von griechisch: οιδημα ("oidema") - Schwellung
Synonyme: Wasseransammlung, Wassereinlagerung, "Wassersucht" (umgangsspr.)
Englisch: edema
Als Ödem bezeichnet man die Ansammlung von Flüssigkeit, die aus dem Gefäßsystem stammt, im interstitiellen Raum.
Im klinischen Alltag bezeichnet man mit dem Begriff "Ödem" vor allem die Schwellung eines Gewebes mit wahrnehmbaren Flüssigkeitsansammlungen in der Subkutis (Beinödeme, Anasarka) oder Flüssigkeitsansammlungen in bestimmten Organen (beispielsweise Lungenödem, Hirnödem).
Vom Ödem abgegrenzt wird der Erguss, bei dem sich die Flüssigkeit in einer präformierten Körperhöhle ansammelt (z.B. Pleuraerguss).
Voraussetzung für die Bildung eines Ödems ist eine Änderung der Flüssigkeitsbewegungen zwischen Kapillargefäßen und Interstitium.
Der Austritt von Flüssigkeit in den interstitiellen Raum unterliegt den Gesetzmäßigkeiten der Starling-Gleichung. Er hängt im Wesentlichen vom hydrostatischen Druck in den Blutkapillaren und von der Differenz des onkotischen Drucks zwischen den Kapillaren und dem interstitiellen Raum ab.
Hydrostatischer und onkotischer Druck wirken dabei gegensinnig: Der hydrostatische Druck bewirkt einen Austritt von Wasser in das Interstitium, der onkotische Druck bindet das Wasser in den Kapillaren. Normalerweise befinden sich beide Kräfte fast im Gleichgewicht, so dass nur ein kleiner Teil des intravasalen Flüssigkeitsvolumens ins Interstitium entweicht und dort von den Lymphgefäßen eingesammelt wird.
Ein Ödem kann sich unter folgenden Umständen bilden:
Durch die mit der Ödembildung verbundene Flüssigkeitsverlagerung kann es zu einem Absinken des intravasalen Blutvolumens und damit zu einer Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) kommen. In der Folge werden Natriumchlorid und Wasser in der Niere verstärkt rückresorbiert, was die Ödembildung weiter verstärken kann.
Hydrostatische und mechanische Ödeme werden auch unter dem Begriff Stauungsödem zusammengefasst.
Die möglichen Ursachen für Ödeme sind vielfältig. Unter anderem kommen in Frage:
Die durch Ödeme verursachten Symptome hängen vom betroffenen Körperabschnitt bzw. Organ ab. Abgesehen von lokalen Ödemen werden Ödeme erst klinisch manifest, wenn mindestens 2,5 bis 3 Liter Flüssigkeit in den Körper eingelagert sind. An den Extremitäten machen sich Ödeme vor allem als schmerzlose Schwellungen bemerkbar, die zu einer Umfangsvermehrung des betroffenen Bereichs und ggf. zu einem Spannungsgefühl führen.
Bei der einfachen körperlichen Untersuchung werden vor allem sicht- oder palpierbare Ödeme der unteren Extremität oder - bei bettlägerigen Patienten - der dorsalen Beckenregion erfasst. Dazu zählen u.a.:
Venöse Stauungsödeme und hypoproteinämische Ödeme sind eindrückbar und hinterlassen bei der Palpation sichtbare Dellen im Gewebe. Lymphödeme sind hingegen wegen des hohen Proteingehalts der Ödemflüssigkeit nicht eindrückbar.
Mit der Auskultation und Perkussion der Lunge oder bildgebenden Verfahren (Röntgenuntersuchung) lassen sich Lungenödeme erfassen.
Wenn die auslösende Ursache beseitigt wird, bilden sich akute Ödeme vollständig und ohne bleibende Schäden zurück. Chronische Ödeme können hingegen zu dauerhaften Veränderungen des Gewebes führen. z.B. zu trophischen Störungen wie Induration, Hyperkeratose, Hyperpigmentierung oder Ulzerationen.
Die Behandlung von Ödemen - die so genannte antiödematöse Therapie - richtet sich nach der auslösenden Ursache. Generalisierte Ödeme werden häufig medikamentös behandelt, z.B. durch Diuretika. Bei regionalen Ödemen im Bereich der Beine stellen Kompressionsstrümpfe eine häufig angewendete Behandlungsform dar.
Tags: GK2, Gesundheitsstörung, Schwellung, Wasser, Ödem
Fachgebiete: Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Pathologie
Diese Seite wurde zuletzt am 12. Februar 2022 um 23:22 Uhr bearbeitet.
Um diesen Artikel zu kommentieren, melde Dich bitte an.