. Die gängigste Variante beim wachen Patienten, dessen Erkrankungsschwere eher im leichteren bis mittleren Bereich angesiedelt ist, ist die Nasensonde oder deren Erweiterung als Nasenbrille.
Ist der Patient nur eingeschränkt wach, kann die Sauerstoffgabe über eine Sauerstoffmaske erfolgen. Hierbei muss zwischen der einfachen Maske ähnlich der Nasenbrille und der speziellen Maskenbeatmung unterschieden werden. Die spezielle Maskenbeatmung erfolgt über eine Atemmaske und eine angeschlossene Beatmungsmaschine. Hieran schließt sich auch die Form der Sauerstoffgabe durch die Beatmung mittels eines Endotrachealtubus an.
Für den Langzeiteinsatz der Sauerstoffgabe existieren noch transtracheale Sondensysteme, die auf verschiedene Weisen angelegt werden (Minitracheotomie oder Tunnelung unter der Haut).
Kontraindikationen
Es gibt keine absoluten Kontraindikationen. Bei Patienten mit chronischer Hyperkapnie (z.B. COPD) muss die Sauerstoffgabe jedoch vorsichtig erfolgen, da es zu einem Anstieg des PaCO₂ kommen kann. Dies beruht vor allem auf einer Aufhebung der hypoxischen pulmonalen Vasokonstriktion (mit Verschlechterung des Ventilations-Perfusions-Verhältnisses) sowie dem Haldane-Effekt. Ein vollständiger Verlust des Atemantriebs ist selten.[1]
siehe auch: Sauerstoffgabe im Rettungsdienst, Sauerstofflangzeittherapie
Quellen
- ↑ Gottlieb et al.: S3-Leitlinie Sauerstoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen, 2021, AWMF. Zuletzt abgerufen am 10.12.205