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Gebärdensprache

Englisch: sign languages, signed languages

1. Definition

Die Gebärdensprache ist eine Sprache, die nicht auf Phonemen, sondern auf körperlichen, visuell wahrnehmbaren Zeichen basiert. Sie wird vor allem von Menschen mit eingeschränktem (Schwerhörigkeit) oder aufgehobenem Hörvermögen (Taubheit) genutzt.

2. Hintergrund

Die "Deutsche Gebärdensprache" (DGS) ist seit 2002 als vollwertige Sprache in Deutschland anerkannt und kann in allen Lebensbereichen verwendet werden. Sprachwissenschaftlich gesehen gehört die Gebärdensprache zu den natürlichen Sprachen, sie hat sich im Laufe der Zeit eigenständig entwickelt. Sie besteht aus den Elementen Gesichtsmimik - insbesondere dem Mundbild (z.B. lautlos gesprochene Worte) - sowie Gestik und Körperhaltung. Darüber hinaus gibt es auch Elemente, die in der Lautsprache nicht zu finden sind, denn die Gebärdensprache ist nicht linear-zeitlich sondern räumlich-simultan aufgebaut. Durch die Aneinanderreihung einzelner Gebärden entsteht ein Satz. Dabei folgt die Gebärdensprache einer eigenen Grammatik. Es gibt keine "universelle" Gebärdensprache. Die linguistische Forschung beschäftigt sich jedoch gerade mit der Bedeutung der "International Sign" (IS), die beispielsweise auf Konferenzen genutzt wird.

3. Formen

Generell differenziert man

Es existieren verschiedene nationale, aber auch regionale Unterschiede/Dialekte. Wie viele Gebärdensprachen existieren, ist nicht bekannt. Am weitesten verbreitet ist die American Sign Language (ASL). Im deutschsprachigen Raum wird die DGS gebärdet, in Österreich beispielsweise die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS).

Unterschiede bestehen auch in der Verwendung des Fingeralphabets. So existieren Einhand-Zweihand-, Silben- und Ideogramm-Fingeralphabete, die international unterschiedlich verwendet werden.

4. Grammatik der DGS

Die DGS folgt ihrer eigenen Grammatik, die sich von der deutschen Regelgrammatik unterscheidet.

  • Deutsch: Subjekt - Prädikat - Objekt
  • DGS: Subjekt - Objekt - Prädikat

Beispiel: Der Satz "Ich sehe dich" würde "ich dich sehen" gebärdet werden. Zudem existiert in der DGS keine Höflichkeitsform.

5. Umgang mit Gehörlosen

5.1. Allgemein

Um die Kommunikation mit Hörgeschädigten zu erleichtern, gilt es Folgendes zu beachten:

  • gute Lichtverhältnisse
  • langsames und deutliches Sprechen (keine Überartikulation/verzerrten Mundbilder)
  • Verwendung der Hände bei der Kommunikation
  • lebhafte Mimik zur Erleichterung der Kommunikation
  • schriftliche Kommunikation möglichst einfach halten und im besten Fall grammatikalisch anpassen. Beispiel: "Seit wann haben Sie die Beschwerden?" reformulieren zu "Du Problem seit wann?".

Der Begriff taubstumm sollte aus verschiedenen Gründen vermieden werden. Erstens ist der Begriff taubstumm historisch negativ konnotiert, zweitens sind die meisten Gehörlosen nicht stumm. Stattdessen sollten die Begriffe taub oder gehörlos verwendet werden.

5.2. In klinischen Situationen mit Dolmetscher

In einer klinischen Situation vereinfacht ein Dolmetscher die Kommunikation. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Lichtverhältnisse gut sind und sich der Dolmetscher neben dem medizinischen Personal und gegenüber dem Patienten befindet. Er ist in diesem Kontext lediglich das Sprachmedium und unterliegt ebenfalls der Schweigepflicht. Es sollte vermieden werden, vom Patienten in der dritten Person zu sprechen oder nur den Dolmetscher anzuschauen. Generell ist es jedoch hilfreich den Patienten nach seinen Bedürfnissen direkt zu fragen und mit Zeit und Empathie ins Gespräch zu gehen.

6. Links

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