Cor pulmonale
Synonym: "Lungenherz"
Definition
Das Cor pulmonale ist eine konzentrische Hypertrophie und/oder Dilatation des rechten Ventrikels als Folge einer Lungenerkrankung mit pulmonaler Hypertonie.
Einteilung
- Akutes Cor pulmonale: Bei Lungenembolie, Spannungspneumothorax oder Status asthmaticus
- Chronisches Cor pulmonale: Infolge einer chronischen Struktur-, Funktions- oder Zirkulationsstörung der Lunge mit pulmonaler Hypertonie entstehendes Cor pulmonale, pulmonal-arterieller Mitteldruck (PAMP) über 20 mmHg
Ätiopathogenese
Ursächlich können verschiedene Erkrankungen sein, z.B.:
- Erkrankungen der Atemwege (z.B. chronisch obstruktive Bronchitis, schweres Asthma bronchiale)
- Erkrankungen des Lungenparenchyms (z.B. Lungenfibrose, Pneumokoniosen, Sarkoidose, Tuberkulose)
- Erkrankungen der Lungengefäße (z.B. Schistosomiasis, rezidivierende Lungenembolien)
- Erkrankungen mit alveolärer Hypoventilation (z.B. COPD, Pickwick-Syndrom)
- Stoffwechselerkrankungen (z.B. Mukoviszidose)
Aufgrund der pathologischen Veränderungen kommt es zu einer alveolären Hypoxie, die mittels des Euler-Liljestrand-Mechanismus zu einem erhöhten Widerstand im Lungenkreislauf führt. Die entstehende pulmonale Hypertonie erhöht die rechtsventrikuläre Nachlast. Damit das anfallende Volumen bewältigt werden kann, kommt es kompensatorisch zu einer Hypertrophie des rechten Ventrikelmyokards (oder zu einer Dilatation).
Klinik
Das Cor pulmonale führt nicht zu spezifischen Symptomen. Zu achten ist auf Zeichen der pulmonalen Hypertonie und Zeichen einer Rechtsherzinsuffizienz bei dekompensiertem Cor pulmonale (Halsvenenstauung, Stauungsleber, Ödeme).
Am Anfang des Krankheitsgeschehens sind nur sehr diskrete und inkonstante Symptome vorhanden:
EKG-Veränderungen
EKG-Veränderungen treten in der Regel spät auf und fehlen auch bei einem Großteil der Betroffenen. Sie können umfassen:
- Rechtsherzhypertrophiezeichen (positiver Sokolow-Index)
- Rechtsschenkelblock mit einer Deformation des Kammerkomplexes in der Brustwandableitung V1, V2, und einem negativen T in V1 bis V3.
- In den Extremitätenableitungen II und III ein pyramidales P-pulmonale (P-Welle ist verbreitert und erhöht)
Echokardiographie
In der Echokardiographie lässt sich die Hypertrophie und Dilatation des rechten Ventrikels objektivieren. Eventuell kann eine Trikuspidalinsuffizienz nachgewiesen werden. Liegt diese vor, kann der pulmonal-arterielle Mitteldruck abgeschätzt werden.
Röntgen-Thorax
Im Röntgen-Thorax zeigen sich spät im Krankheitsverlauf Veränderungen im Sinne des Cor pulmonale:
- Erweiterte zentrale Lungenarterien, Kalibersprung zu den peripheren Arterien hin, daher peripher "helle Lunge"
- Prominenter Pulmonalisbogen
- vergrößertes rechtes Herz, füllt im seitlichen Bild den retrosternalen Raum