Reinke-Ödem
nach dem deutschen Anatomen Friedrich Berthold Reinke (1862-1919)
Englisch: Reinke's edema, polypoid degeneration
Definition
Beim Reinke-Ödem handelt es sich um eine Flüssigkeitsansammlung im subepithelialen Reinke-Raum, welche zu einer Verdickung der Stimmbänder führt. Es kann sowohl uni- als auch bilateral auftreten.
Epidemiologie
Es sind vornehmlich Frauen im Alter über 40 Jahren betroffen.[1]
Ursachen
Chronische irritierende Reize auf die Stimmlippen:
- Rauchen
- Fehlbelastung bzw. Überbelastung der Stimme
- Allergenexposition (Feinstäube)
Symptome
In Abhängigkeit von der Stärke der Schwellung treten auf:
- Heiserkeit
- Tiefe und raue Stimme (Dysphonie)
- Husten
- Atemwegsobstruktion mit Behinderung der Atmung
Bei ausgeprägter Symptomatik kann ein Stimmverlust (Aphonie) vorliegen.
Diagnostik
Zunächst sollte der Rachenraum inspiziert und die Lymphknoten des Halses palpiert werden, um eine Entzündung auszuschließen. Die genaue Begutachtung der Stimmbänder kann durch eine Laryngoskopie erfolgen. Im Rahmen dieser Untersuchung kann auch eine Biopsie entnommen werden, die anschließend pathohistologisch untersucht wird.
Differenzialdiagnostik
Klinische Differenzialdiagnosen sind ein Ulkus, Granulom, Tumor, Infiltrat oder eine chronische Laryngitis.
Bei laryngoskopisch gesichertem Stimmlippenödem sind außerdem zu bedenken:[1]
- Randkantenödem bei Stimmüberlastung
- Myxödem bei Hypothyreose
- toxisches oder allergisches Ödem
- radiogenes Ödem bei Strahlentherapie
Therapie
Die wichtigste Therapiemaßnahme ist die Detektion und die Ausschaltung der zugrundeliegenden Irritation. Eine Remission lässt sich oft schon durch Stimmschonung sowie den Verzicht auf Zigaretten erreichen. Die Überstrapazierung beim Sprechen kann durch logopädische Übungen vermindert werden. Bei akuten Formen führen kortisonhaltige Sprays zur Abschwellung des Ödems.
Bei deutlich gestörter Stimmfunktion und Patientenwunsch ist eine mikrochirurgische Resektion des Ödems möglich. Hierfür wird der Reinke-Raum eröffnet und das Ödem abgesaugt und ausmassiert. Es sollte kein oder allenfalls überschüssiges Epithel entfernt werden. Bei beidseitigem Ödem sollte zur Vermeidung von Synechien eine zweizeitige OP beider Seiten erfolgen.
Leitlinie
- S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie von Störungen der Stimmfunktion (Dysphonien) der DGPP im AWMF-Register, Stand 2022. Aufgerufen am 24.09.2024.
Quelle
- ↑ 1,0 1,1 Behrbohm, Kaschke, Nawka (Hrsg.), Kurzlehrbuch Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. 2. korrigierte und aktualisierte Auflage. Thieme Verlag Stuttgart, 2012.
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