Sprechen
Definition
Unter dem Begriff Sprechen versteht man den Gebrauch der menschlichen Stimme, sowie der Erzeugung von artikulierten Lauten zur gegenseitigen Kommunikation auf zwischenmenschlicher Ebene. Neben dem gesprochenen Wort existieren des Weiteren noch die Gebärdensprache, sowie die Zeichensprache. Die wissenschaftliche Untersuchung der menschlichen Sprache bzw. des Sprechens erfolgt durch die Sprachwissenschaft. Zur genaueren Erklärung des Sprechens existiert ein durch Schulz von Thun erstelltes Vier-Seiten-Modell, welches die vier wichtigsten Bestandteile der sprachlichen Kommunikation zwischen Menschen aufzeigt. Diese sind:
- Informationsübermittlung
- Selbstoffenbarung
- Appell
- Beziehungsveränderung
Die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten des Sprechens
- der Sprechende muss die Kontrolle über die Spannungsverhältnisse seines Körpers haben und er muss diese jederzeit verändern können
- es darf beim Sprechen weder ein übernatürlicher Kraftaufwand, noch eine zu starke Unterspannung vorliegen
- neurologische und muskuläre Vorraussetzungen in Gesicht und Armen müssen gegeben sein, um das gesprochene Wort mit sprachlicher Gestik und Mimik zu untermauern
- mündliches Sprechen und Atmung müssen in Einklang stehen
- Weite der Resonanzräume muss gewährleistet sein
- Sprachwerkzeuge – wie Lippen, Unterkiefer und Zunge – sollten ausführlich bewegt werden
Die Stimme des Sprechenden
- sollte stets ihre natürlichen Sprechtonlage beibehalten
- keine unnatürlichen Tonlagen einbauen
- Ein- und Absätze des Sprechens müssen mühelos gelingen können
- es sollte für den Gesprächspartner keine Anstrengung sichtbar sein
- gute Wahrnehmung von Stimme, sowie den Bewegungsmöglichkeiten seiner Gelenke und Muskeln für den Sprechenden
- kleinste Veränderungen in der Artikulation und dem Gebrauch von Sprachwerkzeugen sollten durch den Sprecher als Folge einer sehr ausgeprägten Selbstwahrnehmung sofort erkannt werden
- essentiell für eine sinnvolle, bedeutungsvolle und klare Sprache ist ein deutlich bewusster Kommunikations- und Mitteilungswille des Sprechenden
Inneres Sprechen
Definition
Bei dem inneren Sprechen handelt es sich um eine Form des Ausdrückens von Sprache nach Innen, wobei die Sprachmuskeln ebenfalls betätigt werden. Auch wenn es für den Außenstehenden Beobachter nicht hörbar ist, so lassen sich dennoch Muskelaktivitäten und neurophysiologische Vorgänge beim inneren Sprechen durch elektromyographische Untersuchungen nachweisen.
Neurophysiologie des inneren Sprechens
- Wiederaufrufen von Gedankenfragmenten des Kurzzeitgedächtnisses durch inneres Sprechen
- Kurzzeitspeicher befindet sich in Wernicke-Region
- Neurone der Broca-Region steuern die Sprachmuskulatur und erzeugen das innere Sprechen
- Vertiefung der gesprochenen Elemente im Gedächtnis
Inneres Sprechen und Depressionen/Ängste
- Hypothese über die Entstehung von Depressionen oder Angststörungen durch verzerrtes und irreales inneres Sprechen
- negative Gedanken werden nach innen formuliert und manifestieren sich
- die negativen Elemente basieren auf Grundannahmen des Patienten („Ich bin schlecht“, „Mir passiert irgendetwas Schlimmes“)
- eine Therapie sollte als Ziel haben, dem Patienten die unlogischen und widersprüchlichen Elemente seiner negativen Gedanken klarzumachen
um diese Funktion zu nutzen.